Hier entsteht eine neue Sprengstoff-Fabrik

In Langelsheim will die MSW-Chemie ab 2024 ein neues, innovatives Produkt herstellen. Hintergrund sind von der EU vorgegebene, neue Grenzwerte.

In Langelsheim wird die neue Fabrik gebaut.
In Langelsheim wird die neue Fabrik gebaut. | Foto: MSW-Chemie

Langelsheim. Anfang September wurde in Langelsheim der Grundstein gelegt für die neue Sprengstofffabrik der MSW-Chemie, in der ab 2024 ein neues, innovatives Produkt hergestellt wird, das Betrieben der gesamten Bergbaubranche helfen soll. Das berichtet die MSW-Chemie in einer Pressemitteilung. Es sei die größte Investition in der über 100-jährigen Geschichte der Firma.



Bei der Grundsteinlegung betonte Willhelm Wedde, Zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Langelsheim, dass die Investition in den Standort ein gutes Signal für die Kommune sei, man hoffe auf neue Arbeitsplätze. Geschäftsführer Dr. Mirko Händel vom Generalunternehmer Josef Meissner aus Köln zollte dem ganzen Projektteam Respekt, dass in so kurzer Zeit ein so anspruchsvolles Projekt auf die Beine gestellt worden sei.

Unternehmen sucht Personal


Weddes Hoffnung ist begründet: Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag nimmt die Tochtergesellschaft der Kasseler K+S AG in die Hand. Doch MSW investiert nicht nur in Anlagen: Das Unternehmen sucht auch personelle Verstärkung. Durch die neue Produktion wird um mehr als zehn Stellen aufgestockt. Im ersten Schritt sind in diesem Herbst Stellen für Industriemechaniker oder Betriebsschlosser sowie für Elektriker oder Elektroniker zu besetzen.

Bei der Grundsteinlegung versenkten (von links) MSW-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Triebel, Stephanie Schöbel von der technischen Projektleitung der K+S AG und Dr. Mirko Händel vom Generalunternehmer Josef Meissner eine Zeitkapsel.
Bei der Grundsteinlegung versenkten (von links) MSW-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Triebel, Stephanie Schöbel von der technischen Projektleitung der K+S AG und Dr. Mirko Händel vom Generalunternehmer Josef Meissner eine Zeitkapsel. Foto: MSW-Chemie


Grund für die Investition: Die EU hat die Arbeitsplatzgrenzwerte stark gesenkt – und das gleich ordentlich: Um bis zu 90 Prozent müssen bis zum Sommer 2025 in den Bergwerken die Werte beispielsweise für Diesel- und Stickoxid-Emissionen gesenkt werden. Eine echte Herausforderung, sagt MSW-Geschäftsführer Professor Dr. Rüdiger Triebel, die die K+S und das Langelsheimer Unternehmen angenommen haben – und bewältigen wollen.

Emissionsärmerer Sprengstoff benötigt


Darum geht es beispielsweise in den Kali- und Steinsalzbergwerken der K+S AG: Unter Tage wird das Gestein abschnittsweise mit genau geplanten Sprengungen gelöst. Dabei entstehen Gase, die kontrolliert abgeführt werden. Seit Jahrzehnten wird, so Triebel, bei K+S der Sprengstoff ANDEX LD genutzt, den die MSW produziert. Zwar habe man in den vergangenen Jahren die Emissionen, die durch Sprengarbeiten und Dieselmotoren unter Tage entstehen, bereits erheblich gesenkt – aber es gebe den Bedarf, einen noch besseren, emissionsärmeren Sprengstoff zu verwenden, damit die neuen Grenzwerte zu jeder Zeit und an jedem Ort eingehalten werden können.

Ursprünglich hatte man für die K+S-Bergwerke einen anderen Sprengstoff als Alternative im Blick: eine Emulsion, also flüssigen Sprengstoff. Dazu hätte man in den Bergwerken die komplette Logistik, die Handhabung und die Sprengtechnik verändern müssen, jedoch erfüllen die am Markt verfügbaren Systeme die besonderen Anforderungen der K+S nicht. Da kam, erzählt Triebel, bei MSW-Chemie die Idee auf, ob man statt einem pumpbaren Emulsionssprengstoff nicht auch ein Granulat herstellen könne. Das gelang den Experten bei MSW. „Vereinfacht ausgedrückt“, sagt Triebel, „überführen wir den günstigen Zustand des flüssigen Emulsionssprengstoffs in eine feste Form – so entsteht ein Granulat.“ Das neue Produkt ist patentiert und trägt den Namen Granulex.

Neues Werk wird mit Bedacht hochgefahren


Für die Produktion von Granulex wird nun in Langelsheim die neue Anlage gebaut. Parallel läuft die Herstellung von ANDEX LD weiter. Auf den Bergwerken werden die erforderlichen Anpassungen überschaubar bleiben – was die Akzeptanz der Kunden natürlich erhöhe, sagt der MSW-Chef. In Langelsheim werde dann ab 2024 Granulex hergestellt – das neue Werk wird mit Bedacht hochgefahren, die Produktion von ANDEX LD entsprechend verringert. Die bisherige Anlage kann die Bergwerke sicher mit den benötigten Mengen an Sprengstoff versorgen, das gilt auch für die neue Anlage.

K+S benötigt für seine Bergwerke den Löwenanteil des Sprengstoffs – Triebel geht aber davon aus, dass es neben den Bestandskunden auch andere Unternehmen gibt, die wegen der neuen Arbeitsplatzgrenzwerte potenzielle Neukunden der MSW werden könnten. Somit kann von einer guten Auslastung der Produktion des neuen Werkes ausgegangen werden, die MSW blickt zuversichtlich in die Zukunft..


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