Goslar. Mit großen Hinweisschildern und Einschränkungen der Parkmöglichkeiten soll dem Badetourismus am Wiedelaher See in diesem Sommer Einhalt geboten werden. Darauf verständigten sich die Teilnehmer des Runden Tisches Wiedelaher See, der am Donnerstag vergangener Woche zu seiner zweiten Sitzung zusammenkam. Das teilt der Landkreis Goslar mit.
Der Kompromiss, den die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar in den zurückliegenden Wochen erarbeitet hat, beinhaltet auch die Erstellung eines umfangreichen Gutachtens. Dieses soll Aufschluss über den genauen Ort, die Anzahl und Art der am See lebenden und brütenden Vögel liefern. In einem zweiten Schritt soll es zudem die Frage beantworten, ob die Tiere durch das Baden im See in ihrem Lebensraum gestört werden und dies negative Auswirkungen auf Entwicklung und Population haben könnte? Vom Ergebnis abhängig soll dann eine endgültige Entscheidung dahingehend getroffen werden, welche Nutzung am Wiedelaher See dauerhaft ermöglicht werden kann.
Die Bade-Befürworter wünschen sich, dass das Baden zumindest in einem Teilstück des Sees freigegeben werden soll. Die Naturschützer hingegen fordern ein Badeverbot, das den gesamten See umfasst wie es die seit Mai 2017 geltende Neufassung der Verordnung über das Naturschutzgebiet (NSG) „Oker- und Eckertal“ bereits vorsieht.
Keine aktiven Kontrollen in diesem Sommer
Mit Blick auf das Schwimmen im See wird der Landkreis für den Sommer 2019 von seinem Ermessensspielraum Gebrauch machen. Konkret bedeutet dies, dass der Wiedelaher See zwar weiterhin kein Badegewässer ist, der Landkreis aber keine aktiven Kontrollen vornehmen wird. Diese De-facto-Duldung schließt jedoch ganz explizit das Grillen, Lagern, Zelten oder Feiern im Uferbereich des Gewässers aus. Sollten derartige Verstöße festgestellt werden, folgt auch die entsprechende Ahndung.
Die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Wiedelaher See haben in diesem Zusammenhang ihre Bereitschaft erklärt, die Verschmutzung des Uferbereiches zumindest in einigen Abschnitten im Auge zu behalten, und mögliche Verursacher – sollten sie in flagranti erwischt werden – deutlich auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen.
Unmut über gegenseitigen Umgang
Landrat Thomas Brych, der zu Beginn der Sitzung noch seinem Unmut über die vorangegangene, mit Leserbriefen geführte Auseinandersetzung von Gegnern und Befürworten eines Badeverbotes im Wiedelaher See Luft machte, und die Art und Weise des gegenseitigen Umgangs mit deutlichen Worten kritisierte, zeigte sich am Ende zufrieden mit dem Verlauf der zweiten Auflage.
„Die Debatte hat sich zum Glück deutlich versachlicht, und wir haben nun einen Kompromiss gefunden, der zumindest für den Sommer 2019 von allen Seiten getragen wird“, so Landrat Thomas Brych. Das Kapitel „Wiedelaher See“ kann damit aber noch nicht zu den Akten gelegt werden, denn eine endgültige Lösung ist der nun gefundene Kompromiss eben nicht.
Vienenburger See als Alternative?
Eine Möglichkeit, wie die Situation – unabhängig vom Ergebnis des Gutachtens – endgültig und nachhaltig befriedet werden könnte, brachte ein Vertreter der Stadt Goslar ins Spiel. Er regte an, dass das im Vienenburger See herrschende Badeverbot, welches nicht mit dem Schutz der Natur zusammenhängt, eventuell aufgehoben werden könnte. Dies müsse jedoch von der Politik angeschoben und ein entsprechender Ratsbeschluss getroffen werden.
Laut einhelliger Meinung aller Teilnehmer könnte dies eine sinnvolle Alternative sein, um den Streit rund um das Baden im Wiedelaher See beizulegen. Landrat Thomas Brych hält diesen Vorschlag auf jeden Fall für diskussionswürdig. „Sollte dies tatsächlich ein gangbarer Weg sein, könnte damit allen Interessen entsprochen werden, und der Wiedelaher See ein wertvoller Rückzugsort und Lebensraum für seltene und schützenswerte Tiere sein“, sagt Brych.
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