Gesundheitsministerin rügt Pflegeheimbetreiber: "Das ist nicht akzeptabel"

Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann mahnte die Leitungen von Pflegeheimen, die Spielräume für die Besuche von Angehörigen auch zu nutzen.

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Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann. (Archivbild)
Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann. (Archivbild) | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Die Niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann äußerte in der heutigen Landespressekonferenz deutliche Kritik an den Leitungen einzelner Pflegeheime und den Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Regelmäßig würden sie Zuschriften erreichen, dass das Besuchsrecht in den Einrichtungen vor Ort zu restriktiv ausgelegt wird und die Bewohner ihre Angehörigen teilweise nur "ein paar Minuten" in der Woche sehen könnten. "Das ist nicht akzeptabel", stellt die Sozialministerin klar.


Das Thema sei in der Telefonkonferenz der Fachministerinnen und Fachminister für Gesundheit aufgekommen. "In diesem Bereich haben wir es meiner Meinung nach mit dem größten moralischen Dilemma in der Corona-Pandemie zu tun", so Reimann. Einerseits seien diese Menschen besonders gefährdet, schwer zu erkranken und im schlimmsten Falle auch an den Folgen ihrer COVID-19 Erkrankung zu sterben, andererseits führten zu restriktive Besuchsregelungen zu einer sozialen Isolation, die genauso schwere Folgen für die Betroffenen haben könne. Die Ministerin blickt zurück: "Vor diesem Hintergrund haben wir die Einrichtungen schon im April aufgerufen, Hygiene- und Besuchskonzepte vorzulegen, die Kontakte zu Freunden und Angehörigen möglich machen und gleichzeitig auch Schutz vor Infektionen bieten." Dies hätten die allermeisten Heime auch getan.

Angehörige beklagen sich zu Recht


Reimann erhalte dennoch bis zum heutigen Tage "mitnehmende, herzzerreißende Zuschriften", in welchen sich Freunde und Angehörige von Bewohnerinnen und Bewohnern "zu Recht", so die Ministerin, beklagen würden, dass das Besuchsrecht zu restriktiv sei. "Und ich sage hier mal ganz deutlich, es kann nicht sein, dass Bewohnerinnen und Bewohner dieser Einrichtung ihre Angehörigen beispielsweise nur ein paar Minuten in der Woche sehen können. Derart restriktive Besuchsregelungen sind auch unter Corona-Bedingungen nicht akzeptabel."

In den wöchentlichen Gesprächen mit den Heimbetreibern sei deswegen deutlich darauf hingewiesen worden, dass die Besuchsrechte der Bewohnerinnen und Bewohner in einem angemessenen und menschenwürdigen Rahmen gewährt werden müssten. "Die Heime tragen hohe Verantwortung. Oberstes Ziel der Besuchskonzepte muss sein, den notwendigen Infektionsschutz zu beachten und gleichzeitig das Grundrecht der Bewohnerinnen und Bewohner auf Selbstbestimmung und Teilhabe auch zu gewährleisten. Das ist eine Herausforderung, aber wir erwarten von den Einrichtungsleitungen, dass die Spielräume für mehr Besuche ausgeschöpft werden", so Reimann abschließend.


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