Goslar. Eher im Stillen wurde das Odeon-Theater für einen symbolischen Euro am 26. Juni an die Investoren und Projektentwickler Dr. Gert Meinhof und Dirk Felsmann verkauft. Nun laufen die Planungen für den Umbau zu exklusiven Wohnungen auf Hochtouren - Dirk Felsmann verrät im Interview mit regionalHeute.de Details zur Wiedererweckung des Gründerzeitbaus - auch eine Abschiedsfeier für die Goslarer von "Ihrem Theater" ist geplant.
Dass das Odeon-Theater wohl nie mehr als Spielstätte genutzt werden wird, ist spätestens seit der Übergabe des Gebäudes an das Goslarer Gebäude Management zur „Verwertung“ im Jahr 2015 in Stein gemeißelt. Die Probleme in Statik und Brandschutz machten jede Hoffnung auf eine wirtschaftliche Weiternutzung als Theater zunichte. Trotz seines fortschreitenden Verfalls hat das geschichtsträchtige Bauwerk das Investoren Duo Dr. Meinhof & Felsmann sofort überzeugt: "Wir haben uns sozusagen schockverliebt. Einen Tag später war dann intern schon entschieden, dass wir das Gebäude kaufen wollen", berichtet Dirk Felsmann: "Wir hatten Kontakt mit dem Bürgermeister Oliver Junk und als er gehört hat, dass wir uns am Fliegerhorst Ost um die Denkmäler kümmern, hat er uns auf das Odeon aufmerksam gemacht." Die großen baulichen Probleme, die dem Gebäude innewohnen, waren den Investoren dabei von Anfang an bewusst. Felsmann: "Im Gutachten steht, die Außenwände stehen auf breiigem Untergrund und sie können mir glauben, das liest man nicht gerne. Aber auch dafür gibt es Lösungen."
So könnte der Innenhof aussehen, der aus dem offenen Theatersaal entsteht. Grafik: pfitzner moorkens Architekten Foto: pfitzner moorkens Architekten
Das große Ganze
Das schwere Dach, welches den großen Theaterraum überspannt, belastet die Bausubstanz und drückt die Wände weiter in den unterspülten Boden.Als erste Maßnahme für die Weiterentwicklungwird das Areal baurechtlich umgewidmet: "Das Odeon wird ein sogenannte 'Urbanes Gebiet'. Das ist eine Bezeichnung, die im Planungsrecht erst vor kurzem für genau solche Fälle eingeführt wurde. Eigentlich wurde die Bezeichnung für Berlin entwickelt - und bisher selten angewandt", bemerkt Felsmann: "Goslar ist da sehr innovativ." Die Lösungsidee für das statische Problem klingt simpel: "Wir entfernen einen Teil des Daches und betrachten dann die übrig gebliebenen Räume. Wir öffnen den Theatersaal. Dieser Raum wird ein offener Innenhof. Dann bleibt der Mantelbau und den muss man einfach gliedern und als Wohnraum gestalten."
Das allein reiche noch nicht - die Außenwände stehen auf keinem festen Fundament mehr. Felsmann stellt auch für dieses Problem eine Lösung vor: "Wenn ich das als Theater erhalten wollte, müsste ich mit hohem technischen Aufwand unter die vorhandenen Mauern ein Fundament bauen. Wenn ich aber sage, ich baue eine neue Mauer von hinten an die Fassade, dann habe ich diese technischen Probleme nicht. Und ich muss ohnehin eine Wärmedämmung realisieren, also ist die zweite Außenmauer doppelt sinnvoll. Die historische Fassade wird dann vom neuen Mauerwerk getragen."
Nie mehr Waschbeton
Wenn die großen Probleme beseitigt sind, geht es an die Detailplanung. Felsmann verrät zum Beispiel, dass der umstrittene Waschbetonvorbau aus dem Jahre 1968 etwas neuem weichen wird: "Der Waschbetonbau fällt. Dann werden wir mit vorsichtigen Maßnahmen versuchen, das historische Erscheinungsbild nachzubilden." Die denkmalgeschützte Trägerkonstruktion des Daches bleibe über dem geöffneten Theatersaal erhalten: "Das ist eine wunderschöne, filigrane Stahlkonstruktion. Das Material wird behandelt, damit es witterungsbeständig ist. Das Tragwerk zeichnet dann die ehemalige Raumkontur nach", beschreibt Felsmann das neue Erscheinungsbild. "Wir werden vor allem auch die Fenster wieder öffnen, die im Laufe der Zeit aus praktischen Gründen zugemauert wurden. Wir haben es dann mit einem hochmodernen Gebäude mit historischer Schale zu tun!"
Große Abschiedsfeier für alle Goslarer geplant
Das Theater soll aber nach all den Jahren nicht einfach so verschwinden. Dem altehrwürdigen Odeon-Theater soll ein gebührender Abschied von seiner Nutzung als Spielstätte zuteilwerden. Felsmann: "Was wir noch vorhaben, wir werden eine Art Abschiedsfest für die Goslarer organisieren. Das ist noch ein roher Gedanke, aber wir werden es tun", kündigt Dirk Felsmann an. Wie genau das aussehen soll, wisse man noch nicht genau. "Vielleicht können wir eine Begehung der gefahrlos zu betretenden Gebäudeteile anbieten. Und da der Theatersaal sowieso ausgeräumt werden muss, könnte man auch überlegen, ob man nicht die Stühle an die Einwohner verschenkt!"
Viele Hürden werden noch kommen
Felsmann stellt vor allem klar: Die beschriebenen Lösungen - vor allem die statischen - stellen nur die "erste Idee" dar: "Wir sind im Augenblick dabei die Planung aus technischer Hinsicht auf den Punkt zu bringen. Am Ende der Planung steht dann der Bauantrag. Den sehen wir für den Herbst dieses Jahres vor, der Bauantrag wird dann parallel zum Bebauungsplan erarbeitet." Baubeginn könnte dann noch in diesem Jahr sein. Felsmann stellt klar: "Es wird eine ungewöhnlich lange Baustelle werden. Bei Neubauten rechnen wir mit einem Jahr - hier wird es mindestens doppelt so lange dauern." Man müsste außerdem während des Bauens noch mit Überraschungen rechnen: "Wenn man eine Wand öffnet und die Struktur dahinter anders ist, als man erwartet hat, dann muss man eben umplanen." Insgesamt gehe man aber ohne großen Druck an das Projekt. "Geduld ist ein guter Ratgeber!",so Felsmann abschließend.
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