Goslar. Der Caritas Verband in Goslar hat in Absprache mit der Katholischen Kirche und Pfarrer Dirk Jenssen in den letzten zwei Wochen die Leitungen heißlaufen lassen. Das Ziel: Alle katholischen Senioren über 75 im Landkreis erreichen und in Erfahrung bringen, ob Unterstützungsbedarf besteht. Das verblüffende Ergebnis: Von 384 Senioren hatten nur zwölf Sorgen und Nöte, bei der die Caritas aushelfen konnte.
"Wir waren überrascht, wie gut der Zusammenhalt funktioniert", stellt Imke Völker, stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas, fest: "Wir haben erlebt, dass die meisten Menschen mit denen wir telefoniert haben sich gut versorgt fühlten. Sei es durch die Familie, die Nachbarn, einen Pflegedienst oder durch Freunde. Das ist großartig und es ist schön zu wissen, dass Unterstützung und Gemeinschaft im Großen und Ganzen zu funktionieren scheint!"
"Auch mal über den Glauben sprechen"
Elf Mitarbeiter hätten mit insgesamt 384 katholischen Senioren über 75 Jahren telefoniert. Jeder einzelne Mitarbeiter hat dabei zwischen acht und 85 Menschen erreichen können. Zum Teil habe man auch mehrfach gesprochen. Etwa 20 Senioren gaben an, sich zu melden, sollten sie etwas benötigen. Nur zwölf Senioren hatten tatsächlich akute Bedarfe - "Davon haben wir zum Beispiel sechs Senioren mit Alltags-Masken beliefert, für eine Dame eingekauft, für einen Herren eine regelmäßige Unterstützung nach einer Operation organisiert, der sich jemanden dafür wünschte, mit dem er auch über seinen Glauben sprechen kann", schildert Imke Völker stolz und fügt hinzu: "Etwa fünf Menschen haben aufgelegt und wollten nicht mit uns sprechen. Weitere 46 Menschen baten um Rückruf in der nächsten Woche, was wir dann gerne tun werden."
Antrieb für die Aktion sei auch die Befürchtung gewesen, dass die Senioren während des Corona-Lockdowns schlicht vereinsamen könnten. Dass schließlich nur zwölf der Senioren akut Hilfe brauchten, habe überrascht. Völker sei überzeugt, dass es derzeit nicht an nachbarschaftlicher Unterstützung mangele, wohl aber an sozialem Beisammensein: "Wir haben da zum Teil 15 Minuten telefoniert, weil die Damen und Herren einfach sprechen wollten. Die Kommunikation fehlt definitiv am meisten."
Warum nur katholische Senioren?
Dass die großangelegte Telefonaktion der Caritas nur katholische Senioren erreichen konnte, habe einen einfachen Grund: "Mit dem Datenschutz ist das natürlich so eine Sache - da wir quasi zur katholischen Kirche gehören war es deutlich einfacher, da auch an die Telefonnummern zu kommen." Etwa 1.000 Adressen hätten der katholischen Kirche vorgelegen. Zu etwa 400 Adressen habe man eine Telefonnummer herausfinden können. Davon 384 zu erreichen, schätzt Völker abschließend als eine gute Quote ein.
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