Bad Harzburg. Bis vor kurzem noch wuchs junger Fichtenwald auf feuchtem Grund vor den Toren von Bad Harzburg. Das sogenannte Heinische Bruch am nördlichen Harzrand war früher ein Feuchtwaldgebiet, das seit zwei Jahrhunderten entwässert und mit Nadelbäumen aufgeforstet wurde. Dies berichten die Niedersächsischen Landesforsten.
Seit 2015 renaturieren die Niedersächsischen Landesforsten mit Unterstützung der Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar das Gebiet. Dafür wurde der natürliche Wasserhaushalt und die natürlichen Standortverhältnisse vor allem durch die Verfüllung vorhandener Entwässerungsgräben wiederhergestellt. Auf diese Weise können die natürlichen Wechselbeziehungen zwischen Boden, Wasser, Pflanzen- und Tierarten wieder aktiviert werden. Wo bislang naturferne Fichten auf staunassen Standorten wuchsen, entwickeln sich jetzt Kleinode für Libellen wie den Plattbauch, die Mosaikjungfern oder die Heidelibelle. Ergänzend hat jüngst ein Bagger an ausgewählten Stellen Stillgewässer ausgehoben, die Amphibien und Insekten neue Lebensräume bieten. Zudem werden die jüngeren Fichtenforste in naturnahe Eichenmischwälder umgestaltet.
Schutz für seltene Arten und vor Hochwasser
Forstleute vom Niedersächsischen Forstamt Clausthal helfen mit dem Tümpelbau auch Amphibien wie dem Grasfrosch, der Erdkröte sowie dem Berg- und Teichmolch. Neben dem Artenschutz lautetet ein weiteres Ziel, das Geländewasser länger im Heinischen Bruch zu halten (Retention) und so die Abflussspitzen aus dem Kettenbach und Lehmgrundsraben in den Schamlahbach zu mindern. Förster und Naturschützer hoffen damit, die kritische Hochwassersituationen am Harzrand zu mildern. Ein Teil der alten Laubbaumbestände mit Eiche, Esche und Erlen bleiben künftig nutzungsfrei. Das Forstamt Clausthal schützt hier einen „Urwald von Morgen“, der sich ohne menschliches Handeln natürlich entwickeln darf (Prozessschutz).
Ökokonto seit 2015 in Betrieb
Seit 2015 wird das Heinische Bruch als ein Kompensationsflächenpool und Ökokonto entwickelt. Mittlerweile sind mehr als 60 Hektar des insgesamt 100 Hektar großen Kompensationsflächenpools naturnah umgestaltet. Zuletzt wurden im März zahlreiche Kleinstgewässer für Amphibien und Wasserinsekten angelegt. Die Feuchtbiotope speisen sich nicht aus Bächen oder Gräben, sondern ausschließlich aus dem Niederschlag. Je nach Jahreswitterung füllen sich die Gewässer im Winter und bieten den Amphibien Laichmöglichkeiten. Sollten die Gewässer im Sommer mal austrocknen, ist das für Frösche und Molche nicht von Nachteil: gefräßige Laichräuber wie der Gelbrandkäfer verschwinden in den Trockenzeit.
Im Kompensationsflächenpool und Ökokonto Heinisches Bruch können Eingriffe in die Natur, die an anderer Stelle erfolgt sind, ausgeglichen werden.
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