Goslar. Eine erwartungsgemäß ansteigende Zahl an Straftaten nach dem Ende der zweijährigen Pandemie und ein Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Sexualdelikte gehörten zu den Kernaussagen, mit denen Sabrina Tokarski, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Goslar, am heutigen Montag die Kriminalitätszahlen für 2022 vorgestellt hat. Darüber informiert die Polizei in einer Pressemitteilung.
"Der Anstieg der Fallzahlen steht im Kontext mit dem Wegfall der Kontaktbeschränkung und geht mit der Wiederkehr des normalen gesellschaftlichen Lebens einher. Trotzdem gehört der Landkreis Goslar weiterhin zu den sichersten Lebensbereichen in Niedersachsen", so Sabrina Tokarski. Die Fallzahlen bewegten sich dabei leicht über dem Niveau von 2019.
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Aufklärungsquote geringfügig um 1,25 Prozent, befindet sich allerdings mit 64,48 Prozent auch weiterhin über dem Durchschnitt der Polizeidirektion Braunschweig. Mit 22 Prozent wurde der größte Anteil der aufgeklärten Straftaten durch männliche Täter im Alter zwischen 30 bis 39 Jahren verübt. 18,78 Prozent der Tatverdächtigen hatten nicht die deutsche Staatsbürgerschaft.
"Nachholeffekte" bei Jugendstraftaten
Eine deutliche Steigerung von rund 68 Prozent verzeichnet die Statistik bei Straftaten durch Kinder und Jugendliche. "Delinquentes Verhalten kann grundsätzlich als normaler Bestandteil des Heranwachsens gesehen werden. Durch die pandemischen Einschränkungen entfielen typische Situationen und somit auch die Tatgelegenheiten, die normabweichendes Verhalten überhaupt möglich gemacht hätten", führt die Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes aus. Und weiter: "Als Folge der Lockerungen im täglichen Leben kann davon ausgegangen werden, dass es zu "Nachholeffekten" bei delinquentem Verhalten junger Menschen gekommen ist und weiterhin kommen wird".
Bei den Straftaten gegen das Leben gibt es mit einer Zunahme von sechs Delikten ebenfalls einen leichten Anstieg im Vergleich zu 2021. Zehn der insgesamt 13 Delikte blieben im Versuchsstadium. Vollendete Tötungen ereigneten sich in drei Fällen, wobei eine fahrlässige Tat eingeschlossen ist. "Das Fallaufkommen der Straftaten gegen das Leben unterliegt jährlichen Schwankungen und der Vergleich ausschließlich mit Vorjahreszahlen ist nicht ausreichend, um tendenzielle Aussagen treffen zu können. Ermittlungen in diesen Phänomenbereichen gestalten sich in der Regel aufwändiger und werden aufgrund der zeitintensiven Ermittlungstätigkeit auch regelmäßig in einem darauffolgenden Jahr abgeschlossen und gezählt", erklärt Tokarski dazu.
Kinderporno-Fälle mehr als verdoppelt
Ebenfalls ansteigend sind die Zahlen bei den Sexualdelikten, hiervon sind sämtliche Bereiche betroffen. Auch hier spielen die weggefallenen Kontaktbeschränkungen eine entscheidende Rolle. Weiterhin wurden durch Fortentwicklungen der Ermittlungsmethoden sowie einem verbesserten Datenaustausch unter anderem mit Organisationen in den USA eine Vielzahl an Straftaten aufgedeckt. Letzteres führte insbesondere bei der Kinder- und Jugendpornografie zu mehr als einer Verdoppelung der Fallzahlen. Die Bearbeitung dieser Delikte wird in den kommenden Jahren einen polizeilichen Schwerpunkt mit hoher Ermittlungsintensität abbilden.
Branddelikte haben sich mit 48 Fällen um etwas mehr als 10 Prozent erhöht. Hier konnte mehr als jede zweite Tat aufgeklärt werden (56,25 Prozent).
Bei den Eigentumsdelikten ergab sich mit einer Erhöhung um rund ein Drittel eine "Anpassung" an die vorpandemische Lage. Die Zahl der Wohnungseinbrüche blieb mit 93 Taten weitestgehend stabil im Vergleich mit 2021. Wobei hier die Aufklärungsquote um rund 9 Prozent auf 36,56 Prozent deutlich gesteigert wurde.
Trickbetrüger bereiten Sorge
"Weiterhin mit Sorge betrachten wir die Entwicklung der Zahlen in den Phänomenbereichen Enkeltrick und Falsche Polizeibeamte, die sich nochmals um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr nach oben entwickelt haben", sagt Sabrina Tokarski. Einerseits liegen die Gründe sicherlich in einem gestiegenen Anzeigeverhalten der vor allem älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Andererseits dürfte der Anstieg auch auf eine quantitative Steigerung der Versuche durch überwiegend aus dem Ausland agierenden Tätergruppen und deren Variabilität bei der Vorgehensweise zu finden sein.
"In diesen Deliktsfeldern können Menschen aus dem direkten Umfeld wichtige Beiträge zum Schutz unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger leisten. Aufmerksame Nachbarn etwa können Wohnungseinbrüche verhindern, Angehörige über kriminelle Machenschaften im Internet und am Telefon sensibilisieren. Und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Banken können eine wichtige Schutzfunktion übernehmen. Sie sind an einer Schlüsselposition tätig, an der sie mögliche Straftaten erkennen und oftmals auch verhindern können", so die Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes abschließend.
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