Gifhorn. In mehreren privat genutzten Brunnen im Landkreis Gifhorn hat der VSR-Gewässerschutz eine zu hohe Nitratbelastung festgestellt. Die gemeinnützige Organisation hatte am 6. Mai 40 Wasserproben analysiert – in jeder achten Probe lag der Nitratwert über dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Besonders stark belastet sei das Wasser in Didderse (91 mg/l), Hankensbüttel (85 mg/l) und Grassel (68 mg/l), heißt es in einer Pressemitteilung des VSR-Gewässerschutzes.
Auch in Wilsche (61 mg/l) und Dannenbüttel (54 mg/l) sei der Grenzwert überschritten worden. Der Gewässerexperte Harald Gülzow zeigt sich besorgt: „Trotz zahlreicher Vorschriften zur Düngung gelingt es offenbar nicht, die Nitratwerte nachhaltig zu senken.“ Interessierte können die vollständigen Messergebnisse über eine interaktive Karte auf der Homepage des VSR-Gewässerschutzes einsehen.
Bäume auf Ackerflächen können helfen
Der VSR-Gewässerschutz sieht in Agroforstsystemen – also dem kombinierten Anbau von Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen – eine wirksame Möglichkeit, der Nitratbelastung entgegenzuwirken. „Bäume mit tiefreichenden Wurzeln können das in tiefere Bodenschichten gesickerte Nitrat aufnehmen und es zurück in den Nährstoffkreislauf bringen“, erklärt Gülzow. So lasse sich der Grundwasserschutz verbessern, ohne dass Ernteverluste entstehen.
Im Landkreis Gifhorn bestehen rund 83 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen aus Ackerland – meist ohne Gehölze. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft sind viele Feldgehölze verschwunden. Gerade in solchen Regionen könne Agroforst einen spürbaren Effekt haben.
Aufruf an die Bundesregierung
Der VSR-Gewässerschutz unterstützt daher den bundesweiten Appell „Agroforst Jetzt“, der von einem Fachbündnis aus Agrarwissenschaftlern, Beratern und Organisationen initiiert wurde. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Agroforstsysteme zu schaffen.
Die Initiatoren betonen, dass diese Form der Landnutzung nicht nur dem Gewässerschutz dient, sondern auch zur Anpassung an den Klimawandel beiträgt. So können Agroforstsysteme etwa Bodenerosion verhindern, die Taubildung fördern und Erträge bei Extremwetter stabilisieren.