Goslar. "Ich nehme kein Blatt vor den Mund", warnte Reuven Moskovitz schon zu Beginn von "Ein besonderer Abend" im Kleinen Heiligen Kreuz am Dienstagabend. Etwas später wurde auch den über 50 erschienenen Gästen klar was er damit meinte: Israels Führung habe eine "schreckliche Vergangenheit", den Völkermord an etwa sechs Millionen Juden, für sich "prostituiert", behauptet er im Laufe seiner Ansprache.
Die deutsche Demokratie beleidige sich geradezu selbst, mit seiner vollkommenen und einseitigen Unterstützung für einen Staat, der ein ganzes Volk seit Jahrzehnten gewaltsam unterdrückt. "Deutschland hat 20 Mal mehr gezahlt als unter Adenauer ausgemacht wurde", findet er. Und damit finanziere man die "aggressive Politik" eines Staates, der mit Hilfe der Unterstützung zu einer Weltmacht geworden sei und nun andere Völker und Staaten - unter anderem mit Atomwaffen - erpressen könne. Das deutsche Volk zeige, wie Moskovitz seinen Standpunkt weiter ausführte, eine "posttraumatische Reaktion auf den Nationalsozialismus", die reflexartig sagen ließe "Israel, wie toll". Allerdings sei Israel alles andere als ein demokratischer Staat, sondern einer, der Ängste schüre und gewaltsam Grenzen verschwinden lasse. Dabei stütze man sich noch immer auf ein angebliches biblisches Recht, "ganz Israel besitzen" zu dürfen. Deutschland müsse sich nun endlich trauen als "fairer Schiedrichter" einzutreten und dieser Führung bestimmend zu sagen, dass zu viele Grenzen überschritten wurden.
"Deutschland beleidigt sich selbst"
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Hartes Brot für die Gäste. In der Pause gab es deshalb zur Stärkung erst einmal weiches Fladenbrot und Hummus. Reuven Moskovitz lebt heute in Israel, wurde jedoch 1928 in Rumänien geboren. Mit 11 Jahren wurde er selbst vertrieben, flüchtete und überlebte die "Shoa", den Völkermord an den Juden, trotz Verfolgung. Als Mitbegründer des Friedensdorfes Newe Salom stellte Reinhard Guischard Moskovitz vor, welcher diesen Titel daraufhin als "bescheiden" bezeichnete. Vielmehr sei er der erste vor Ort gewesen. Mit Projekten wie diesem Friedensdorf, in dem Juden, Muslime und Christen in gegenseitigem Respekt leben, sowie seinen Publikationen oder Lesereisen, setzt sich Moskovitz für eine bessere Verständigung der Völker Israels und Palästinas ein. Heute bezeichnet man ihn deswegen als Friedensaktivisten. Eine große Rolle spielt dabei für ihn offenbar immer wieder Deutschland. Hier hofft er, dass Gäste seiner Lesungen die Veranstaltung als "Botschafter des Friedens" wieder verlassen. Für die Zukunft hat er konkretere Pläne, wie verstärkt auf die Situation der Palästinenser in Israel aufmerksam gemacht werden kann: Derzeit bemühe er sich eine Delegation aus Vertretern verschiedenster Kirchen zu Organisieren, die etwa im Bundestag ein Zeichen setzen könnten.
Die verführte Nation
"Ich will euch weiter als Freund Israels sehen, aber als Freund eines friedlichen Israels", antwortet Moskovitz in der folgenden Diskussion auf die Frage, wer denn überhaupt eine solche Führung, bestehend aus "Kriegstreibern", wählen würde. Das Israelische Volk sei ein fleißiges und erstaunliches Volk, das in den vergangenen Jahrzehnten in der Lage war "so einen Staat" aufzubauen, findet er. Das große Problem sei die Führung des Staates, welche dieses Volk unter Angst halte. Von "jüdisch-israelischen Krankheit" sich einen Vorteil aus einer "schrecklichen Vergangenheit" zu schaffen, werde die Staatsführung getrieben und sei dabei "gierig" geworden.
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"Eine Bande von Lügnern und Kriegsverbrechern"
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"Krieg ist ein Teil vom Wesen Israels"
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