Goslar. Adrian Piper erhält den Goslarer Kaiserring des Jahres 2021, einen der renommiertesten Kunstpreise der Gegenwart. Sie gilt als einflussreiche Konzeptkünstlerin und Philosophin, die seit Mitte der 60er Jahre die amerikanische Konzeptkunst maßgeblich
mitprägte.
Aufgrund der Corona-Pandemie konnte Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk den Namen der Preisträgerin nicht wie üblich beim traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Goslar bekannt geben. Stattdessen veröffentlicht die Stadtverwaltung am heutigen Tag ein Kurzvideo im Internet auf www.goslar.de.
In ihrer Begründung schreibt die Kaiserring-Jury: „Konsequent wie frei in Zeichnung, Malerei, Skulptur, Film und Performances entblößt Adrian Piper die harschen Strukturen des Normativen und führt nonchalant den Betrachtenden vor Augen, dass es immer auch auf uns selbst, unser Denken und unser Handeln ankommt.“ Als sie erfahren habe, dass sie den Kaiserring 2021 bekommen werde, sei sie einfach sprachlos gewesen, erklärt Adrian Piper. „Ich weiß ganz genau, was für eine außergewöhnliche Ehre es ist“, so die Preisträgerin vor dem Hintergrund, dass es heutzutage so viele hochbegabte gegenwärtige Künstlerinnen und Künstler gebe. „Ich danke von tiefstem Herzen.“ Wenn die Pandemie es zulässt, sollen Adrian Piper sowie der Kaiserringpreisträger aus dem Jahr 2020, Hans Haacke, den Kaiserring in einer Doppelverleihung im Herbst entgegennehmen. Die Verleihung an Hans Haacke konnte im vergangenen Jahr wegen der Einschränkungen durch die Pandemie nicht wie geplant stattfinden.
Über die Preisträgerin
Adrian Margaret Smith Piper, 1948 in New York geboren, ist eine US-amerikanische Konzeptkünstlerin der ersten Generation und eine analytische Philosophin. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin, wo sie die APRA (Adrian Piper Research Archive) Foundation Berlin betreibt. Seither spricht sie ihren Namen deutsch aus. Adrian Piper schafft Kunstwerke in einer Vielzahl unterschiedlicher Medien. Darunter sind sowohl Collagen, Zeichnungen auf vorgedrucktem Papier, Videoinstallationen, standortbezogene Installationen, digitale Bilder, Performances und Audioarbeiten. Ihre Arbeiten erkunden die Natur von Subjektivität und Entscheidungsfreiheit. Die Grenzen des Selbst werden ebenso erforscht wie der Fortbestand und die Unterbrechungen der individuellen Identität – sowohl im metaphysischen als auch im sozialen und politischen Kontext. Adrian Piper befasste sich damit früh mit Themen, die noch heute aktuell sind, aber damals oftmals noch als Tabu galten. So setzte sie sich insbesondere mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auseinander. Ihre Medieninstallation und Gruppenperformance „The Probable Trust Registry“ (2013) brachte ihr auf der 56. Biennale von Venedig 2015 den Goldenen Löwen als beste Künstlerin ein. Darüber hinaus bekam Adrian Piper für ihre Kunst weitere Auszeichnungen wie die Skowhegan-Medaille für Skulptur, den New York Dance and Performance Award, auch bekannt als Bessie Awards, im Bereich Installation und Neue Medien oder den 2012 College Art Association Artist Award. Als erste Amerikanerin wurde ihr 2018 der Käthe-Kollwitz-Preis verliehen.
Kaiserring Goslar
Der Goslarer Kaiserring ist einer der weltweit renommiertesten Preise für moderne Kunst. Er wird seit 1975 verliehen. Die ersten Preisträger waren Henry Moore, Max Ernst und Alexander Calder. Ihnen folgten Pioniere der Gegenwartskunst wie Joseph Beuys, Gerhard Richter, Nam June Paik, Christo, Cindy Sherman oder Jenny Holzer. Vor Adrian Piper und Hans Haacke erhielten in den letzten Jahren unter anderem Andreas Gursky, Bridget Riley, David Lynch, Olafur Eliasson, Wolfgang Tillmans und zuletzt Barbara Kruger den Preis.
Kaiserring-Jury
Die Kaiserring-Jury setzt sich aus einer Fachjury und einer Goslarer Jury zusammen. Der Fachjury gehören der Jury-Vorsitzender Prof. Dr. Wulf Herzogenrath (Direktor der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin), Prof. Dr. Marion Ackermann (Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden), Dr. Penelope Curtis (Gastprofessorin an der National Gallery of Art, Washington), Fabrice Hergott (Direktor des Musée d’art moderne de la Ville de Paris), Udo Kittelmann (Direktor der Nationalgalerie Berlin a.D.), Dr. Friedemann Malsch (Direktor des Kunstmuseums Liechtenstein, Vaduz), Prof. Susanne Pfeffer (Direktorin des Museum MMK für Moderne Kunst, Frankfurt/Main)
Die Goslarer Jury bilden Dr. Oliver Junk (Oberbürgermeister der Stadt Goslar), Marleen Mützlaff (Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Goslar), Martin Mahnkopf (Vorsitzender des Ausschusses für Weltkulturerbe, Stadtgeschichte und Kultur der Stadt Goslar), Dr. Frank Schober (stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Weltkulturerbe, Stadtgeschichte und Kultur der Stadt Goslar), Dr. Bettina Ruhrberg, (Direktorin des Mönchehaus Museum Goslar) und Florian Haacke (Vorstandsvorsitzender des Vereins zur Förderung moderner Kunst e. V.
Goslar).
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