Giftiger Alkohol – 400 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter fanden den Tod

Am 24. April 1945 tranken freigelassene Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter giftigen Alkohol aus Kanistern. Mit einer Gedenktafel soll ihrer gedacht werden.

Das Foto zeigt das Kriegsgräberfeld auf dem Katholischen Friedhof in Gifhorn. Hier befinden sich 46 Gräber von polnischen, russischen, ukrainischen und ungarischen Toten. Die meisten starben in den Tagen nach der Tragödie auf dem Bahnhof, wie auch der Pole Mieczyslaw Banasiak, der am 25.4.1945 starb. Er ist einer der wenigen namentlich bekannten Opfer.
Das Foto zeigt das Kriegsgräberfeld auf dem Katholischen Friedhof in Gifhorn. Hier befinden sich 46 Gräber von polnischen, russischen, ukrainischen und ungarischen Toten. Die meisten starben in den Tagen nach der Tragödie auf dem Bahnhof, wie auch der Pole Mieczyslaw Banasiak, der am 25.4.1945 starb. Er ist einer der wenigen namentlich bekannten Opfer. | Foto: Stadt Gifhorn

Gifhorn. Die Corona-Pandemie verhindert auch das öffentliche Gedenken. Am heutigen Freitag hätte mit der Enthüllung einer Gedenktafel der Opfer einer Tragödie gedacht werden sollen. Einige hundert freigelassene und Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter tranken vor 75 Jahren am 24. April 1945 im Bahnhof Gifhorn Alkohol aus Kanistern. Dabei handelte es sich jedoch um Methylalkohol. Dies berichtet die Stadt Gifhorn.


Sie hatten den Krieg überlebt und sie wollten das feiern. Die Kanister hätten sich in einem Waggon eines Zuges im Bahnhof Gifhorn befunden. Doch darin sei Methylalkohol gewesen – hochgiftiger Treibstoff für Panzer und Flugzeuge. Zirka 400 junge Leute starben daran qualvoll. Die Opfer seien in Massengräbern in Gifhorn und Umgebung bestattet worden. 213 von ihnen wären 1959 auf den Kriegsgefangenen-Friedhof in Wietzendorf (Heidekreis) umgebettet worden.

Nur wenige der meist jungen Menschen seien namentlich bekannt, wie der junge Pole Mieczyslaw Banasiak. 

Dass das Schicksal dieser Menschen und der Verbleib ihrer Gebeine in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind, sei ein Verdienst der Gifhorner Lokalhistoriker. „Ich bin sehr dankbar, dass sie in den vergangenen Jahren Informationen über diese Methylalkohol-Katastrophe vom April 1945 recherchiert und sich auf Spurensuche begeben haben, um herauszufinden, wo die Menschen begraben liegen“, sagt Klaus Meister, Leiter des Fachbereichs Kultur. Sie seien es auch, die sich um die Pflege der Gräber auf den Friedhöfen in Gifhorn sowie auf dem Kriegsgefangenen-Friedhof in Wietzendorf (Heidekreis) kümmern würden. Besonders hervorheben möchte Klaus Meister in diesem Zusammenhang Altbürgermeister Manfred Birth, den ehrenamtlichen Stadtarchivar Heinz Gabriel und den Vertreter des Bündnisses „Bunt statt Braun“, Jörg Prilop.

 Die Gedenktafel solle nun zu einem späteren Zeitpunkt eingeweiht werden.


mehr News aus Gifhorn


Themen zu diesem Artikel


Krieg