Sassenburg. Der Regionalverband Großraum Braunschweig hat im vergangenen Jahr angekündigt, den Ausbau der Windkraftenergie in der Region voranzutreiben. Ziel ist es, den gesetzlichen Vorgaben des Wind-an-Land-Gesetzes gerecht zu werden, wonach Niedersachsen bis 2032 insgesamt 2,2 Prozent seiner Landesfläche für Windkraft ausweisen muss. Der Regionalverband selbst plant, in seinem Gebiet 3,18 Prozent bereitzustellen. Doch die konkreten Pläne stoßen nicht überall auf Zustimmung – so auch in der Gemeinde Sassenburg.
In Sassenburg sorgt insbesondere der Vorschlag, zwei große Flächen für Windenergie im Dreieck der Ortschaften Dannenbüttel, Grußendorf und Westerbeck auszuweisen, für Diskussionen. Die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (B.I.G.) kritisiert den Ausbau scharf. In einer Pressemitteilung weist die B.I.G. darauf hin, dass die geplanten Anlagen „wahre Industriegiganten“ seien, die den Lebensraum durch Schattenwurf, Schall und optische Dominanz erheblich beeinflussen könnten.
Die Einhaltung eines Mindestabstands von 1.000 Metern zur Wohnbebauung wird zwar als rechtlich „zumutbar“ eingestuft, die B.I.G. sieht jedoch weiterhin eine spürbare Beeinträchtigung der Lebensqualität der betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umgang der Gemeindeverwaltung mit den Planungen. Die B.I.G. moniert, dass die Verwaltung bislang keine eigene klare Position erarbeitet habe.
Forderungen der Bürger-Interessen-Gemeinschaft
In ihrem Vorschlag fordert die B.I.G., dass bestimmte Flächen – insbesondere Wälder – aufgrund ihres ökologischen Wertes nicht für Windkraft ausgewiesen werden. Sie verweist auf die wichtige Funktion von Wäldern als Lebensraum bedrohter Tierarten wie dem Rotmilan und als Kohlenstoffspeicher zur Bekämpfung des Klimawandels. Gleichzeitig drängt die B.I.G. darauf, die Ortsentwicklung in den betroffenen Ortschaften nicht zu gefährden und ausreichend Freiräume für die zukünftige Wohnbebauung zu schaffen - da könnten 1.000 Meter künftig zu knapp bemessen sein.
Ein weiterer Punkt in der Diskussion betrifft den Anschluss der geplanten Vorranggebiete an das Stromnetz. Die B.I.G. weist darauf hin, dass die technische Anbindung gewährleistet sein muss, damit die Anlagen einen Beitrag zur Energiewende leisten können.
Parallelen zu Wolfsburg
Auch im benachbarten Wolfsburg steht das Thema Windenergie auf der Agenda. Dort sieht der Regionalverband neben bestehenden Flächen weitere Potenzialgebiete, darunter westlich von Sülfeld und nördlich von Brackstedt. Die Stadtverwaltung unterstützt grundsätzlich den Ausbau erneuerbarer Energien, betont jedoch die Notwendigkeit einer genauen Interessensabwägung. Kritisch sieht die Verwaltung die Ausweisung von Flächen, die für die künftige Wohnbauentwicklung wichtig sind. Oberbürgermeister Dennis Weilmann und Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide fordern, dass lokale Gegebenheiten stärker berücksichtigt werden.
Bundesweite Ziele und lokale Herausforderungen
Der Ausbau der Windenergie ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende in Deutschland. Mit dem Wind-an-Land-Gesetz hat die Bundesregierung alle Bundesländer verpflichtet, feste Flächenanteile für Windparks bereitzustellen. Während die übergeordneten Klimaziele kaum umstritten sind, zeigt sich auf lokaler Ebene immer wieder, wie schwierig die Umsetzung ist. Fragen des Arten- und Naturschutzes, Konflikte mit Wohn- und Erholungsflächen sowie die Akzeptanz der Bevölkerung bleiben Herausforderungen, die bei den Planungen berücksichtigt werden müssen.
Nächste Schritte in Sassenburg
In Sassenburg wird die Diskussion am 23. Januar 2025 in einer öffentlichen Sitzung weitergeführt. Vertreter der Gemeinde, Ortsräte und Bürgerinnen und Bürger sollen gemeinsam über eine Stellungnahme an den Regionalverband beraten. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, wie der Ausbau der Windkraft in Einklang mit den lokalen Bedürfnissen und Belangen gebracht werden kann.
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