Seesen. Wie ist der Pflegeberuf in anderen Ländern? Was kann man gegenseitig im Vergleich von den Gesundheitssystemen lernen? Zwei Auszubildende des Asklepios Bildungszentrums Seesen hatten jetzt die Möglichkeit, über den „Tellerrand“ ihrer dreijährigen Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger hinauszublicken. Das berichtet die Asklepios Harzkliniken GmbH.
Die Auszubildenden arbeiteten im Rahmen eines Stipendiums für jeweils sechs Wochen in Kliniken in Wien beziehungsweise London – und konnten so wertvolle Erfahrungen für ihre weitere Ausbildung sammeln, für den späteren beruflichen Lebensweg.
Melissa Schmidt, 20, aus Seesen arbeitete im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien (AKH). Es ist das Universitätsklinikum der Stadt, eines der größten Krankenhäuser Europas und das größte Krankenhaus Österreichs. Charlotta Siefert, 23, aus Hamm, absolvierte ihr Praktikum im renommierten Londoner St. Thomas ́ Hospital - beide Azubis aus Seesen hatten sich über das „Erasmus + Mobilitäts- Programm“ der Medizinischen Hochschule Hannover direkt bei den Kliniken für die Auslandspraktika beworben – und schließlich den Zuschlag bekommen. Das Programm finanzierte den Stipendiaten die Praktika.
Mehr Verantwortung, weniger Geld
Melissa Schmidt konnte direkt auf dem Klinik-Campusgelände wohnen. Sie hatte zwei Schichten, in der Regel zu je zwölf Stunden. „Dort gab es noch nicht so viele Computer, vieles wurde handschriftlich in Akten notiert“, sagt die Auszubildende. In Deutschland hingegen gibt es in Kliniken drei Acht-Stunden-Schichten. Und: „Die Krankenschwestern dürfen dort mehr Tätigkeiten ausführen als bei uns, das ist interessant“, sagt Melissa Schmidt. „Mir wurde viel zugetraut, und ich wurde sehr gut und individuell betreut“, sagt sie. Aber sie stellt zugleich fest: „Die Auszubildenden verdienen dort deutlich weniger als bei uns.“
Charlotta Siefert wurde auch im OP-Bereich eingesetzt. Foto:
Auch Charlotta Siefert wurde sehr gut in der Londoner Klinik empfangen, sagt sie. „Die ersten beiden Wochen war ich im allgemein- und gefäßchirurgischen OP-Bereich, dann zwei Wochen in der Gynäkologie und zuletzt in der plastischen Chirurgie. Mein Tag begann immer um 8 Uhr und endete, je nachdem, in welchem Dienst ich eingeteilt war, zwischen 16 und 20 Uhr. Mir wurde viel beigebracht, erklärt, und ich konnte viel selbständig machen.“ Sie war bei 10-Minuten-Operationen dabei, aber auch bei 8-Stunden-Eingriffen. Und alles in englischer Sprache, funktionierte die Verständigung? „Ich hatte nach dem Abi zwei Jahre in Großbritannien gelebt und gejobbt, das half mir sehr“, sagt sie. „Die Kollegen haben mir auch viel geholfen.“ Über Airbnb hatte sie eine WG im Stadtteil Hackney gefunden, von dort waren es 30 Minuten mit der U-Bahn zur Arbeit. „Die WG teilte ich mit einer Frau, die als Krankenschwester arbeitet, und so hatte ich auch gleich Kontakte außerhalb meiner Arbeit geknüpft.“
Das Fazit der Azubis: „Das Ansehen, die Wertschätzung von Pflegekräften in der Gesellschaft und das Wissen in der Bevölkerung über die Arbeit der Krankenschwestern ist dort viel ausgeprägter als bei uns.“ Und: „Ärzte und Pflegekräfte arbeiten dort viel enger als Teams zusammen.“
Eindrücke, Erfahrungen und neue Kontakte
Charlotta Siefert ergänzt: „In der kurzen Zeit in London konnte ich unfassbar viele Eindrücke, Erfahrungen und neue Kontakte sammeln. Ein Auslandspraktikum würde ich jederzeit wiederholen wollen.“ Melissa Schmidt: „Ich bin überglücklich und dankbar, dass ich dieses Auslandspraktikum in dieser schönen Stadt Wien, in dem beeindruckenden Krankenhaus und auf dieser großartigen Station machen durfte! Ich habe in dieser Zeit viel neues fachliches und wertvolles medizinisch-pflegerisches Wissen gewonnen und mich weiterentwickelt. Ich kann eine solche Erfahrung nur jedem ans Herzen legen und bin mir sicher, dort nicht das letzte Mal gewesen zu sein.“
Auch Kursleiterin Jennifer Rieckenberg freut sich für ihre Azubis: „Der Blick über den Tellerrand ist immer gut und nützlich, um sich fachlich auszutauschen und voneinander zu lernen, aber auch, um seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln“, sagt sie.
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