Kaiserpfalzquartier: Umweltverbände und Geschichtsverein kritisieren Parkhaus

Die geplante Parklösung im historischen Wallbereich stößt bei Umweltverbänden und dem Geschichtsverein Goslar auf scharfe Kritik.

Die Baustelle des Kaiserpfalzquariers.
Die Baustelle des Kaiserpfalzquariers. | Foto: G. Piegsa.

Goslar. Die Pläne für das „Kaiserpfalzquartier“ in Goslar sorgen für Kritik. Insbesondere der nun vorgesehene Bau eines dreigeschossigen Parkhauses unmittelbar neben der Kaiserpfalz stößt bei Umweltverbänden, dem Niedersächsischen Heimatbund (NHB) sowie dem Geschichtsverein Goslar auf massive Kritik.



In ihrer gemeinsamen Stellungnahme äußern Vertreterinnen und Vertreter von BUND Westharz, NABU Goslar, dem NHB und dem Geschichtsverein ihre Sorge über die weitreichenden Eingriffe in eines der historisch und archäologisch wertvollsten Areale der Goslarer Altstadt – mitten im UNESCO-Weltkulturerbe. Die Kritik entzündet sich besonders an der Entscheidung der Stadt und des Investors, die ursprünglich geplante Tiefgarage durch ein oberirdisches Parkhaus in den früheren Wallanlagen „auszulagern“, um Kosten zu sparen – zulasten der Öffentlichkeit.

Kritik an Standortwahl und Denkmalschutzbedenken


„Das Nutzungskonglomerat aus Hotel, Tiefgarage und Multifunktionshalle überfordert das Grundstück“, erklärt Dr. Friedhart Knolle vom BUND Westharz. Gemeinsam mit Annett Jerke vom NABU Goslar kritisiert er die Auswirkungen auf die denkmalgeschützten Kasernengebäude sowie die Wahl eines archäologisch hochsensiblen Standortes für das Parkhaus. Die geplante Konstruktion sei als „Parkwall“ verharmlost, dabei handle es sich um ein massives Bauwerk mit knapp neun Metern Höhe und rund 75 Metern Länge – unmittelbar angrenzend an die historische Ulrichskapelle.

Auch Dr. Tobias von Willisen vom Niedersächsischen Heimatbund äußert Bedenken. Er bemängelt, dass die Parklösung dem Investor Kosten erspare, die Öffentlichkeit jedoch für die „Restkosten des Parkens“ aufkommen solle. Dabei sei die ursprünglich geplante Tiefgarage durchaus realisierbar – wenn auch mit höherem finanziellem Einsatz. Zudem verweist von Willisen auf die archäologische Bedeutung des betroffenen Areals: Dort befinden sich unter anderem Fundamente der früheren Kuriengebäude sowie der sogenannte Truwerdich, ein Relikt aus den mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Durch die Ausweisung der Flächen als Sanierungsgebiet wären laut von Willisen Fördermittel bis zu 100 Prozent möglich.

Geschichtsverein fordert Umdenken


Auch der Geschichtsverein Goslar stellt sich gegen die Parkhauspläne. Vorsitzender Günter Piegsa sieht durch das Bauwerk einen eklatanten Verstoß gegen die UNESCO-Welterbeauflagen. Statt eines Parkhauses fordert der Verein eine archäologische Ausgrabung und museale Inszenierung des Truwerdichs als Beitrag zur Weiterentwicklung des Welterbes. Zudem befürchtet Piegsa ein höheres Verkehrsaufkommen in der Altstadt und in angrenzenden Wohngebieten – auch mangels eines schlüssigen Parkraumkonzepts.

Unverständnis herrsche zudem über den geplanten Rückbau des Parkplatzes an der Kaiserpfalz: Dort sollen zahlreiche Altbäume einem Entwurf weichen, der unter anderem einen Betonkreis mit eingelegtem „Tattoo“ der Kirchenfundamente vorsieht – eine Idee, die beim Geschichtsverein auf Ablehnung stößt. „Das Welterbe verdient Sorgfalt und Substanz, keine gestalterischen Experimente mit fragwürdigem Mehrwert“, so Piegsa.

Bürgerprotest formiert sich


Bereits im Vorfeld hatte es Kritik am Gesamtprojekt gegeben. In einem Bürgerbegehren wurde insbesondere die Finanzierung der geplanten Multifunktionshalle infrage gestellt. Auch die zu erwartende Lärmbelastung durch Veranstaltungen sowie die unzureichende Lösung der Parkraumfrage würden seit Jahren für Unmut in der Bevölkerung sorgen, heißt es in der Mitteilung.

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