Goslar. Teilnehmer eines Kongresses des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker informierten sich im Rahmen ihrer Tagung am Samstag bei der Apothekenleitung der Asklepios Harzkliniken in der Harzklinik Goslar über das vollautomatische computergestützte Medikamente- Verpackungssystem „Unit Dose“. Der Besuch war ein Programmpunkt des „Unit Dose Symposium 2018“ des Verbandes, das am Wochenende in Goslar zu dem Thema stattfand.
Dabei ging es um Erfahrungen bei der Einführung von Unit-Dose-Versorgungen. Mechthild Wenke und Birte Jerkel von der Apotheke der Harzkliniken zeigten den Teilnehmern bei einem Rundgang den High-Tech-Automaten, in der Ärztebibliothek gab es am Samstag Vorträge und Diskussionen, am Freitag hatte das Symposium in einem Hotel begonnen. Der Versorgungsauftrag der Apotheke der Asklepios Harzkliniken erfasst auch andere Kliniken, in Niedersachsen, insgesamt 3.000 Betten, 37 Apothekenmitarbeiter der Harzkliniken kümmern sich an elf Standorten darum. „Unit Dose“ ist einzigartig im Landkreis Goslar und in weiten Teilen Niedersachsens, in Deutschland gibt es nur wenige dieser Automaten, in den Harzkliniken wurde in diesem Jahr das neueste Modell etabliert. Die Asklepios Kliniken Schildautal in Seesen sind seit dem 8. Oktober an den hochmodernen Apparat angeschlossen. Die Pflegekräfte werden durch die innovativen Maßnahmen deutlich entlastet, sagen die Fachleute. Investitionsvolumen allein von Unit Dose und der damit verbundenen High-Tech: rund vierhunderttausend Euro, zusammen mit dem Projekt der Stationsapotheker, der Software und dem WLAN-Ausbau insgesamt rund eine Million Euro.
Hintergrund:
Der Automat zur Verpackung von Medikamenten besteht aus zwei Modulen, ist knapp vier Meter breit und zwei Meter hoch. Derzeit werden dort allein am Klinik-Standort Goslar pro Tag 1800 Medikamenten-Tütchen verpackt, im Schnitt pro Tag für 190 Patienten. Bis Ende 2018 sollen auch die Standorte in Clausthal-Zellerfeld, Bad Harzburg an den hochmodernen Automaten angebunden werden. Das Besondere: Er stellt vollautomatisch Arzneimittel individuell, patientenspezifisch nach der ärztlichen Verordnung zusammen. Das System ist an eine Medikations-Software angebunden, die bei der Erfassung der Verordnung durch den Arzt automatisch die neuesten Laborwerte des Patienten, Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Medikamenten und weitere Informationen aus der Apotheke einbezieht. Natürlich wird die zusammengestellte, individuelle Medikamenten-Dosis für die Patienten dann zusätzlich noch mehrfach kontrolliert, auch von Apothekern selbst.
Informierten über Unit Dose: Mechthild Wenke (l.) und Birte Jerkel, Leitungen der Apotheke der Harzkliniken, vor dem Medikamentenautomaten. (Fotos: Asklepios Harzkliniken) Foto: Asklepios Harzkliniken)
Unit Dose ist nur einer von mehreren „Bausteinen“, die in den Harzkliniken etabliert werden, um das Risiko von Medikationsfehlern weiter zu verringern, denn Patientensicherheit genießt dort höchste Priorität. Die Harzkliniken hatten bereits im Jahr 2015 ein Pilotprojekt gestartet - eines der wenigen dieser Art in Deutschland -, bei dem die Bereitstellung und die Ausgabe von Medikamenten neu organisiert wurden. Bei dem System überprüfen ein Pharmazeutisch- technischer Assistent (PTA) und eine Apothekerin der Kliniken die Medikation gemeinsam, ob also die Auswahl der Medikamente und die geplante Dosierung stimmen. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten wurde so bereits intensiviert. Durch das Pilotprojekt konnten zweifelsfrei Medikationsfehler vermieden werden. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der Patientensicherheit erbracht. Zudem wurde unterstützend eine neue Medikationssoftware, „Meona“, eingeführt. Mit den „Stationsapothekern“ wurde nun eine weitere Dimension der Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten erreicht.
Immer wieder mal kann es bundesweit in Kliniken bei der Verschreibung oder Ausgabe von Medikamenten vereinzelt zu Fehlern kommen, etwa durch eine unleserliche Handschrift auf einem Rezept oder durch andere Irrtümer. Die Asklepios Harzkliniken und die Schildautal Kliniken haben dieses bundesweite Phänomen erkannt und nun vorzeitig reagiert. Sie können damit, auch aufgrund von Hinweisen von Patienten, Pflegekräften und Ärzten, Verbesserungen in der Arzneimitteltherapie herleiten. Gleichzeitig erhofft man sich davon, dass Wechselwirkungen verschiedener Medikamente möglichst verhindert oder aber schneller erkannt werden.
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