2.500 Jahre Betriebszugehörigkeit: Abfindungen sind Zankapfel bei Trinks in Goslar

Die NGG plant einen Warnstreik für einen Sozialtarifvertrag. Dabei geht es auch um die Anerkennung der langjährigen Betriebszugehörigkeit.

Foto der Aktion „Menschenkette gegen die 150 Kündigungen“ vom 18. Januar.
Foto der Aktion „Menschenkette gegen die 150 Kündigungen“ vom 18. Januar. | Foto: NGG

Goslar. Massenklagen gegen die Kündigung, Betriebsratswahl und Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag – die Beschäftigten in der Goslarer Trinks-Zentrale stellen Forderungen an den Arbeitgeber und werden darin durch die Gewerkschaft NGG unterstützt. Aktueller Streitpunkt: Faire Abfindungszahlungen für insgesamt 2.500 Jahre Betriebszugehörigkeit, die die 150 gekündigten Beschäftigten in die Waagschale zu werfen haben und für die sie Anerkennung fordern. Dies teilt die Gewerkschaft NGG in einer Pressemitteilung mit.


Dass kaum ein Beschäftigter zum 1. September 2022 mit nach Hennef umziehen werde, sei absehbar gewesen und habe sich in den letzten zwei Monaten so bestätigt. Mehr als 65 Kündigungsschutzklagen würden daher derzeit beim Arbeitsgericht in Braunschweig laufen. Zum Problem könnte es werden, dass Beschäftigte die Zentrale schon früher verlassen, da sie aktiv neue Arbeitsplätze suchen. „Die Verlagerung der Zentrale ist eine riskante Entscheidung der Geschäftsführer und Gesellschafter. Man reißt hier dem Unternehmen das Herz heraus und setzt auf eine gelingende Transplantation zum Stichtag 1. September 2022 in Hennef. Wir haben ernste Zweifel, ob das so klappt, und damit Sorge ums ganze Unternehmen“, sagt Arno Fischer, Gewerkschaftssekretär der NGG Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz.

Angemessener Verlustausgleich


Am gestrigen Montag habe die zweite Verhandlung über den Abschluss eines Sozialtarifvertrags in Goslar stattgefunden. Die Hauptforderung seitens der NGG-Tarifkommission: Pro Jahr der Betriebszugehörigkeit solle ein angemessener finanzieller Verlustausgleich fließen. Die Betriebstreue sei die gängige Berechnungsbasis für Abfindungen, über die Höhe des Abfindungsfaktors werde meist gestritten beziehungsweise verhandelt. Das Know-how, das durch die geplante Verlagerung der Zentrale in Goslar verloren gehe, betrage für die 150 Betroffenen insgesamt etwa 2.500 Jahre. Die Arbeitgeberseite wolle die langen Betriebsjahre jedoch nicht anrechnen. Sie habe im Gegenzug lediglich eine Prämie pro verbleibenden Monat bis zum 31. August 2022, rechnerisch laufend ab Inkrafttreten des Sozialtarifvertrags, angeboten.

„Die lange Betriebstreue von vielen Beschäftigten der Trinks-Zentrale scheine den Geschäftsführern wenig wert zu sein. Sie sollen aber noch weitere 17 Monate treu im Unternehmen bleiben, damit alles läuft, bis die Pforten in Goslar endgültig geschlossen werden. Das ist pure Demotivation. Wir streiten nun für die Anrechnung der Betriebszugehörigkeit, es geht um die Anerkennung der vielen Berufsjahre, die Etliche in die Trinks GmbH investiert haben“, sagt Fischer, der Verhandlungsführer der NGG- Tarifkommission ist.

Der dritte Verhandlungstag werde am 20. April in Goslar stattfinden. Um die Arbeitgeberseite zum Umdenken und zu einem verbesserten Angebot zu bewegen, werden die Beschäftigen ihre Arbeit niederlegen. NGG ruft in näherer Zukunft zum ersten Warnstreik auf.


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