Harz. In der Reihe „Lieblingsplätze zum Entdecken“ hat der Reisebuchautor Knut Diers jetzt den Harz porträtiert. 77 Lieblingsplätze stellt er in Bild und unterhaltsamen Kurztexten vor. Dabei stößt er auf verblüffende Parallelen: 500 Jahre Reformation in der Lutherstadt Eisleben und 500 Jahre Doppelkorn in Nordhausen.
Es geht um eine Kiepe voller Entdeckungen, die vom Baumwipfelpfad über die Hirschbrunft unter dem Stichwort „Warten auf Godot“ bis zum Schachdorf Ströbeck reicht. Der Diplom-Geograf und Redakteur hat sich auch das Taufbecken Martin Luthers angesehen und den Froschkönig am Romkerhaller Wasserfall befragt. Der Brockengarten – "In 30 Schritten um die Welt" – begeisterte ihn genauso wie der Steinway-Park in Seesen oder die Megazipline am Rappbodestausee.
"Der Harz ist ein Erlebnisgebirge ersten Ranges"
Warum dieses Buch?
Diers: Der Harz wird immer noch unterschätzt. Er hat sich beträchtlich in den vergangenen Jahren gewandelt, ist bunter, fröhlicher und kreativer geworden, was seine Bewohner und seine Angebote für Gäste angeht.
Und da wollten Sie drauf hinweisen?
Diers: Ich wandere schon sehr lange immer mal wieder durch die verschiedenen Teile des Harzes. Im Laufe der Zeit habe ich Lieblingsplätze gefunden, die stelle ich hier vor, beschreibe meine Anekdoten dazu. Auf diese Weise werden die Harzer und der Harz auch in der Ferne besser wahrgenommen. Das Buch gibt es bundesweit.
Anekdoten? Haben Sie ein Beispiel?
Diers: Wenn ich im Nationalpark abends mit zehn anderen sitze und höre den Hirschen bei der Brunft zu, ist das sehr schön, aber ich warte und warte, doch sehe ihn nie. So entstand das Stück „Warten auf Godot, den Platzhirsch“. Oder: Ich klettere in Goslar in den Turm der Marktkirche, frage die Kassiererin, ob ich denn von oben den Brocken sehen könne und sie antwortet schmunzelnd: Nein, aber die Zugspitze! Das ist doch großartig, oder?
Stimmt, die Harzer sind eben Originale. Sie waren im Kloster Drübeck, sind mit der Brockenbahn gefahren, haben den Miniaturpark „Kleiner Harz“ in Wernigerode gesehen. Was hat Sie noch beeindruckt?
Diers: Die nette Geschichte vom FKK-Strand an der Ostsee mit der Schriftstellerin Anna Seghers und ihrem Ausspruch: Für dich, Hans, immer noch „die alte Sau“. Die Episode mit dem damaligen Kulturminister Johannes R. Becher in der DDR ist im DDR-Museum Thale wunderbar aufbereitet. Dann sind es Elend und Sorge, die mich fasziniert haben, ich meine die beiden Orte, oder allein anzusehen, wie sich am Morgen eine frühe Wolke am Okerstausee in den Sonnenstrahlen auflöst. Der Harz ist ein Erlebnisgebirge ersten Ranges. Der Untertitel „Wildnis, Weitsicht, Weltkultur“ fasst das ganz gut zusammen.