Gifhorn. Durch einen Fall des sogenannten "Love-Scammings" oder "Romance-Scammings" wurde jetzt eine 51-jährige Gifhornerin um rund 40.000 Euro betrogen. Dies geht aus einer Polizeimeldung hervor.
Die Frau erhielt Ende März auf ihrem Facebook-Account eine Freundschaftsanfrage eines vermeintlich 55-jährigen US-Amerikaners. Da der Mann nett ausgesehen habe, habe sich die Gifhornerin darauf eingelassen und ihre Zustimmung gegeben. Der 55-jährige habe sich als Marineingenieur vorgestellt, der auf einem Schiff vor Schottland arbeiten würde. Er sei verwitwet und habe einen 17-jährigen Sohn. In der Folgezeit wurden private Dinge und Fotos hin- und hergeschickt. Aus Sicht der Gifhornerin hätten sich beide in dieser Zeit ineinander verliebt. Der 55-jährige teilte in diesem Zusammenhang mit, in Kürze seinen Beruf aufgeben und gemeinsam mit seinem Sohn zu der 51-jährigen nach Gifhorn ziehen zu wollen.
In den nachfolgenden Wochen brachte der 55-jährige die arglose Frau dann durch fadenscheinige Begründungen dazu, mehrere Banküberweisungen in einer Gesamthöhe von rund 40.000 Euro zu tätigen. Unter anderem sollten Teilbeträge per Western Union in die USA und nach Ghana an Mittelsmänner überwiesen werden.
Der ganze Betrug flog schließlich auf, nachdem in einem Geldwäscheverfahren gegen eine Frau aus Baden-Württemberg ermittelt wurde. In diesem Verfahren ging es unter anderem auch um eine Überweisung der Gifhornerin an den vermeintlichen US-Amerikaner.
Wie erkenne ich einen Romance- oder Love-Scammer?
An der Kontaktaufnahme: Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen Mailadressen arbeiten, ist selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein Scammer verbirgt. Finger weg von Chatnamen mit ungewöhnlichen Zeichen (z.B. Prozentzeichen) - diese schicken mit ihren Nachrichten Software mit, die dem Computer schaden kann.
An der Sprache: Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Romance- oder Love-Scammer sind. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
An den Bildern: Die Bilder sind unscharf und nur in sehr kleiner Auflösung im Internet eingestellt, da sie gestohlen wurden. Ausnahme: Scamm-Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
Am Inhalt der Mails: Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre. An den überbordenden Liebeserklärungen und Liebesbekundungen sind sie leicht zu erkennen. Aber es geht auch anders: Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbies, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt immer eine Rolle. Wichtig: Die Scammer bezeichnen ihre neuen Partner schon bald als "Ehemann" oder "Ehefrau" und schmieden Heiratspläne. Deswegen scheint die Bitte um ein Visum oder ein gemeinsames Konto gerechtfertigt.
An Verbindungen nach Westafrika/Russland/Südostasien: Ob Geschäftsreise oder familiäre Probleme, es gibt vielfältige Gründe für eine Verbindung nach Nigeria, Ghana usw. Frauen hingegen leben oft in osteuropäischen / südostasiatischen / südamerikanischen Ländern.
An Bitten um Geld / Visum / Päcken- oder Briefversand / gemeinsames Konto: Es gibt viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigert es sich, Geld zu schicken, finden Betrüger andere Wege. Gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen, gehören dazu. Momentan sehr stark ausgeprägt ist der Wunsch nach einer Einladung nach Deutschland. Hier wollen die Betrüger nicht nur auf Kosten ihrer Opfer leben, sondern auch weiterhin im Auftrag der Nigeria Connection tätig sein. Die Betrüger schaffen es auch, geschickt die Opfer für ihre Zwecke zu missbrauchen, beispielsweise sollen diese Briefe oder Päckchen an dritte Personen verschicken. Scam-Frauen erbetteln sich häufig Einladungen nach Deutschland. Oft geben die Betrüger vor, ein gemeinsames Konto mit dem Opfer eröffnen zu wollen und bitten um Kopien von Ausweisen. Die Daten werden für Fälschungen von Pässen genutzt. Tipp: Geben Sie den Namen Ihres/Ihrer Internetbekanntschaft mit dem Zusatz "Scammer" beispielsweise bei Google ein. Die Suchmaschine kann in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen.
Was tun, wenn ich gescammt werde?
Blockieren: Sofort jeglichen Kontakt abbrechen. Keine Mails, keine Anrufe des Scammers mehr entgegennehmen. Am besten ist es, sich eine neue Mailadresse und Telefonnummer zuzulegen. Gefahr besteht auch für Freunde im sozialen Netzwerk und für alle Kontakte im eigenen Mailadressbuch. Denn die Täter schicken mit ihren Mails meistens auch einen Computervirus mit. Dieser scannt die Daten im Mailadressbuch und erlaubt auch sonst eine Kontrolle über den Rechner ihrer Opfer.
Ignorieren: Nicht auf Forderungen des Scammers eingehen. Auf keinen Fall Geld überweisen, Schecks einlösen oder Briefe und Päckchen weiterleiten - und auch nicht aufbewahren. Geleistete Zahlungen, wenn noch möglich, sofort rückgängig machen.
Sichern: Speichern Sie alle Mails und Chat-Texte als Beweis auf einer CD-ROM ab. Heben Sie Überweisungsbelege usw. auf. Wenn Sie es nicht selbst können, dann lassen Sie sich von computererfahrenen Bekannten und Freunden den so genannten E-Mail-Header auslesen. Daran erkennen Sie, woher die Mail geschickt wurde. Selbsthilfeseiten im Internet erklären Ihnen ebenfalls, wie Sie sich vor größerem Schaden schützen können.
Löschen: Nach dem Sichern löschen Sie alle Beweisdaten von Ihrer Festplatte. Vergessen Sie nicht, auch den E-Mail-Account zu löschen.
Hilfe holen: Gehen Sie zur Polizei. Die Strafverfolgung solcher Täter ist zwar enorm schwierig, weil sie aus dem Ausland agieren. Dennoch sollten Sie den Vorfall auf jeden Fall melden. Das ist besonders wichtig, wenn beispielsweise Banken strafrechtliche Schritte gegen Opfer unternehmen wollen, die unwissentlich gefälschte Schecks eingereicht haben.
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