Seesen. Am heutigen Dienstag streikten erneut die Mitarbeiter in den Asklepios Kliniken Schildautal. Die Geschäftsführung geht von einer Streikbeteiligung von 60 Mitarbeitern aus, während ver.di auf 180 Beteiligte verweist. Sowohl die Asklepios Kliniken als auch ver.di nehmen Stellung in einer Pressemitteilung.
ver.di:
Der Tarifkonflikt mit den Asklepios Schildautalkliniken gehe mit unverminderter Härte weiter. Am heutigen Dienstag haben sich erneut gut 180 Beschäftigte in den Schildautalkliniken und der ausgegliederten Therapie GmbH beteiligt, trotz eines eigenständig eingerichteten Not- dienstes. Auf einer Streikkonferenz sei das weitere Vorgehen beraten worden.
Das bisherige Vergütungsniveau in den Schildautalkliniken führe dazu, dass Asklepios massive Probleme habe, Personal für die Klinik zu halten und neu zu gewinnen. Die Beschäftigten sehen dadurch den Standort gefährdet. Sie fordern einen Tarifvertrag und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf das konkurrenzfähige Niveau des öffentlichen Dienstes. Asklepios habe erneut die Unterschrift unter eine gemeinsame Notdienstvereinbarung verweigert und versucht, Beschäftigte mit widerrechtlichen Dienstverpflichtungen, Kündigungsandrohungen und Streikbruchprämien vom Streiken abzuhalten. Diese Drohkulisse habe aber die Beschäftigten nicht vom Streiken abgehalten, wie auch schon bei den vergangenen Arbeitsniederlegungen.
Stimmen von ver.di:
ver.di-Sekretär Patrick von Brandt formuliert: „Wir haben heute unsere Streikstrategie beraten und die nächsten Aktionen beschlossen. Wenn Asklepios sich weiter jeglichen Verhandlungen verweigert, sind Stationsstreiks und längerfristige Streiks nicht mehr ausgeschlossen. Wir appellieren an Asklepios, endlich an den Verhandlungstisch zu kommen.“ Martin Kupferschmidt von der verdi-Streikleitung ist der Meinung: „Die Klinik machte seit Jahrzehnten hohe Gewinne – und zwar auf Kosten der Beschäftigten und zu Lasten der Patienten! Allen ist klar: Wir brauchen dringend qualifiziertes Personal! Mit mehr Personal könnten wir auch wieder weit mehr Patienten behandeln. Aber Personal halten und gewinnen geht nur mit guten Arbeitsbedingungen. Deshalb fordern wir den TVöD! Uns bleibt weiter nur der Streik. Wir organisieren das so, dass wir Asklepios treffen, die absolut notwendige Patientenversorgung aber nicht gefährden.“
Asklepios Kliniken:
Der heutige Streiktag in den Asklepios Kliniken Schildautal sei erneut ruhig verlaufen. Die Geschäftsführung gehe nach ihren vorliegenden Unterlagen von einer heutigen Streikbeteiligung von 60 Mitarbeitern aus, die Dienst gehabt hätten. Sebastian von der Haar, Geschäftsführer der Asklepios Kliniken Schildautal, weist die jüngste öffentliche Kritik von der Gewerkschaft ver.di zum Thema Streik scharf zurück, außerdem widerlege er erneut die von ver.di immer wieder stereotyp zu dem Thema geäußerten alten Vorwürfe mit Fakten. Die Stellungnahme folgt ungekürzt und unkommentiert:
"Natürlich haben wir die pflegerische und medizinische Patientenversorgung auch während des Streiks sichergestellt und wir danken allen Kolleginnen und Kollegen sehr, die dabei mitgeholfen haben, für ihren engagierten Einsatz. Dass ver.di so kurz vor dem Termin mit der Einigungsstelle, der am 27. Februar ist, einen Streik anberaumte, ist nicht nur schlechter Stil, sondern zeigt einmal mehr, wie verantwortungslos die Gewerkschaft handelt, nämlich auf dem Rücken der Patienten. Das Verhalten beweist konkret auch: ver.di geht es allein darum, Stimmung und Krawall zu machen und nicht um die Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen. Skrupellos instrumentalisiert ver.di dabei unsere Mitarbeiter, um bundesweit ihre machtpolitischen Interessen durchzudrücken.
ver.di versucht uns, wie auch schon früher, mit markigen Worten und irgendwelchen falschen Behauptungen schlechtzureden, aber geht wie immer ins Leere. Tatsache ist: Wir haben mehrfach einen Kompromiss zur Notdienstvereinbarung angeboten, ver.di hat sich hierauf nicht eingelassen, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu einem geordneten Streik wurden leider abgewiesen. Das bedauern wir sehr. Der rechtliche Weg ist nun eingeschlagen: Am 27. Februar gibt es einen Termin bei der Einigungsstelle, dort wird der Arbeitgeber abermals ein Angebot für die Beilegung des Streikgeschehens abgeben. Mehrere unserer Mitarbeiter haben sich inzwischen übrigens gemeldet, die einzeln unser Angebot aus dem Dezember annehmen möchten, das ist ein gutes Signal. Wir hoffen sehr, dass der Betriebsrat sich nun kooperativ zeigt. Mit der Gewerkschaft ver.di, die zudem letztlich auch noch die Enteignung privater Krankenhausbetreiber öffentlich fordert, verhandeln wir nicht.
Auch positiv ist: Wir bekommen Bewerbungen und neue Mitarbeiter, die sich unsere Klinik in Seesen in Ruhe anschauen können, inzwischen vermehrt von Zeitarbeitsfirmen, mit denen wir zur Abdeckung von „Spitzen“ bei besonders hohem Patientenaufkommen zusammenarbeiten: Dass diese Kolleginnen und Kollegen dann dauerhaft bei uns tätig sein möchten, freut uns. Ebenfalls haben sich in den vergangenen Monaten einige unserer Mitarbeiter, die das Haus zuvor verlassen hatten, wieder zurückbeworben, weil es ihnen bei uns offenbar besser gefällt. Zudem hat unsere Krankenpflegeschule in Seesen regen Zulauf, zum 1. April sind alle Ausbildungsplätze bereits besetzt - all das belegt, wie attraktiv wir als Arbeitgeber sind.
Wir halten uns selbstverständlich an das geltende Streikrecht und sehen den Streik als solchen natürlich als legitimes Mittel in unserem Land an. Klar ist auch: ver.di kann alles fordern und trägt hierbei keine Konsequenz und schon gar nicht die Verantwortung für die Patientenversorgung. Diese liegt organisatorisch bei uns als Geschäftsführung, im Alltag bei unseren Kollegen auf Station. Daher sind wir in der Pflicht, die Versorgung sicherzustellen. Wer dann zum Notdienst nicht erscheint, gefährdet die Patientenversorgung, dies müssen wir natürlich entsprechend ahnden. Dies unterscheidet sich nicht wesentlich von einem nicht entschuldigten Fehlen im Alltag ohne Streiksituation. Allen Kollegen dieser Notdienstbesetzung wurde es natürlich zuvor freigestellt, am Streik teilzunehmen.
Die immer wieder von ver.di vorgetragene Kritik, wir hätten hohe Gewinne erzielt, auf Kosten von Mitarbeitern und Patienten, ist polemisch und „billige“, alte Gewerkschafts-Propaganda und so schlicht unzutreffend. Der Betriebsrat weiß das auch, denn die wirtschaftliche Situation, die deutlich anders, nämlich weitaus bescheidener am Klinik-Standort in Seesen aussieht, wird ihm jeden Monat im 'Wirtschaftsausschuss' vorgestellt. Und allgemein gilt beim Familienunternehmen Asklepios, das keine Aktionäre hat: Gewinne werden für Investitionen gebraucht, um die von den Ländern nicht bezahlten gesetzlichen Fördermittel auszugleichen. Hierdurch werden unsere Kliniken zukunftsfähig gehalten und Arbeitsplätze gesichert. Konkret: Allein in Seesen haben wir in den vergangenen zwei Jahren mehr als fünf Millionen Euro in unsere Kliniken investiert, beispielswiese in die modernisierte Zentrale Notaufnahme und in ein hochmodernes Herzkatherlabor – darüber freuen sich nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern dies kommt auch dem Gesundheitsstandort in der Region zu Gute, also den Bürgern. Das alles verschweigt ver.di."
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