Goslar. Die Rollstuhl-Fahrerinnen Bettina Brandes und Viviana Lombardi machten sich heute für den Verein Rampen für Goslar e.V. mit der Goslar Marketing Agentur (GMG), dem Sehbehinderten Otto-Karl Haberer und einigen Begleitpersonen auf den Weg durch Goslar, um der Marketing Agentur aufzuzeigen, welche Bereiche der Altstadt nicht ohne Hilfe befahrbar sind. Der neue Infoflyer "Goslar Barrierefrei" beinhaltet einen "Barrierefreien Stadtrundgang". Lombardi und Brandes zeigten am Mittwoch, an welchen Stellen noch Verbesserungen nötig wären: Besonders ohne elektronische Fahrhilfe oder Begleitperson ist ein großer Teil der Strecke in der oberen Altstadt nicht zu meistern.
Um den neuen Rundweg auf seine tatsächliche Tauglichkeit zu testen, entstand das Treffen auf eine Initiative von Rampen für Goslar in Rücksprache mit Melanie Dannhauser, der Verantwortlichen für den "Goslar Barrierefrei"-Flyer bei der Goslarer Marketing Gesellschaft. Daraufhin hat sich der Verein auch an Vertreter weiterer betroffener Gruppen gewendet: Blindenverband und Seniorenvertretung. Als Vertreterin des Schwiecheldthauses, ebenfalls engagiert im Bereich barrierefreier Tourismus, war die Stadtführerin Eveline Möller mit von der Partie. In der kürzlich erschienenen Broschüre mit Informationen und Hinweisen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, dessen Titelseite die beiden Rollstuhl-Fahrerinnen Bettina Brandes und Viviana Lombardi zieren, sind unter neben dem barrierefreien Stadtrundweg die Zugänglichkeiten der einzelnen Sehenswürdigkeiten sowie Behindertenparkplätze und -toiletten verzeichnet. Pflastersteine, Huckelpisten und zu schmale Gehwege stellten die Rollstuhlfahrerinnen beim Befahren der Strecke besonders im Altstadtbereich nahe der Kaiserpfalz. Dort führt der Rundweg über den Kaiserbleek zum Liebfrauenberg und über die Schreiberstraße und Bäckerstraße in Richtung Innenstadt.
Die Neue Straße: Hier gibt es einen kurzen Abschnitt bereits in leicht befahrbarer Weise gepflastert. Foto:
An einigen Stellen - etwa in der Schreiberstraße - bleibt mangels breit angelegter Gehwege nur ein Auszuweichen auf die Straße. Nicht selten führen Kompromisslösungen wie diese zu gefährlichen Begegnungen mit Autofahrern, die nicht immer Verständnis für die Rollstuhlfahrer haben. Weitere Kompromisse müssen besonders Rollstuhlfahrer eingehen, wenn sie merken, dass zum Beispiel das Mönchehaus Museum gar nicht eigenständig Erreichbar ist. Weder ein Gehweg in ausreichender Breite, noch geteerte oder eben gepflasterte Flächen ermöglichen einen Zugang. Viviana Lombardi verfügt über einen elektronischen Rollstuhl mit doppelter vorderer Bereifung, die ein Fahren über unebene Böden weitgehend ermöglichen. Für Bettina Brandes, selbst mit einem "manuellen" Rollstuhl unterwegs, gestaltet sich die Fahrt über Pflastersteine schwieriger. Menschen mit Einschränkungen in der Sehfähigkeit, wie Otto-Karl Haberer, sind auf einen Langstock angewiesen. Tiefe Löcher zwischen den Pflastersteinen werden auch für ihn beim Gang durch die Altstadt zu gefährlichen Stolperfallen.
Die Befahrbarkeit der Innenstadt und des Bahnhofs wird hingegen gelobt: Das Fahren sei angenehm, man werde nicht durchgeschüttelt und abgesenkte Bordsteine seien nicht schwer zu finden. Was allerdings, wenn man ein Geschäft betreten möchte? In der Fischemäker Straße, so Brandes, könne man beispielsweise bei nahezu jedem Geschäft eine Rampe anfordern. Stufenlose Eingänge seien kaum vorhanden. Auch der Marktplatz sei schwer befahrbar. Mit dem Rat Rat der Stadt Goslar sollen die Ergebnisse der heutigen Tour bei einer Begehung erklärt werden - so hat es Bettina Brandes jedenfalls geplant. "Genau den Richtigen" traf sie zufällig auf dem Marktplatz: Oberbürgermeister Oliver Junk schlenderte in Richtung Tourist-Information und Brandes nutzte die Gelegenheit sich vorzustellen.
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