Maßnahmen an der Aller: Bei Müden rollen die Bagger an

Bei dem Projekt, das Mitte August startet, stehen Artenvielfalt und eine naturnahe Gewässerstruktur im Fokus.

Die Aller bei Müden ist bald um einige Strömungslenker und Uferstrukturen reicher. Sie kommt so ihrem natürlichen Zustand ein Stück näher.
Die Aller bei Müden ist bald um einige Strömungslenker und Uferstrukturen reicher. Sie kommt so ihrem natürlichen Zustand ein Stück näher. | Foto: Walter Wimmer

Müden. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) setzt die Renaturierung der Alleraue im Landkreis Gifhorn fort. Nachdem 2017 ein erster Abschnitt des bis in das vergangene Jahrhundert stark veränderten Flusses in einen natürlicheren Zustand versetzt wurde, geht es ab Mitte August nahe Müden weiter. Dabei wird der strukturarme Fluss auf einem 800 Meter langen Teilstück naturnäher gestaltet. Das berichtet der NLWKN in einer Pressemitteilung.



Als „Gewässer II. Ordnung" gilt die Aller als Prioritätsgewässer gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese sieht vor, dass die Grund- und Oberflächengewässer der Mitgliedsstaaten verpflichtend in einen guten Zustand gebracht werden müssen. „Durch den strukturarmen Ausbau der Allersohle und der Ufer in den 1960er Jahren wurde das Gewässer in diesem Bereich als erheblich verändert eingestuft. Sie wird deshalb im Zuge des Aktionsprogramms Niedersächsische Gewässerlandschaften ökologisch aufgewertet", erklärt Lena Kassens von der NLWKN-Betriebsstelle Süd in Braunschweig die Hintergründe der in Kürze startenden Arbeiten.

Einbau von Strömungslenkern


Der Aller werden dabei durch den Einbau von Strömungslenkern aus Totholz, Raubäumen und Kies vielfältige und wertvolle Ufer- und Sohlenstrukturen zurückgegeben. Zugleich wird auf diese Weise die Vielfalt der in der Aller vorkommenden Fließgeschwindigkeiten bei mittleren Wasserständen - die sogenannte Strömungsdiversität - erhöht. Auf landeseigenen Naturschutzflächen erfolgt durch das Pflanzen von standorttypischen Gehölzen dabei auch die Einbeziehung der Aue in das Vorhaben. Gleichzeitig erhält die Aller vom Südufer her eine Beschattung.

Profiteur der Maßnahme: Die Grüne Flussjungfer ist streng geschützt und auf Strukturvielfalt in ihrem Lebensraum angewiesen. An der Aller werden hierfür nun günstige Bedingungen geschaffen.
Profiteur der Maßnahme: Die Grüne Flussjungfer ist streng geschützt und auf Strukturvielfalt in ihrem Lebensraum angewiesen. An der Aller werden hierfür nun günstige Bedingungen geschaffen. Foto: Dr. Klaus Guido Leipelt


„Wir werden auf der Projektfläche ehemals häufige und auch für diese Region typische Auestrukturen in Form eines Neben- und eines Altarms entwickeln, die künftig als Ruhezone und Laichhabitat für Fische und andere aquatische Lebewesen dienen", so Kassens. Solche Orte werden gerne von Libellen wie der Grünen Flussjungfer oder Fischen wie dem Steinbeißer genutzt. Stellenweise wird auch der Aufwuchs von Gehölzen der Aue zugelassen.

Sechswöchige Bauzeit


Über die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie hinaus wird bei dem Projekt auch der Hochwasserschutz Berücksichtigung finden: Über die Rückverlegung der vorhandenen Verwallung am Allerufer wird Raum für Hochwasser geschaffen, welches schadlos abfließen kann, wenn der Wasserstand wieder gesunken ist. Die Arbeiten sollen bereits in der kommenden Woche beginnen. Die Planer gehen von einer rund sechswöchigen Bauzeit aus. Die Umsetzung des Vorhabens wird vollständig über das Programm zur Fließgewässerentwicklung (FGE) aus Landesmitteln finanziert.


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