Dank vieler Mäuse: Rekordjahr für Niedersachsens Störche


Niedersachsen weist den höchsten Storchenbestand seit 60 Jahren auf. Symbolfoto: Rudolf Karliczek
Niedersachsen weist den höchsten Storchenbestand seit 60 Jahren auf. Symbolfoto: Rudolf Karliczek | Foto: Rudolf Karliczek

Region. Seit 1970 kümmern sich Weißstorchbetreuer flächendeckend um den Weißstorch in Niedersachsen und Bremen. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit üben sie seit dem Jahr 2011 nun in der Landesarbeitsgruppe (LAG) Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen aus. Für das Jahr 2019 haben die Mitarbeiter auf ihrer Jahrestagung am 12. Oktober in Verden die Bestandszahlen ermittelt und legen diese in ihrer Jahresbilanz vor. Dies berichtet der NABU.


In Niedersachsen/Bremen ließen sich 2019 insgesamt 1.133 Weißstorchpaare nieder. Darunter waren wieder auch viele Neuansiedlungen. Die Storchenpaare brachten 2.463 Jungstörche zum Ausfliegen. Noch nicht mitgezählt seien dabei die annähernd 210 fütterungsabhängigen Paare im Bereich von Zoos und Vogelpflegestationen mit ihrem Nachwuchs. „Damit wurde das gute Ergebnis aus dem Jahr 2018 (1.008 Paare mit 1.768 flüggen Jungen) bei den Paaren erneut um 12,5 Prozent und bei den flüggen Jungen sogar um 39 Prozent übertroffen. Dies sei der höchste Storchenbestand in Niedersachsen seit über 60 Jahren – und das trotz des trockenen Sommers", erklärte Hans-Jürgen Behrmann von der LAG Weißstorchschutz des NABU Niedersachsen. Somit hält die positive Entwicklung bei den Weißstörchen an. Niedersachsen liegt dabei voll im bundesweiten Trend und zählt mit Baden-Württemberg und Brandenburg zu den Top 3 der Bundesländer mit den meisten Storchenpaaren.

Die Hauptursache für den Zuwachs bei den Storchenpaaren sei das veränderte Zugverhalten der gen Westen in ihre Winterquartiere fliegenden Störche. Immer mehr von ihnen bleiben bereits in Spanien, wo sie genügend Nahrung in Feuchtbiotopen, Reisfeldern und insbesondere auf Mülldeponien finden. Von dort kehren sie dann früher, in größerer Anzahl und in meist guter Verfassung zurück. Dadurch steige die Population. Ein wesentlicher Faktor sei außerdem, dass nun die geburtenstarken Jahrgänge der letzten Jahre brutreif werden. Bei den gen Osten ziehenden Störchen, die vor allen in den östlicheren Regionen Niedersachsens brüten, ist der Bestand hingegen leicht rückläufig. Sie müssten weitaus längere und gefahrvollere Strecken auf dem Flug nach Afrika und zurück bewältigen.

Verändertes Verhalten von Storcheneltern


Der erhebliche Anstieg bei den flüggen Jungen in diesem Jahr hat seinen Grund vor allem in einem sehr starken Mäusebestand. Die Nager würden die Hauptnahrung für die Störche und ihren Nachwuchs bilden. Ausfälle wegen der langen Trockenheit oder aus Witterungsgründen gab es kaum. Ab und zu doch mal meist kräftige Regengüsse reichten vielerorts für die Storcheneltern aus, um genügend Regenwürmer, die Hauptnahrung für die Jungen in den ersten drei Lebenswochen, zu finden. Ab Ende Juni kam auch noch zumindest regional ein guter Heuschreckenbestand hinzu. Ein Indiz für die in diesem Jahr gute Nahrungssituation war ein geändertes Verhalten vieler Storcheneltern. Während sonst ab einem Jungenalter von vier Wochen oft beide auf Nahrungssuche sind, blieb diesmal auch bei fortgeschrittenem Alter der Jungen häufig ein Elternteil bei ihnen auf dem Nest.

„Insgesamt war 2019 für die Weißstörche in Niedersachsen und Bremen ein herausragendes Jahr“, bilanziert Hans-Jürgen Behrmann und betont: „Es bestehen gute Aussichten, dass sich der Anstieg der Storchenpaare bei uns in den nächsten Jahren fortsetzt, zumal dann immer mehr Störche der zuletzt so starken Jungenjahrgänge brutreif werden. Für die Zukunft gilt es daher, für sie und ihren Nachwuchs weiter ausreichend Feuchtgrünland mit entsprechenden Biotopen zu erhalten und darüber hinaus neu zu schaffen.