Gifhorn. Beschwerden im Bereich der Schultern und des Nackens kennt fast jeder. Oft sind sie harmlos und klingen binnen weniger Tage ab. Aber nicht bei Heinrich Böbel: Die quälenden Schulterschmerzen entpuppen sich als einen Sonderfall des Rheumas. Das Helios Klinikum Gifhorn GmbH berichtet über diesen Fall in einer Pressemitteilung.
Von einem auf den anderen Tag plagen den 80-jährigen Schulter-Arm-Schmerzen. „Ich dachte, ich hätte mich verlegen. Das kommt vor und wegen ein bisschen Schmerzen gehe ich nicht gleich zum Arzt“, erzählt Heinrich Böbel. Aber es tritt keine Besserung ein und die Beschwerden breiten sich von den Schultern über den Rücken und die Oberarme aus. „Merkwürdig war, dass ich im Stehen, Sitzen oder bei Bewegung weniger Schmerzen verspürte. Im Liegen jedoch fand ich keinen Frieden. Ich habe halb sitzend geschlafen, weil es anders nicht auszuhalten war.“ Es folgt eine lange Behandlung bei Ärzten, unter anderem mit Spritzen in die Schultergelenke. Aber auch diese verfehlen ihre Wirkung: Heinrich Böbel leidet weiterhin unter starken Schmerzen.
Rheuma-Sonderform wird häufig zu spät erkannt
Schließlich wird der Isenbütteler mit der Frage nach einer Operation an Prof. Dietmar Urbach überwiesen. Bevor der Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie im Helios Klinikum Gifhorn aber zum Skalpell greift, führt er mit dem Patienten ein ausführliches Gespräch sowie eine Untersuchung durch. Danach stellt der Schulter-Experte die Verdachtsdiagnose: Polymyalgia rheumatika. „Schulter-Ruheschmerzen mit beidseitigem muskulären Oberarmdruckschmerz gelten als typische Symptome für diese Sonderform des Rheumas“, erklärt Prof. Urbach. Der Facharzt ordnet eine Blutuntersuchung an und tatsächlich: Die Laborwerte bestätigen die Verdachtsdiagnose. „Leider wird diese Sonderform des Rheumas häufig erst sehr spät erkannt“, sagt Prof. Urbach. „Dabei ist ein früher Therapiebeginn sehr wichtig und erspart dem Patienten einen langen Leidensweg.“
Der Orthopäde verschreibt seinem Patienten die Einnahme von Kortison-Tabletten mit einer anfangs relativ hohen Tagesdosis. „Wenige Stunden nach der ersten Einnahme war ich plötzlich schmerzfrei“, wundert und freut sich Heinrich Böbel noch immer. Die schnelle Wirkung sei Prof. Urbach zufolge ebenfalls typisch für dieses rheumatische Krankheitsbild. Infolgedessen reduziert er das Kortison auf eine sogenannte Erhaltungsdosis. Heinrich Böbel nimmt nun täglich eine so geringe Menge an Kortison, die unterhalb der Nebenwirkungsschwelle liegt. „Der nächste Schritt ist ein Auslassversuch. Das bedeutet, wir werden das Kortison komplett absetzen und beobachten, ob Herr Böbel schmerzfrei bleibt“, so der Chefarzt. Doch das hat sich der 80-Jährige noch nicht getraut.