Seesen. Der Tarifkonflikt mit den Asklepios Schildautalkliniken geht unvermindert weiter. Wie die Gewerkschaft ver.di mitteilt, hat sie für Mittwoch dieser Woche den nächsten Streik angekündigt.
Ver.di-Verhandlungsführer Jens Havemann: „Wie an den eintägigen Streiktagen im Juli und August wird der Betrieb auf Sonntagsniveau heruntergefahren. Therapeutische Behandlungen und Operationen wird es nur im Ausnahmefall geben.“ Das bisherige Vergütungsniveau in den Schildautalkliniken führe dazu, dass Asklepios massive Probleme habe, Personal für die Klinik zu halten und zu gewinnen. Die Beschäftigten sehen dadurch den Standort gefährdet. Sie fordern einen Tarifvertrag und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen auf das konkurrenzfähige Niveau des Öffentlichen Dienstes.
Notdienst: Betrieb auf Sonntagsniveau
Sandra Grundmann, Krankenpflegehelferin: „Wir brauchen dringend Personal! Und mit mehr Personal könnten wir auch wieder weit mehr Patienten behandeln und die Investitionen schnell wieder reinholen. Mit unserem Renommee, mit unserem interdisziplinären Team, mit unseren Leuten sind wir bei den Patienten, Ärzten und einweisenden Sozialversicherern hoch angesehen. Die Menschen kommen zu uns. Das aber setzt Asklepios mit seinem Sparkurs gerade auf’s Spiel. Unverantwortlich, keiner versteht, warum?“ Martin Kupferschmidt von der verdi-Streikleitung: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Asklepios einerseits sagt, das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes sei nicht bezahlbar und auf der anderen Seite behauptet, die Beschäftigten seien mit der bestehenden Arbeits- und Sozialordnung besser gestellt als sie es in einem Tarifvertrag auf Niveau des TVöD wären. Wer soll das verstehen? Die Klinik macht seit Jahrzehnten hohe Gewinne – und zwar auf Kosten der Beschäftigten und zu Lasten der Patienten! Deshalb bleibt uns nur der Streik. Wir organisieren das so, dass wir zwar Asklepios wirtschaftlich möglichst hart treffen, die absolut notwendige Patientenversorgung aber nicht gefährden.“
Asklepios hart treffen, aber Patienten nicht gefährden
Asklepios verweigere erneut die Unterschrift unter eine gemeinsame Notdienstvereinbarung. Havemann: „Wir haben Asklepios schon vergangenen Donnerstag dieselbe Notdienstbesetzung wie im August vorgeschlagen. Damals haben sie ohne weitere Debatte unterschrieben, jetzt nicht. Im Sinne der Patienten wäre sicher eine gemeinsame Regelung besser. Dann hätten alle eine sichere Grundlage. Asklepios will aber offenbar lieber weiter Beschäftigte und Patienten verunsichern. Wir werden deshalb den Notdienst genauso einrichten wie im Juli und August.“
Vergütungsniveau nicht ausreichend
Oliver Kmiec, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der ver.di-Streikleitung: „Asklepios hat gegenüber dem Betriebsrat vergangene Woche ein leicht verbessertes Angebot für die gesetzlich verpflichtenden Gespräche über die sogenannte Arbeits- und Sozialordnung vorgelegt. Dieses leicht verbesserte Angebot gilt aber nur für einen kleinen Teilbereich der Beschäftigten: die Pflege im Akutkrankenhaus. Für alle anderen, das heißt, die Pflege in der Reha, Fachkräfte in der Therapie, Verwaltung etc. gibt es nichts Neues! Wir bleiben dabei: Wir wollen, dass der Asklepios-Konzern endlich Tarifverhandlungen mit ver.di aufnimmt und wir für alle Beschäftigten deutliche Verbesserungen erreichen! Das Beispiel Seesen macht nun auch Schule im Konzern. Parallel zum Streik in Seesen legen auch Beschäftigte in der bayrischen Asklepiosklinik in Lindenlohe die Arbeit nieder. Auch hier fordern die Beschäftigten einen Tarifvertrag zwischen Asklepios und ver.di. Kupferschmidt: „Es gärt im Konzern. Unzufriedenheit gibt es flächendeckend. Unser Beispiel macht anderen Mut, dass Beschäftigte ihre Interessen wirkungsvoll vertreten können. So kann es weitergehen!“
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