Goslar. Landrat Thomas Brych informierte den Kreistag am heutigen Montag wieder über den aktuellen Sachstand zur Flüchtlingssituation im Landkreis Goslar.
Vice-Reporterin im Integrationszentrum
Neben den vielen Zahlen und Fakten, ließ er die Anwesenden im Kreistagsaal am Rande wissen, dass vor Kurzem ein Besuch aus England im Integrationszentrum empfangen wurde: Die Vice Media GmbH mit Hauptsitz in New York habe einen Beitrag für den US-Amerikanischen Senders HBO produziert. Dabei solle es nach Angaben des Landrats um die "Flüchtlingskrise weltweit" gehen. Die Reporterin sei sehr "angetan" von dem Integrationszentrum des Landkreis Goslar gewesen, so Brych. Das Integrationszentrum des Landkreises schlägt also kräftige Wellen.
Rückblick
Brych holte jedoch zuerst etwas weiter aus und begann seine Rede mit einem Rückblick: Seit dem Ausspruch "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die die "vor einem Jahr erfolgte Aufnahme von ca. einer Millionen Flüchtlingen und der begonnenen Massenzuwanderung" kommentiert habe, sei viel passiert. Er wies darauf hin, dass sich ein Großteil der deutschen Bevölkerung vor allem durch Gastfreundlichkeit und große Hilfsbereitschaft hervorgetan habe, was zu einer positiven Wahrnehmung des Landes in der Welt geführt habe. Aber es hätten sich eben auch immer häufiger kritische Stimmen gemehrt, die Zweifel an der Aussage Merkels hätten. "Zugegeben, die Massenzuwanderung von Flüchtlingen aus den zahlreichen Krisengebieten stellt uns tatsächlich vor große Herausforderungen", erklärte Brych und leitete damit einen Blick auf die Zahlen ein.
Rückführung und freiwillige Ausreise
Dabei betonte er besonders die Anzahl an Rückführungen und freiwillig ausgereisten Flüchtlinge. Insgesamt habe man im Jahr 2015 1.5443 Flüchtlinge zugewiesen bekommen, im laufenden Jahr 2016 seien es bereits 926. Das entspreche etwa 100 Menschen pro Monat. Von diesen 926 seien bereits 708 in eigenen Wohnungen untergebracht. Dabei seien im Jahr 2015 36 Rückführungen vorgenommen worden, 2016 waren es bereits 34 solcher Vorgänge. Verstärkt setze die Kreisverwaltung aber auf Einzelgespräche, um die Betroffenen nach Eintreten der Ausreisepflicht von einer freiwilligen Ausreise zu überzeugen. "Die Zahlen zeigen, dass wir im Vergleich zu anderen Ausländerbehörden mit diesem Verfahren sehr gut fahren", so Brych. 2015 waren es 165, 2016 bisher 290 Menschen, die freiwillig wieder ausgereist seien.
Schwierigkeiten mit Analphabeten und Asylverfahren
Das Integrationszentrum sei aktuell mit 192 Flüchtlingen belegt und weiter gebe es keine besonderen Vorkommnisse, erklärte der Landrat weiter. Man könne nach dem achtmonatigen Betrieb bereits festhalten, dass das Konzept Früchte trage. Er gestand aber auch ein, dass ein 100 Stunden währender Deutschkurs nicht ausreiche und man mit einer 10 bis 40 prozentigen Quote von Analphabeten, die "also auch in ihrer Muttersprache nicht des Lesens und Schreibens mächtig sind", Schwierigkeiten habe. Auch "wirklich ein deutliches Problem" sieht Brych bei dem "zähen Verlauf" der Asylverfahren beim Bundesamt für Migrations und Flüchtlinge (BAMF). So könnten beispielsweise keine anschließenden Sprachkurse besucht werden.
Neben den Flüchtlingszahlen für die einzelnen Kommunen stellte Brych Maßnahmen vor, die man zur "Arbeitsmarktintegration" vorgenommen hat. Dazu gehöre das Job-Speed-Dating im Kreishaus oder die Schaffung von Praktikumsplätzen in Zusammenarbeit mit großen Unternehmen und Verbänden sowie Maßnahmen zur "Arbeitsmarktvorbereitung". Konkrete Projekte seien die berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Sozial- und Gesundheitsberufen sowie ein weiteres, das Flüchtlinge ähnlich der früher "1-Euro-Jobs" genannten Maßnahme in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter im Bereich der Grünpflege unterbringen soll (regionalHeute.de berichtete). Denkbar sei aber auch die Mitarbeit bei Vereinen, ergänzte Brych.

