Aufruhr in Wagenhoff: Entferntes Storchennest sorgt für Empörung

Über die Entfernung eines Storchennestes in Wagenhoff ist eine hitzige Diskussion entbrannt. regionalHeute.de hat mit den Verantwortlichen und Beteiligten gesprochen.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Wagenhoff. Die Emotionen in der kleinen Gemeinde kochen dieser Tage hoch: Ein bebrütetes Storchennest wurde entfernt, die Elterntiere sind nun auf der Suche nach ihrem Gelege, und Anwohner zeigen sich in den sozialen Netzwerken entsetzt über die Geschehnisse. regionalHeute.de hat bei den Beteiligten nachgefragt, warum das Nest entfernt wurde und wie es nun mit den Störchen weitergeht.



Das Nest war von der LSW Netz GmbH entfernt worden, die verantwortlich für den Standort - ein Trafohäuschen - und damit für die technische und bauliche Sicherheit ist. Die Station wird laut Unternehmen turnusgemäß zweimal jährlich kontrolliert. Bei der letzten Kontrolle seien keine sichtbaren Schäden am Storchennest festgestellt worden. Den Hinweis zum beschädigten Nestaufbau habe man Anfang der vorletzten Woche von ortsansässigen Bewohnern erhalten. Nach Begutachtung des Nestes habe dessen Absturz nicht ausgeschlossen werden können, sodass man im Zuge der Verkehrssicherungspflicht verpflichtet gewesen sei, unverzüglich zu handeln. Für die Entfernung des Nestes hat die Untere Naturschutzbehörde des Landes eine Ausnahmegenehmigung nach § 45 des Bundesnaturschutzgesetzes erteilt.

Das sagt der NABU


Jörg Neumann vom NABU Artenschutzzentrum Leiferde, das die Entfernung des Nestes begleitet und die Eier in Obhut genommen hat, berichtet, dass diese keinerlei Schaden genommen haben und man nun darauf hofft, dass die Jungen schlüpfen. Dann wären die Überlebenschancen für die jungen Störche recht gut: Die Handaufzucht von Störchen verlaufe in den meisten Fällen problemlos und auch die Auswilderung klappe erfahrungsgemäß gut. Was die Elterntiere, die nach der Entfernung auf der Suche nach dem Nest waren, angeht, sei natürlich an ihrem Verhalten zu erkennen, dass sie von den Geschehnissen überrascht wurden. Andererseits sei die Bindungsphase zum Nachwuchs bei Störchen relativ kurz und Brutabbrüche kommen bei ihnen relativ häufig vor, zum Beispiel durch Revierkämpfe. Insofern werde das Storchenpaar sicher keinen bleibenden Schaden davontragen.

Das sagt der Bürgermeister


Jörg Mantei, der Bürgermeister der Gemeinde, hat zwar Verständnis für den Unmut der Bürger, betont jedoch, dass die Maßnahme im Sinne der Sicherheit unumgänglich war. Der Turm, auf dem sich das Nest befunden hatte, sei nicht umzäunt und vor allem im Hinblick auf einen nebenan gelegenen Kindergarten und eine Bushaltestelle, an der sich ebenfalls regelmäßig Kinder aufhalten, habe deren Sicherheit Vorrang gehabt. Im Ort sei die Stimmung aufgeheizt, in anonymen Flyern werde sogar zu einer Aktion in der kommenden Woche aufgerufen. Mantei betont, dass er stets offen für ein Gespräch mit den Bürgern ist.

Neues Nest bereits in Planung


Die LSW Netz hat bereits zugesagt, im kommenden Jahr in Abstimmung mit dem Storchenbeauftragten ein neues Nest in Wagenhoff aufzustellen, damit das Storchenpaar künftig wieder seinen Nachwuchs in dem Ort aufziehen kann. Das leere Nest habe man laut Bürgermeister Mantei im Übrigen auf einer Streuobstwiese im Dorf platziert, die gefährdeten Arten wie dem Fasan als Rückzugsort dient.