Rathausumbau wird teurer und dauert deutlich länger

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Die Baustelle auf der Rückseite des Rathauses vom Marktkirchturm aus gesehen. Foto: Marvin König
Die Baustelle auf der Rückseite des Rathauses vom Marktkirchturm aus gesehen. Foto: Marvin König | Foto: Marvin König

Goslar. Beim Umbau des Rathauses zum Welterbe-Info-Zentrum sind erhebliche Verzögerungen und höhere Kosten zu erwarten. Das Bauprojekt soll demnach erst im Dezember 2020 abgeschlossen werden. Die aufzuwendenden Mehrkosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro wurden vom Rat der Stadt Goslar in der Ratssitzung Anfang Oktober freigegeben und für den Haushalt des Jahres 2020 berücksichtigt.


Grund für die Verzögerungen seien unvorhersehbare Mehrkosten - nicht nur die Baufirmen selbst sind seit dem ersten Grundsatzbeschluss im Jahr 2015 teurer geworden, auch sei man während der Bauarbeiten auf gravierende Probleme gestoßen, die hauptsächlich die Unterkellerung des Hinterhofes in Richtung der Marktkirche betreffen. So sei die sogenannte Bohlentonne, ein Hohlraum hinter der historischen Gewölbewand, von Hausschwamm befallen. Dies führe zu einer statischen Instabilität und müsse zuerst behoben werden. Allein für dieses eine Problem werden Mehrkosten in Höhe von 250.000 Euro erwartet und eine Verzögerung des Bauablaufes von zirka sechs Monaten. Auch von der anderen Seite zeigen sich Probleme: Die ehemalige WC-Anlage zwischen Rathaus und Marktkirche kollidiert mit der Baugrube für das Atrium des neuen Welterbezentrums. Ein Problem, das durchaus einkalkuliert war, jedoch sei die statische Absicherung in diesem Bereich unzureichend. Dies sei für zirka 600.000 Euro in einem Spezialtiefbauverfahren nachgeholt worden. Das ganze Verfahren verzögert die Fertigstellung um etwa sieben Monate.

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Der Innenhof wird mit einem Neubau überdacht, eine „schachtartige“ Treppe soll aus dem Ratskeller hinaus, bestenfalls mit Blick auf den Turm der Marktkirche, ins Freie führen. Foto: Alec Pein




Rätselhafter Fund wirft Fragen auf


Weitere Verzögerungen seien durch eine unerwartete Bauweise des Treppenabgangs im Hinterhof entstanden. Dieser sei statisch nicht nach unten abgesichert - das müsse nun aufwändig nachgeholt werden. Als Fluch und Segen zugleich stellt sich der Fund eines bisher nicht genau identifizierten historischen Objektes in der Baugrube heraus. Eine Sprecherin der Stadt Goslar dazu: "Man vermutet, dass es ein Brunnen ist. Es könnte aber auch eine alte Sickergrube sein." Der Bereich musste für derzeit noch ausstehende Untersuchungen des Fundes abgesichert werden. Diese Absicherung und die Folgemaßnahmenhaben weitere drei Monate Zeitgekostet und mit 200.000 Euro zu Buche geschlagen. Aufgrund der Entdeckung muss das Raumnutzungskonzept geändert und die gesamte Statik auf der Südseite der Baugrube überarbeitet werden.

Wie man Zeit aufholen kann


Kompensiert werden sollen die Verzögerungen - zumindest geringfügig - durch personellen Mehreinsatz bei den Baufirmen. Weiterhin wolle man mit der Bauleitung und allen Baubeteiligten Firmen "unkonventionelle" Zeit- und Arbeitslösungen erarbeiten und so - falls möglich - noch mehr Zeit einsparen.

Zur Begründung heißt es in der Ratsvorlage: "Im Allgemeinen ist die Komplexität der Baustelle und der sehr anspruchsvolle Umgang mit dem Denkmal die größte Herausforderung. Normgerechte Aus- und Umbauten scheitern zumeist an den Vorgaben der Denkmalpflege, sowie den vorgefundenen bauzeitlichen Baukonstruktionen. Das führt zu umfangreichen Sonderlösungen, die geplant, berechnet und im Markt sondiert werden. Diese Komplexität führt durch den hohen Qualitätsanspruch im denkmalpflegerischen Umgang zu Zeitverlusten und gleichzeitig finanziellen Mehrungen." Die Baubeteiligten hätten weiterhin bisher alles getan, um den Bau zu beschleunigen und Kosten zu sparen.

Die ursprünglichen Kosten von 9,9 Millionen Euro, von denen 450.000 Euro bereits in die inzwischen fertiggestellte Sanierung der Rathausfront geflossen sind, rücken mit der Neufestsetzung des maximalen Auszahlungsbetrages in Höhe von 13,35 Millionen Euro in weite Ferne.


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