Getreide sorgt für hohe Nitratbelastung in der Region

Die Gründe für die erhöhten Nitratwerte könnten im Getreideanbau liegen, sagt der VSR-Gewässerschutz, der fordert, dass diese Nitratauswaschung vermieden werden muss.

Matthias Ahlbrecht vom VSR-Gewässerschutz berät eine Brunnenbesitzerin am Informationsstand.
Matthias Ahlbrecht vom VSR-Gewässerschutz berät eine Brunnenbesitzerin am Informationsstand. | Foto: Anja Roth/ VSR-Gewässerschutz e.V.

Region. Wie der VSR-Gewässerschutz in einer Mitteilung am heutigen Donnerstag berichtet, seien in einigen orten der Region eine hohe Nitratbelastung Brunnengewässern nachgewiesen worden. Aufmerksam sei man auf die hohen Werte nach der Brunnenwasseruntersuchung in Peine und Braunschweig im August.



Im August bot die der gemeinnützigen Organisation VSR-Gewässerschutz Informationsstände in Braunschweig und Peine an. Hier konnten Bürger auch ihr Brunnenwasser untersuchen lassen. Dies sei auch von zahlreichenBürgern genutzt worden, die einfach wissen wollten, ob sie im Notfall das Wasser auch zum Trinken nutzen können. „Gerade für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern ist es wichtig, dass das Wasser keine höhere Nitratbelastung von 50 mg/l aufweist“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Sie erklärt: “Wenn Babynahrung aus Wasser mit hohen Nitratkonzentrationen zubereitet wird, kann es bei Säuglingen zur Blausucht kommen. Dies ist eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff und kann für Kleinkinder lebensbedrohlich sein.“

Jeder vierte Probe mit hohen Werten


Leider habe fast jeder vierte Brunnenbesitzer erfahren müssen, dass der Nitratgrenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten ist. Insgesamt sei das Wasser von 147 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Schwülper, Braunschweig, Wolfenbüttel, Lengede, Peine, Wendeburg, Vechelde analysiert worden.

Der Dipl.-Phys. Harald Gülzow und Dr. Matthias Ahlbrecht hätten bei den Untersuchungen 118 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in der Schuntersieldung gefunden. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Wendhausen mit 95 Milligramm pro Liter (mg/l), in Watenbüttel mit 116 mg/l, in Walle mit 109 mg/l, in Neubrück mit 113 mg/l, in Wendeburg mit 104 mg/l, in Bortfeld mit 100 mg/l und in Groß Ilsede mit 107 mg/l fest.

Ursachen im Getreideanbau


Der gemeinnützige Verein setze sich bereits seit vielen Jahren für den Schutz des Grundwassers ein. Die Mitglieder werten nicht nur die Ergebnisse der Nitratmessungen des Brunnenwassers aus, sondern auch die regionalen landwirtschaftlichen Daten. Anhand dieser Recherchen können die Umweltschützer erkennen, welche landwirtschaftliche Nutzung besonders zur Nitratbelastung beiträgt.


Bei ihrer Recherchearbeit sei den Gewässer-Experten aufgefallen, dass gerade in den Kreisen, in denen viel Weizen angebaut wird, auch eine höhere Nitratbelastung vorliegt. Im Kreis Peine macht der Weizenanbau bereits 31 Prozenz der Ackerflächen aus. In Braunschweig sind es sogar 40 Prozent. Der Weizen sei eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. Durch eine zusätzliche späte Düngung des Weizens werde ein besonders hoher Eiweißgehalt des Getreides erreicht – heutzutage immer noch ein Qualitätsmerkmal für besonders gute Backeigenschaften.

Nitratauswaschung muss vermieden werden


Der Dünger werde häufig nicht mehr vollständig von den Pflanzen aufgenommen und die überschüssigen Nitrate werden dann ins Grundwasser ausgewaschen. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass diese Nitratauswaschung von den Weizenfeldern vermieden werden muss. „Der Eiweißgehalt wird fälschlicherweise immer noch ausschließlich als Qualitätskriterium für die Verwendung als Backweizen angesehen. Das kritisieren bereits zahlreiche Wissenschaftler. Dabei ist schon lange bekannt, dass auch hervorragende Brote mit weniger Eiweiß gebacken werden können“, so Susanne Bareiß-Gülzow.

Ein sehr hoher Anteil des angebauten Backweizens lande heutzutage in den Futtertrögen, weil er aufgrund zu niedriger Proteinwerte nicht diesen Qualitätsanforderungen entspreche. „Der hier angebaute Weizen sollte der Brotherstellung dienen und zur Ernährungssicherheit beitragen“, bemerkt Susanne Bareiß-Gülzow. Es sei fatal, dass sich weltweit der hohe Eiweißgehalt des Weizens etabliert hat. Der VSR-Gewässerschutz fordere ein Umdenken des Handels: Die Anforderungen an Backweizen müssen umfangreicher bewertet werden – ein hoher Proteinwert sei nicht allein ausschlaggebend für die gute Backeigenschaft des Getreides. Es müsse dringend verhindert werden, dass die Trinkwasservorräte durch den Weizenanbau weiterhin mit Nitraten belastet werden. Das dies gelingen kann, zeige ein Vorzeigeprojekt aus Bayern. Hier würden bereits einige Landwirte auf die Spätdüngung des Weizens verzichten. Das Getreide weise dann zwar tatsächlich einen geringeren Eiweißgehalt auf, dennoch entstehe daraus ein hervorragendes Brot. Der VSR-Gewässerschutz fordere auch andere Bundesländer und Regionen Deutschlands auf, sich diesem Modell anzuschließen und mit vergleichbaren Projekten am Schutz der Grundwasservorräte vor Belastungen aus der Landwirtschaft zu beteiligen.


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