Gifhorn. Im Zuge der Verkehrswende werden bundesweit ehemalige Bahnstrecken auf die Möglichkeit einer Reaktivierung geprüft. Gleich zwei Trassen standen dafür im Landkreis Gifhorn auf der Prüfliste – die Strecke Hankensbüttel-Wittingen und jene zwischen Wittingen und Celle. Während erstere schon früh aus dem Rennen geschieden war, gab es bei der Verbindung nach Celle noch Hoffnung. Nun steht das Ergebnis der Prüfung fest und wurde in der vergangenen Kreistagssitzung durch die Verwaltung vorgestellt.
Im April 2023 hatte das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung (MW) einen Ideenaufruf zum neu aufgelegten Reaktivierungsprogramm für Bahnstrecken gestartet. Der Landkreis Gifhorn hatte die Strecken „Hankensbüttel-Wittingen“ und „Celle-Wittingen“ für eine potenzielle Reaktivierung benannt – beide Verbindungen kamen jedoch nicht in die Liste der 14 in die zweite Stufe des Verfahrens aufrückenden Strecken da sie die, in der Bewertungsmethodik des Ministeriums benötigte Punktzahl knapp verfehlten.
Die Kommunen bekamen jedoch die Gelegenheit, im Rahmen einer Nachbetrachtung Argumente und Fakten zu liefern, die ein Weiterkommen noch ermöglichen könnten. Für die Strecke Celle-Wittingen wurde durch die Kreisverwaltung ein Dokument mit Argumenten für ein Aufrücken der Strecke in die zweite Stufe der Reaktivierungsuntersuchung erstellt, weshalb diese schließlich doch weiter geprüft wurde.
Strecke wurde Nutzwertanalyse unterzogen
Ziel der zweiten Stufe war es, die verbliebenen Strecken einer Nutzwertanalyse zu unterziehen. Das Ergebnis dieser Analyse ist ein Nutzen-Kosten-Index, der den gesamtwirtschaftlichen Nutzen der jeweiligen Vorhaben den entsprechenden Kosten gegenüberstellt. Für die Analyse wurden unter anderem Entwicklungen abgefragt, die für zukünftige Fahrgastprognosen und den daraus resultierenden Nutzen von starker Bedeutung sein könnten, beispielsweise Wohngebiete oder entstehende Arbeitsplätze. Solche Faktoren können das Fahrgastpotenzial positiv beeinflussen, und der gesamtwirtschaftliche Nutzen verbesserte sich dadurch auf knapp über 4 Millionen Euro.
Das ist das Ergebnis
Dem gegenüber standen jedoch die zu erwartenden Investitions- und Instandhaltungskosten. In Relation zur Streckenlänge sei das Fahrgastpotenzial entlang der Strecke schlicht nicht groß genug, als dass der errechnete Nutzen die zu erwartenden prognostizierten Kosten aufwiegen könnte. Somit fällt auch die Strecke Wittingen-Celle aus einer weiteren Betrachtung im Rahmen der Reaktivierungsuntersuchung heraus und wird vorerst nicht in das Reaktivierungsprogramm aufgenommen. In Zukunft könnten allerdings Aspekte, wie eine verstärkte gewerbliche Nutzung oder auch eine mögliche Nutzung als militärischer Transportweg, zu einer Neubewertung führen.