Goslar. Gleiche Arbeit, gleiche Bezahlung. Das ist der Wunsch der meisten Menschen. Glaubt man einer IG BAU Pressemitteilung, ist dieser Wunsch jedoch in Gefahr. Demnach sieht die Gewerkschaft die Gefahr, dass die Arbeitgeberverbände einen Schiedsspruch ablehnen, nachdem der Branchenmindestlohn auf 12,55 Euro für Hilfsarbeiter oder 15,40 Euro für Facharbeiter steigt. Die Folgen wäre laut IG BAU der gesetzliche Mindestlohn - und damit Lohn Dumping auf der Baustelle. Laut Gewerkschaft könnten allein im Landkreis Goslar 1.200 Bauarbeiter betroffen sein.
„Bauhandwerk und Bauindustrie müssen jetzt das tun, was die IG BAU schon gemacht hat: Die Arbeitgeber müssen nämlich einem Schlichterspruch und damit neuen Bau-Mindestlöhnen zustimmen. Passiert das nicht, droht dem Bau im Landkreis Goslar schlimmstenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde als unterste Verdienstgrenze. Jetzt hängt alles am seidenen Faden der Arbeitgeber“, sagt IG BAU- Bezirksvorsitzender Dieter Großmann. Demnach sähe der Schlichterspruch vor, dass die tariflichen Mindestlöhne im April um 3 Euro beziehungsweise 6 Euro steigen. Die Arbeitgeber-Seite habe das Ergebnis des Prozesses jedoch noch nicht angenommen. Und die Frist laufe am kommenden Freitag ab.
Aus diesem Grund müssten die "anständigen Bauunternehmer der Stadt" nun gemeinsam ein Signal setzen, glaubt die IG BAU. Immerhin stehe viel auf dem Spiel: Für die IG BAU nicht weniger als der faire Wettbewerb in der Baubranche. Der Bau würde zum Niedriglohnsektor werden, glaubt Dieter Großmann: "Denn die Folgen für die Beschäftigungsentwicklung wären verheerend – und das mitten im Bau-Boom: Selbst Facharbeiter würden dann abwandern. Vom Niedriglohn-Image der Baubranche und ihrem fehlenden Nachwuchs ganz zu schweigen.“ Viel mehr müsste man den Sektor zukunftsfähig aufbauen. Die Branche boome zur Zeit, das müsse mit guten Löhnen und erfolgreicher Arbeit widergespiegelt werden.
Droht jetzt die 10-Euro-Lücke?
Großmann fürchtet, dass eine Ablehnung des Schiedspruchs Konkurrenten Tür und Tor öffnen würden, unter denen dann vor allem die örtlichen Betriebe leiden würden. „Diese Bau-Mindestlöhne sind die Lohn-Stoppschilder nach unten. Und genau die braucht der Bau ganz dringend. Wenn die Arbeitgeber die neuen Branchen-Mindestlöhne allerdings nicht akzeptieren, dann wäre das ein Lockruf an alle Billig-Firmen aus dem In- und Ausland, als Dumping-Konkurrenz auf den Markt zu drängen. Diese Billigheimer würden dann ordentlich arbeitenden und anständig – nämlich den Tariflohn – bezahlenden Unternehmen im Landkreis Goslar wirtschaftlich das Handwerk legen“, sagt Großmann.
Die Tariflöhne würden zur Zeit helfen die Lohnbalance fair zu halten, glaubt die Gewerkschaft. So läge der tarifliche Basislohn für erfahrene Maurer, Zimmerer und Straßenbauer im Landkreis Goslar zur Zeit bei 20,63 Euro. Scheitert der Schlichtungsspruch, drohe jedoch der gesetzliche Mindestlohn von 9,35 Euro. Damit könnte im schlimmsten Fall also eine Gehaltslücke von mehr als 10 Euro entstehen - bei gleicher Arbeit. "Das würde der Bau nicht verkraften. Denn das würde zu Lasten der Unternehmen gehen, die für fairen Wettbewerb und Qualität stehen“, so Dieter Großmann. Dem Bau drohe dann ein regelrechter Preiskampf. Wie es ansonsten tariflich weiter geht, entscheide sich im Zweifel im Frühjahr. Denn dann stünde die nächste Tarifrunde an.
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