Goslar. In den skandinavischen Ländern beginnt zum Mittsommer die Urlaubszeit. Damit einher beginnt auch die Zeit, wo sich viele Menschen auf die Reise machen. Damit dieses zumindest in Bussen möglichst gefahrlos passiert, wird traditionell am letzten Wochenende vor den Ferien in Niedersachsen eine an zwei Tagen stattfindende Buskontrolle im Landkreis Goslar durchgeführt.
Von der regionalen Kontrollgruppe der Polizeidirektion Braunschweig ausgeführt und unter der federführenden Leitung der Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Goslar mit Unterstützung eines Kollegen von der Polizeistation Langelsheim, wurde auf dem Parkplatz des Autohofes Rhüden kontrolliert, die teilte die Polizei mit.
Weitere professionelle Unterstützung erfuhren die polizeilichen Kontrolleure durch eine Mitarbeiterin des staatlichen Gewerbeaufsichtsamtes Braunschweig und einen Ingenieur des TüV-Nord. Ins Visier wurden deutsche und ausländische Reise- und Linienbusse genommen.
Zu viele Unfälle machen Kontrollen erforderlich
Grund für die Kontrollen sind immer wieder in den Medien zu lesende Verkehrsereignisse, bei denen Menschen, die in Bussen unterwegs sind, schwer verletzt werden oder gar sterben. Dies kann durch Verkehrsunfälle geschehen oder auch das Ergebnis technischer Defekte sein. Bei letztgenanntem sind leider auch häufig mangelhafte Wartung die Auslöser tragischer Ereignisse. Um konkurrenzfähig zu bleiben, oder um einfach mehr Profit aus den Fahrten heraus zu holen, wird an der Sicherheit und Mangelfreiheit der Busse gespart.
Obwohl ab dem 4. Zulassungsjahr alle 3 Monate eine Sicherheitsüberprüfung gemacht werden muss, kommt es auch bei Bussen, die in Deutschland zugelassen sind und für die gewerbliche Personenbeförderung eingesetzt werden, immer wieder zur Feststellung erheblicher Mängel. Am vergangenen Sonnabend wurden insgesamt 21 Busse kontrolliert. Die Mehrheit davon waren in Deutschland zugelassen. Erfreulich war, dass fünf Busse ohne jegliche Beanstandung die Fahrt fortsetzen konnten. In drei Fällen musste jedoch aufgrund vorliegender Verkehrsunsicherheit die Weiterfahrt untersagt werden.
Schockierende Beispiele
So war bei einem norwegischen Reisebus, der mit einem Anhänger unterwegs war, die Frontscheibe gerissen und die offensichtlich in den Rahmen übergehende Deichsel des Anhängers war gebrochen. Mit neun Schrauben war ein Stahlwinkel zur Verstärkung angeschraubt worden. Eine Abnahme durch einen Ingenieur lag offensichtlich nicht vor, denn der selbst im Bus mitfahrende Unternehmer konnte diese nicht vorweisen. Bis in die Abendstunden mühten sich Polizei und die Verantwortlichen den Reisegästen eine Alternative zu suchen. Sechs Stunden später war diese gefunden und die Fahrt Richtung Schweiz konnte fortgesetzt werden.
Bei einem deutschen Fernbus war die Aufnahme eines Stoßdämpfers so ausgeschlagen, dass bei fortdauernden Vibrationen die Gefahr eines Abrisses bestanden hätte. Da zu diesem Unternehmen eine Vielzahl von Bussen gehört, konnte die Fahrgäste auf Busse anderer Linien verteilt werden. Ein Reisebus mit bulgarischer Zulassung hatte einen so undichten Motor, dass schon während eines kurzen Aufenthaltes das Pflaster auf dem Parkplatz mehrere frische Ölflecken aufwies. Weiterhin fielen einige Fahrerinnen und Fahrer auf, weil sie gegen Vorschriften der Lenk- und Ruhezeiten oder auch die Beförderung von Fahrgästen betreffende Vorschriften verstoßen hatten.
Viele Verstöße
Sonntag wurden neben Reisebussen auch einige LKWkontrolliert, da mit wenigen Ausnahmen das Führen von LKW sonntags untersagt ist. Von den 20 kontrollierten Fahrzeugen wurden 60 Prozent, also zwölf beanstandet. Jedes Vierte Fahrzeug, also fünf, durfte die Fahrt nicht fortsetzen. Bei einem Reisebus aus Pinneberg war die Deichsel des Anhänger so beschädigt, dass sie auch hätte abfallen können. Zudem waren Zugöse und Aufnahme des Zugfahrzeugs nicht passend. Die Ladung wurde vom Anhänger in den Bus umgeladen und so konnte die Reise ohne Anhänge weiter gehen.
Mit einer Radlastwaage wurde vorher noch festgestellt, dass der Bus nunmehr nicht überladen war. Ein mit roten Kennzeichen beschilderter Bus, der keine Fahrgäste transportierte, war so marode, dass durch den Ingenieur des TüV-Nord Mängel entdeckt wurden, die das Fahrzeug verkehrsunsicher machten. Ferner war die Zulassung des Busses nicht mehr gültig.
Als verkehrsunsicher eingestufte Kraftfahrzeuge dürfen nicht mehr im öffentlichen Verkehr bewegt werden. An weiteren Bussen wurden Defekte an der Lenkanlage, der Bereifung und den Frontscheiben entdeckt. In 24 Fällen waren wieder Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten bei der Auswertung der digitalen Tachografen der Busse und Lkw entdeckt worden. 5 Fahrer waren zu schnell unterwegs und in drei Fällen war mitgeführte Ladung nicht den Vorschriften entsprechend gesichert worden. In einem Fall wollte ein Fahrgast nicht den weiteren Weg zur Toilette gehen und ließ seinen Harn am Rande des Parkplatzes ab. Dieser junge Mann musste wegen des Urinierens in der Öffentlichkeit ein Verwarngeld entrichten.
Bei einem der kontrollierten LKW lag zwar eine Genehmigung vor, auch sonntags zu fahren, jedoch bestand für die Güter, die transportiert wurden, keine zeitliche Dringlichkeit für den Transport. Somit musste der Fahrer eine Zwangspause einlegen und ihm wurde die Weisung erteilt, seine Fahrt erst ab 22 Uhr fortzusetzen. Das traurige Ergebnis beider Tage war, dass zwei Drittelder kontrollierten Fahrzeuge zu beanstanden und bei neun Fahrzeugen die Weiterfahrt untersagt werden musste.
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