Region. Nicht jeder würde die Details seines Sexuallebens vor knapp drei Millionen Zuschauern ausbreiten – Daniela und Fritz haben es getan. „Make love“ heißt die Aufklärungsdoku, die das ZDF mit zwei Folgen in den vergangenen drei Wochen zeigte.
Neben dem stressigen Berufsalltag, dem liegengebliebenen Haushalt, eventuell zu versorgenen Kindern und dem Bestreben soziale Kontakte zu pflegen noch Zeit für Zärtlichkeit zu finden, ist eine Herausforderungen für viele Paare. In der Aufklärungsreihe „Make Love“ hört Psychologin und Sexualforscherin Ann-Marlene Henning zu und klärt über mögliche Lösungsansätze bei sexuellen Problemen in der Beziehung auf. Was bedeutet idealer Sex und woran scheitert er, Sex ohne Leistungsdruck, woher kommen Erektionsstörungen, wo befinden sich die sensiblen Zonen beim Partner, was ist gewünscht, wird aber nicht ausgesprochen und was ist nicht gewünscht – zu klärenden Fragen, die Kommunikation und Respekt voraussetzen, sagt Helga Rattay. Die Braunschweiger Diplom-Psychologin berät Paare und hilft ihnen, sich besser kennenzulernen. Auch sie kennt die Aufklärungsserie, die bisher in den Medien so viel Aufmerksamkeit erfahren hat. „Eigentlich klärt die Sendung – zumindest die Folgen, die ich gesehen habe – über technische Aspekte auf. Begrüßenswert ist, dass nach dieser Ausstrahlung mehr Paare über ihr Befinden sprechen“, so Rattay.
Gegen den Alltag ankämpfen
Ein pauschal für jedes Paar geltendes Rezept zur Verbesserung oder zum spannenden Erhalt des Sexuallebens gebe es nicht, sagt Rattay. Jedoch gelten ein paar Vorraussetzungen, um wieder ein bisschen Schwung in den Alltag zu bringen. Alltag und Kinder seinen die größten Verursacher sexueller Unlust. „Ich muss erstmal wissen, was ich will – ich muss eine Idee bekommen, was Sexualität für mich überhaupt bedeutet. Viele Paare leben einfach damit, schlechte oder gar keine Sexualität zu haben.“ Man müsse sich selbst und seine Bedürfnisse kennen, positive gemeinsame Zeit miteinander verbringen und dem Partner Respekt entgegenbringen – das ginge oft unter.
Doch was tun, wenn frau keine Lust mehr hat? „Männer finden sich manchmal einfach damit ab, dass sie weniger Sex haben – und das ist frustrierend für sie. Gerade dann sollten sie nicht aufgeben“, so Rattay. „Frauen dürfen nicht vergessen, dass sie auch bei all dem Alltag mal ein eigenes Bedürfnis nach Sexualität hatten. „Wichtig ist, dass man nicht drängelt und wieder Freude an der Nähe entwickelt“, rät die Psychologin. „Sexualität in der Partnerschaft kann ohne Vertrauen und Respekt nicht funktionieren.“ Zum Vertrauen gehöre auch, dass ein Partner seinem Gegenüber von seinen sexuellen Wünschen erzählen könne. Ebenso sollte das Gegenüber sagen dürfen, wenn es etwas nicht möchte. „Sexualität ist immer grenzüberschreitend. Man lässt niemanden so nah an sich heran, wie den Intimpartner.“
Aktiv informieren statt passiv zuschauen
Laut Spiegel Online soll der erste Teil der mittlerweile dritten Staffel von „Make Love“ übrigens mehr Zuschauer als die Tagesthemen gehabt haben. Vor allem bei jungem Publikum sei die Sendung gut angekommen, hieß es. „Ich finde es besser, eine gutgemachte Serie über Verhütung und Techniken zu machen, als Sexualität der Porno-Industrie zu überlassen“, sagt Helga Rattay.