"Der Berg ruft" – Goslar schaute nach Essen und Leipzig

von Nino Milizia


v.l.: Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig, Moderator Andreas Rietschel und Thomas Kufen, Oberbürgermeister von Essen. Foto: Nino Milizia
v.l.: Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig, Moderator Andreas Rietschel und Thomas Kufen, Oberbürgermeister von Essen. Foto: Nino Milizia | Foto: Nino Milizia

Goslar. Am heutigen Mittwochabend kam es in der Waschkaue des Goslarer Rammelsberges zu einer Neuauflage der Dialogplattform „Der Berg ruft – Zukunft fördern“. Das Thema „Repräsentanten der Ungleichheit“ wurde von den beiden Oberbürgermeistern von Essen und Leipzig diskutiert.


Woran liegt es, dass sich die einen Kommunen prächtig entwickeln, während die anderen auf der Stelle treten oder sogar Rückschritte verkraften müssen? Um diese Frage sollte sich die Diskussion zwischen den Oberbürgermeistern der Städte Leipzig und Essen, Burkhard Jung und Thomas Kufen, drehen. Besonders Leipzig durfte als leuchtendes Beispiel für einen kometenhaften Aufschwung genannt werden. Waren nach der Wiedervereinigung noch Betriebsschließungen und Abwanderung die Überschriften, wenn man an Leipzig dachte, sind es nun Aufbruch und „The better Berlin“. Aber auch Essen hat eine solche Entwicklung erlebt und erlebt sie derzeit als „Grüne Hauptstadt Europas“ wieder.

Den Zuhörern, die sich die Frage stellten, was Goslar von Leipzig und Essen übernehmen könnte, nahm Thomas Kufen jedoch den Wind aus den Segeln. Ein einfaches Kopieren eines erfolgreichen Konzepts sei nicht möglich. Wichtig sei der Mut zur Veränderung. Und so zitierte Essens Oberbürgermeister den großen Gustav Heinemann: "Wer sich nicht verändert, verliert am Ende, was er behalten wollte." Und welche Veränderungen eine Stadt durchmachen kann, beschrieb Leipzigs Oberbürgermeister Jung. Noch in den Neunzigern sei Leipzig am Boden gewesen. Doch zeigte sich wieder einmal, dass die Menschen dorthin gehen, wo es Arbeit gibt. Porsche ebnete den Weg, BMW kam hinzu, die MDR-Hauptzentrale zog nach Leipzig um, die DHL errichtete einen 24-Stunden-Hub am Flughafen, so dass ein Großteil der Leipziger in der Logistik arbeiten konnte. Heute sei man ein Industriestandort.

Großstädte nähern sich den Grenzen der Leistungsfähigkeit


Aber auch den beiden Leuchtturmstädten bieten sich dieser Tage große Herausforderungen. Wann sind die Grenzen der Leistungsfähigkeit erreicht, wie geht man mit schwindendem Wohnraum und steigenden Mietpreisen um? In Essen spricht man von innerer Verdichtung und Neuausweisung von Bauflächen, in Leipzig geht man von einem heiklen Flächenmanagement aus, da es zu Konkurrenzsituationen kommen könnte. Opfern wir Baufläche für Schulen, Gewerbe- oder doch lieber Wohngebiete? Hier müsse ein Ausgleich mit dem ländlichen Raum geschehen.

Viele weitere interessante Themen wurden angeschnitten. So war man sich beispielsweise beim "Soli" einig: Ein System müsse her, das nicht mehr nach Ost und West unterscheide, sondern nach Bedürftigkeit. Auch Image und Selbstverständnis, Stärkung der Kommunen sowie junge Start-Ups waren Schlagworte, mit denen sich die Gäste wortstark auseinander setzten. Burkhard Jung ließ sich gar zu einer Prognose hinreißen: "Goslar ist auf einem guten Weg und wird wachsen, wenn die kleinsten Gemeinden des Harz zusammen arbeiten."


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