Jürgenohl. Auf Einladung des Stadtteilvereins Jürgenohl/Kramerswinkel kamen am Donnerstag etwa 35 Bürger im Gemeindehaus zusammen, um zu erörtern, ob der Stadtteil seiner "Herausfoderung gerecht" geworden ist. Das Thema "Flüchtlinge, Asylbewerber, Migranten in Goslar" war bereits vor einem Jahr in ähnlichem Kreis Mittelpunkt einer öffentlichen Veranstaltung für Bürgerinnen und Bürger. Am Donnerstag sollte es dann um seitdem eingetretene Veränderungen gehen.
Das vom Stadtteilverein gesetzte Ziel der Veranstaltung war, herauszufinden was im vergangenen Jahr gelungen ist und wo noch Handlungsbedarf besteht. Wo werden die Flüchtlinge untergebracht? Ist die Kriminalität gestiegen? Oder: Warum kann man so viel für Flüchtlinge tun, aber nicht für andere Hilfsbedürftige? Fragen, die auch nach einem Jahr noch gestellt werden, beantworteten in Jürgenohl und im Landkreis engagierte Vertreter von Organisationen und Vereinen sowie Landrat Thomas Brych, den Anwesenden und räumten mit Fehlinformationen auf. Zuvor wurde allerdings über viele Projekte und Fortschritte vor allem im Bereich Integration und Arbeit berichtet.
Gemeinsam Gärtnern
Zwei Mal in der Woche ist etwa Lara Henne für die Johanniter im Einsatz und steht für "Migrationsberatung" für einige Stunden am Vormittag zur Verfügung. Sie berichtete von einem Nachbarschaftsgarten, der zu einem Ort der Begegnung zwischen Neubürgern und "Einheimischen" werden soll. Auf Initiative einer Kollegin sei in Planung, nahe des Geländes des SV Rammelsberg Beete anzulegen und kleine Flächen an Hobbygärtner zu vergeben. Für Landrat Thomas Brych ist dagegen Arbeit ein zentrales Thema, wenn es um Flüchtlinge geht. Beim Landkreis beschäftige man sich derzeit mit einer Vielzahl an Projekten, die Flüchtlinge überwiegend Praktika vermitteln.
Kein Anstieg der Kriminalität
Unter der Moderation von Sascha Göritz vom Stadtteilverein fand im Anschluss ein direkter Austausch mit den Bürgern statt. Boxtrainer Ralf Buchmeier berichtete von "gelebter Integration" im Box-Team Jürgenohl, das mit bis zu 35 Personen aus 10 Nationen Mittwochs und Freitags im Jugendzentrum B6 trainiert. Dort herrsche ein gutes Miteinander ohne Probleme. Buchmeier ist Polizeikommissar und verbringt die meiste Zeit in Jürgenohl. Dort fährt er Streife. Buchmeier berichtet nicht von einem erhöhten Aufkommen von Straftaten in die Flüchtlinge verwickelt gewesen sind. Und auch Oliver Grotha, Leiter des zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Goslar, musste mit diesem Gerücht aufräumen: In Goslar habe es kaum bis gar keine Straftaten gegeben, in die Flüchtlinge verwickelt gewesen wären, einzig im Oberharz sei es einige Male zu entsprechenden Delikten gekommen. Allerdings habe es sich dabei um Angriffe von Flüchtlingen untereinander oder sogar vom zuständigen Sicherheitsdienst gegen die Einwohner einer Flüchtlingsunterkunft gehandelt.
Bürger sind engagiert
Dass die Bürger ebenso engagiert wie kritisch sein können, zeigte sich ebenfalls in der Gesprächsrunde. Denn auch wenn von einigen Kritik geäußert wurde, etwa bezüglich der plötzlich freigesetzten Gelder für Flüchtlingsunterbringung und Verpflegung, engagieren sich die meisten anwesenden, in dem sie etwa persönlichen Kontakt suchen und im Alltag helfen.