Rat soll nach zehn Jahren ins Rathaus zurückkehren - So sieht es jetzt von innen aus

Nach der Kommunalwahl könnte der Rat - und der zukünftige Bürgermeister - bei einem weiteren Abflachen der Pandemie wieder ins Rathaus einziehen.

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Die offenen Bauzäune offenbaren endlich einen Blick auf den neuen Hinterhof in Richtung Marktkirche - doch auch im Inneren des Rathauses hat sich viel verändert.
Die offenen Bauzäune offenbaren endlich einen Blick auf den neuen Hinterhof in Richtung Marktkirche - doch auch im Inneren des Rathauses hat sich viel verändert. | Foto: Marvin König

Goslar. Bereits zur konstituierenden Sitzung des Rates nach der Kommunalwahl im September soll der Rat der Stadt Goslar nach nunmehr zehn Jahren wieder im historischen Rathaus am Marktplatz tagen. Und nicht nur das, neben der Tourist-Information zieht auch ein interaktives Welterbe-Informationszentrum in die alten Kellergewölbe ein. Das alles soll für Goslarerinnen und Goslarer kostenlos sein. regionalHeute.de hat einen Blick hinter die Bauzäune geworfen um zu schauen, wo genau die 14,1 Millionen Euro nun eigentlich stecken, die der Umbau gekostet hat.


Der erste Eindruck hinter der nun mit Glasscheiben aufgehübschten Tür nahe der Freitreppe am Marktkirchhof ist "dunkel". Das liegt aber vor allem daran, dass die Glasscheiben für den "Lichthof", einen offenen Innenhof mit Aufzug, Sitzmöglichkeiten und freischwebendem Wandelgang zum Huldigungssaal erst in den kommenden Wochen geliefert werden, wie Oliver Heinrich, Leiter des Goslarer Gebäudemanagements GGM erklärt.

Eingang am Marktkirchhof, links der nun lichtdurchlässigen Tür im Außenbereich die Freitreppe, die einen Blick über den Marktplatz gewährt und in die neue, alte Ratsdiele führt. Vor der Tür: Oliver Heinrich, Leiter des GGM.
Eingang am Marktkirchhof, links der nun lichtdurchlässigen Tür im Außenbereich die Freitreppe, die einen Blick über den Marktplatz gewährt und in die neue, alte Ratsdiele führt. Vor der Tür: Oliver Heinrich, Leiter des GGM. Foto: Marvin König



Hier haben Besucherinnen und Besucher die Wahl - Unten rechts geht es die Treppe hinunter ins Welterbezentrum, die Tür vorne führt zu den Arkaden in Richtung Marktplatz. Der Durchgang links führt in den Lichthof und zum barrierefreien Aufzug. Hier im Rücken ist der Eingang zur Touristinformation.
Hier haben Besucherinnen und Besucher die Wahl - Unten rechts geht es die Treppe hinunter ins Welterbezentrum, die Tür vorne führt zu den Arkaden in Richtung Marktplatz. Der Durchgang links führt in den Lichthof und zum barrierefreien Aufzug. Hier im Rücken ist der Eingang zur Touristinformation. Foto: Marvin König



Die erste Station führt eine kurze Treppe hinauf, in die zukünftige Tourist-Information. Der halbrunde Erker schließt an die Trinitatiskapelle im Huldigungssaal im Stockwerk darüber an. Der Huldigungssal kann derzeit nicht betreten werden.

Die neue Tourist-information. Diese kann nicht nur über das Atrium (Glastür) betreten werden, einen ebenerdigen und barrierefreien Zugang gibt es auch über die Glaskuppel im Rücken. Die halbrunde Öffnung links schließt oben an die Trinitatiskapelle im Huldigungssaal an.
Die neue Tourist-information. Diese kann nicht nur über das Atrium (Glastür) betreten werden, einen ebenerdigen und barrierefreien Zugang gibt es auch über die Glaskuppel im Rücken. Die halbrunde Öffnung links schließt oben an die Trinitatiskapelle im Huldigungssaal an. Foto: Marvin König



Nicht unumstritten ist der Überbau des Innenhofs in Richtung Marktkirche gewesen. Die Glasscheiben im oberen Bereich werden in der kommenden Woche geliefert, die offene Tür führt in die Tourist-Information. Rechts im Anschnitt die Treppe hinunter ins Welterbeinformationszentrum.
Nicht unumstritten ist der Überbau des Innenhofs in Richtung Marktkirche gewesen. Die Glasscheiben im oberen Bereich werden in der kommenden Woche geliefert, die offene Tür führt in die Tourist-Information. Rechts im Anschnitt die Treppe hinunter ins Welterbeinformationszentrum. Foto: Marvin König



Welterbe auf der ganzen Welt - Eine interaktive Reise


Zurück im Atrium - eine weitere Treppe führt hinunter in den ehemaligen Ratskeller. Unten angekommen schließt sich - zunächst eher wenig einladend - ein enger Gang an die Treppe an. Dieser öffnet sich in ein gewaltiges Kellergewölbe. Wo jetzt noch Leuchtstoffröhren herumbaumeln, sollen später die Pfeiler und Wände von unten beleuchtet werden. Heinrich erklärt, dass der Besucher zunächst an einer Weltkugel vorbeikommt, die über das Welterbe "an sich" informiert. Weiter geht es über Europa, Deutschland und schließlich nach Goslar. Ein langer Tisch mit einer Karte des Harzes bietet dann ein interaktives Planungswerkzeug für Besucherinnen und Besucher. Durch Antippen werden alle Informationen über die jeweiligen Sehenswürdigkeiten offenbart.

Das zukünftige Welterbe-Informationszentrum. Links kommend vom Treppenhaus im Atrium, rechts geht es hinaus über das Treppenhaus unter der Glaskuppel. Rechts des Pfeilers in der Bildmitte wird die interaktive Harz-Karte stehen.
Das zukünftige Welterbe-Informationszentrum. Links kommend vom Treppenhaus im Atrium, rechts geht es hinaus über das Treppenhaus unter der Glaskuppel. Rechts des Pfeilers in der Bildmitte wird die interaktive Harz-Karte stehen. Foto: Marvin König



Viel zu sehen gibt es hier unten noch nicht. Am Ausgang in Richtung Marktkirche wird derzeit am Boden gearbeitet. Wir nehmen also den Weg zurück ins Atrium am Marktkirchhof und betreten den - ausnehmend dunklen - Lichthof. Heinrich erklärt, dass auch die Glasscheiben dafür in Kürze geliefert würden. Dann soll hier eine Sitz- und Verweilmöglichkeit für Besucherinnen und Besucher entstehen, mit reichlich Licht und - einem derzeit noch nicht fertiggestellten - freischwebenden Wandelgang über den Köpfen.

Derzeit eher Dunkelkammer als Lichthof - aber auch das soll sich bald ändern. Links im Bild die halbrunde Ausbuchtung der Trinitatiskapelle und der Tourist-Information. Rechts ein barrierefrei erreichbarer Aufzug zum Ratssaal und in den Keller. Der noch unbeplankte Wandelgang führt vom Ratssaal in den Huldigungssaal.
Derzeit eher Dunkelkammer als Lichthof - aber auch das soll sich bald ändern. Links im Bild die halbrunde Ausbuchtung der Trinitatiskapelle und der Tourist-Information. Rechts ein barrierefrei erreichbarer Aufzug zum Ratssaal und in den Keller. Der noch unbeplankte Wandelgang führt vom Ratssaal in den Huldigungssaal. Foto: Marvin König


Hier wird künftig Politik gemacht


Durch den Lichtsaal geht es zunächst durch einige zukünftige Besprechungsräume in das Treppenhaus des "politischen" Bereichs des neuen, alten Rathauses. Nahe am Ausgang in Richtung Schuhhof befindet sich eine barrierefreie, öffentliche Toilette. Früher war diese ausschließlich über Treppen erreichbar.

Das Vorzimmer des Rates - die Fenster weisen in Richtung Fleischscharren. Unterbrochen wird das Baustellenflair auch immer mal wieder durch historische Entdeckungen. An der Wand links (nicht im Bild) finden sich Notizen zu Untersuchungen eines freigelegten Stücks alter Wandfarbe, inetwa so wie hinter dem Heizkörper. In einem dieser Räume wird übrigens auch der Oberbürgermeister künftig wieder Platz nehmen - wer auch immer es dann sein mag.
Das Vorzimmer des Rates - die Fenster weisen in Richtung Fleischscharren. Unterbrochen wird das Baustellenflair auch immer mal wieder durch historische Entdeckungen. An der Wand links (nicht im Bild) finden sich Notizen zu Untersuchungen eines freigelegten Stücks alter Wandfarbe, inetwa so wie hinter dem Heizkörper. In einem dieser Räume wird übrigens auch der Oberbürgermeister künftig wieder Platz nehmen - wer auch immer es dann sein mag. Foto: Marvin König



Beeindrucken kann vor allem der oppulente Ratssaal - auch dieser ist über eine Rampe barrierefrei erreichbar - sogar über zwei Wege. "Dem Rat stehen neben der Ratsdiele auch das große Sitzungszimmer, ein weiterer kleiner Sitzungsraum, das Stuhllager sowie eine Küche für Vor- und Nachbereitung von Empfängen zur Verfügung", erklärt die Stadt Goslar auf Anfrage. Weiter heißt es: "Exklusiv steht dem Rat der Ratseingang im Renaissance-Anbau Erdgeschoss für Empfänge zur Verfügung."

Das Herz des Rathauses, die Ratsdiele - die Buntglasfenster zeigen in Richtung des Marktplatzes. Der Ausgang hinten im Bild führt über die Freitreppe in Richtung der ehemaligen Ratsapotheke. Öffnen lassen sich die Fenster leider nicht - dafür ist in der verzierten Decke eine Lüftungsanlage versteckt.
Das Herz des Rathauses, die Ratsdiele - die Buntglasfenster zeigen in Richtung des Marktplatzes. Der Ausgang hinten im Bild führt über die Freitreppe in Richtung der ehemaligen Ratsapotheke. Öffnen lassen sich die Fenster leider nicht - dafür ist in der verzierten Decke eine Lüftungsanlage versteckt. Foto: Marvin König



Nebenbei, ein wenig Geschichte in der Ratsdiele:
Nebenbei, ein wenig Geschichte in der Ratsdiele: "Bürgermeister Siemens übergibt dem preußischen Staatskommissar Freiherr von Dohm die Reichsstadt Goslar." Foto: Marvin König



Derzeit nichts für jene mit Höhenangst ist der Wandelgang hinüber in den Huldigungssaal. Das Abenteuer, diesen zu erreichen, haben wir uns lieber gespart. Über den Aufzug links können Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung direkt in den Ratssaal gelangen. Die Decke wird später lichtdurchlässig sein.
Derzeit nichts für jene mit Höhenangst ist der Wandelgang hinüber in den Huldigungssaal. Das Abenteuer, diesen zu erreichen, haben wir uns lieber gespart. Über den Aufzug links können Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung direkt in den Ratssaal gelangen. Die Decke wird später lichtdurchlässig sein. Foto: Marvin König



Hier war mal der Nachbau des Huldigungssaales für Interessierte Besucher und Touristen aufgebaut. Die Decke musste jedoch erneuert werden, sie war nicht mehr tragfähig. Künftig wird es hier ein Besprechungszimmer geben. Das Fenster führt in den Lichthof, die Tür in den Ratssaal.
Hier war mal der Nachbau des Huldigungssaales für Interessierte Besucher und Touristen aufgebaut. Die Decke musste jedoch erneuert werden, sie war nicht mehr tragfähig. Künftig wird es hier ein Besprechungszimmer geben. Das Fenster führt in den Lichthof, die Tür in den Ratssaal. Foto: Marvin König


Hoch hinaus


Die letzte Station der Reise durchs Rathaus führt hoch hinaus - in den Dachstuhl des historischen Rathauses. Dort offenbart sich ein regelrechtes Labyrinth aus Balken, Schläuchen, Leitungen und Lüftungskanälen. Unter anderem belüften sie den Ratssaal.

Der Dachstuhl des Rathauses - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist hier modernste Lüftungstechnik verbaut.
Der Dachstuhl des Rathauses - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist hier modernste Lüftungstechnik verbaut. Foto: Marvin König



Die Lüftungszentrale auf dem Dach.
Die Lüftungszentrale auf dem Dach. Foto: Marvin König



Etwas getrübt ist der Blick durch das Alter des Bleiglasfensters, durch das früher auch Flaggenschmuck geschoben wurde. Doch für diese Perspektive lohnt sich auch die Sommerhitze im Dachgeschoss allemal.
Etwas getrübt ist der Blick durch das Alter des Bleiglasfensters, durch das früher auch Flaggenschmuck geschoben wurde. Doch für diese Perspektive lohnt sich auch die Sommerhitze im Dachgeschoss allemal. Foto: Marvin König



Mit dem Dachstuhl als letzter Station endet dann auch der Ausflug ins historische Rathaus. Bei all den kleinen Treppen, Gängen, Zimmern und Türen könnte man sich hier ohne Führer leicht verlaufen. Heinrich gibt zu, dass es ihm in der Anfangszeit ebenso ging.

Fertigstellung eigentlich für 2018 geplant


Seit Beginn der Fassadensanierung 2015 ist viel Zeit vergangen und viel Geld geflossen. Viele Überraschungen und Probleme erschwerten den Bau zusätzlich - eigentlich sollte hier schon seit 2018 keine Baustelle mehr sein. Die Stadt Goslar erklärt dazu: "Das Zusammenspiel vieler Faktoren führte zu Verzögerungen. Zum einen gehören dazu natürlich die Einschränkungen durch die Pandemie, aber auch die gute Auslastungslage der Firmen haben für Zeitverzögerungen gesorgt. Des Weiteren der sehr starke Winter, der Arbeiten rund ums Atrium, an den Fassaden und im Außenbereich sehr stark verzögert hat. Da viele Rädchen ineinander greifen müssen, kann auch die Verlangsamung nur eines Gewerks schon zu nachhaltigen Verzögerungen führen. Am Ende war es die Summe an kleinen und großen Verzögerungsanlässen."

Nun steht das Projekt kurz vor seiner Fertigstellung. Das Rathaus steht dann nicht nur der Politik, sondern auch Bürgern und Besuchern jederzeit offen. Nur welcher Bürgermeister dort Platz nehmen wird, das ist noch offen.


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