Liebenburg. Auf einem umgebauten Bauernhof in Liebenburg, im Landkreis Goslar, entstand Ende 2018 "Hanf38", ein landwirtschaftlicher Betrieb, der Hanf als Nutzpflanze anbaut, verarbeitet und verkauft. Betrieben wird das Geschäft von Henrik Haase-Fricke, seines Zeichens Geschäftsführer, und dem stellvertretenden Geschäftsführer, Branko Terzic.
Ersterer ist Landwirt von Beruf und kam während der Ausbildung mit der Pflanze in Berührung. Denn da sei ihm schnell klar geworden, dass die Landwirtschaft Alternativen zu Raps und Co. benötige: "Die Landwirtschaft wird sehr getreten, obwohl sie das Land Jahrzehnte und Jahrhunderte ernährt hat", wie Haase-Fricke berichtet. So habe er sich gefragt, mit welcher Pflanze man bei einer geringen Anbaufläche viel Ertrag erzielen könnte und da er als Patient auch schon Erfahrungen mit Cannabidiol (CBD)-Produkten gemacht hatte, war für ihn die Entscheidung schnell getroffen. Hanf38 gehe es um die Blüten der Pflanze, die eigentlich eher Unkraut, aber dafür wetterresistent sei, und nicht um die Samen.
Ein weiterer Vorteil der Pflanze sei ihre Resistenz gegenüber Trockenheit, da sie tief wurzelt: "Wenn die im Gewächshaus kniehoch wachsen, brauchen wir sie nicht mehr zu gießen", hält der Geschäftsführer fest. Insgesamt 0,6 Hektar Fläche stehen den Jungunternehmern dabei zum Anbau zur Verfügung. Davon sind 0,3 bis 0,4 Hektar angebaut, wobei eine Pflanze zirka einen Quadratmeter einnehme. Der Rest sind Wege sowie Park- und Rangierflächen. Per Hand werden um die 350 bis 400 Kilo verwertbares Material gewonnen.
Alles legal
Was jedoch klingt, wie aus "Narcos" oder anderen zwielichtigen Machenschaften, ist rechtlich unbedenklich, denn jedes Produkt unterschreite den Wert von 0,2 Prozent THC, was der deutschen und europäischen Rechtsnorm entspricht. Die EU hat zudem einen Katalog der legalen, zur Nutzung erlaubten Pflanzen zusammengestellt, da es tausende von Sorten Hanf gibt, die jeweils unterschiedliche THC- und CBD-Werte aufweisen. Darüber hinaus werden alle angebauten Pflanzen vor der Marktzulassung offiziell überprüft. Erst wenn festgestellt wurde, dass die Pflanzen der Norm entsprechen, dürfen sie weiterverarbeitet und verkauft werden. Die Saat muss ebenfalls EU-zertifiziert sein.
Für die Ernte gebe es mittlerweile Maschinen, "aber um eine vernünftige Qualität zu haben, muss man es per Hand machen", so Haase-Fricke. Bei der Verarbeitung kommen jedoch welche zum Einsatz, um die Triebe zu entfernen, bevor die Pflanzen für drei Monate trocknen. Erst dann seien sie verkaufsfertig. Je nachdem, wann die Pflanzen eingepflanzt werden - auch hier gibt es Richtlinien - eignen sich die Pflanzen für unterschiedliche Endprodukte. Eine Pflanzung im April bedeute eine längere Wachstumsphase und Pflanzen, die für ihre Fasern verarbeitet werden. Ab August sei diese Phase kürzer, weswegen diese Pflanzen eher für ihre Blüten verarbeitet werden.
Kunden aus der gesamten Region
Seit dem ersten Anbaujahr 2019, verkaufen die beiden Hanflandwirte, Blüten, Tee und Öle auf Hanfbasis in ihrem umgebauten Pferdestall. Branko Terzic, der für das Tagesgeschäft und den Vertrieb verantwortlich ist, berichtet, dass sie neben der Ladenfläche, auch einen Laden im Internet betrieben und zudem Vertriebspartner und Kunden in der gesamten Region und darüber hinaus vorweisen können. Kunden wie Marcel Kek aus Langelsheim, der CBD-Blüten-Tee nutze, um zu entspannen und um Rückenschmerzen zu lindern. Er kommt alle zwei Wochen, in die Hanfkammer des Landkreises Goslar.
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