Die Linke fordert: Gleichberechtigung für Bewerber

von Martina Hesse


Die Ratsfraktion Die Linke reichte einen Antrag ein, in dem sie fordert, dass das Bewerbungsverfahren für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in Zukunft anonymisiert werden soll. Foto: Martina Hesse
Die Ratsfraktion Die Linke reichte einen Antrag ein, in dem sie fordert, dass das Bewerbungsverfahren für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in Zukunft anonymisiert werden soll. Foto: Martina Hesse | Foto: Anke Donner



Goslar. Mit einem Antrag der Ratsfraktion die Linke soll das Bewerbungsverfahren für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in Zukunft anonymisiert werden. Das würde bedeuten, dass bestimmte Merkmale einer Person unkenntlich gemacht würden.

Der Antrag wurde dem Rat der Stadt am Dienstagabend vorgelegt. Im Detail wird gefordert, dass in Bewerbungen zukünftig keine Angeben mehr zur ethnischen Herkunft, Religionszugehörigkeit, Weltanschauung, etwaigen Behinderungen, der sexuellen Orientierung sowie Alter und Geschlecht gefordert werden sollen. Zudem soll auf Bewerbungsfotos verzichtet werden. Als Begründung führen die Antragsteller auf, dass Bewerber teilweise gar nicht erst zu Vorstellungsgesprächen eingeladen würden, weil sie aufgrund ihres Namens, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Alters oder ihres Geschlechts schon frühzeitig durch das Raster fielen: so bestehe für junge Frauen beispielsweise die Gefahr, dass sie schwanger werden könnten und somit zumindest zeitweise ausfallen würden. Bei Menschen mit Migrationshintergrund oder mit einem Namen, der auf einen solchen schließen lässt, würden die Deutschkenntnisse angezweifelt, während ältere Bewerber als „nicht belastbar und häufig krank“ gelten würden.

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Der Rat der Stadt verwies den Antrag der Linken in den betreffenden Ausschuss. Foto: Martina Hesse)


Studie der Antidiskriminierungsstelle


Grundlage für den Antrag bildet eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die besagt, dass die Wahrscheinlichkeit der Einstellung eines Bewerbers mit ausländischem Namen in kleineren Unternehmen (mit bis zu 50 Angestellten) um bis zu 24 Prozent, in größeren Unternehmen immerhin noch um etwa 14 Prozent sinke. Außerdem seien Frauen, trotz der immer wiederkehrenden Diskussionen um eine gesetzliche Frauenquote, oft aufgrund der bekannten Vorurteile im Nachteil, auch wenn sie über bessere Qualifikationen verfügen würden. Diese Form von Diskriminierung müsse nach Ansicht der Ratsfraktion Die Linke aufhören. Dafür sei das anonymisierte Bewerbungsverfahren ein geeignetes und notwendiges Instrument. Es könnten, so die Argumentation, bereits in der ersten Runde eines Bewerbungsverfahrens unbewusste Entscheidungen unterbunden werden. Dies belege die Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, die nachweislich beziffern könnte, dass die benachteiligten Gruppen deutlich bessere Chance auf den Job gehabt hätten, wenn diverse Angaben nicht im Bewerbungsschreiben gemacht worden wären. Ein von der Antidiskriminierungsstelle angestoßenes Pilotprojekt, an dem unter anderem die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, L´Oréal, Mydays, Procter & Gamble, das Bundesfamilienministerium, die Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen und die Stadtverwaltung von Celle teilgenommen haben, habe ganz klar gezeigt, dass mit dem anonymisierten Bewerbungsverfahren alle BewerberInnen die gleiche Chance hätten, zu einem Vorstellungsgespräch oder Eignungstest eingeladen zu werden. Die Anonymisierung helfe also nachweislich dabei, Diskriminierung abzubauen. Der Antrag wurde am Dienstag in den entsprechenden Ausschuss verwiesen.


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