Streik in den Asklepios-Kliniken Seesen ausgeweitet


Die Gewerkschaft ver.di möchte seine Streiks deutlich ausweiten, sollte die Klinik sich weiter weigern, mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Symbolfoto: Archiv/Marc Angerstein
Die Gewerkschaft ver.di möchte seine Streiks deutlich ausweiten, sollte die Klinik sich weiter weigern, mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Symbolfoto: Archiv/Marc Angerstein | Foto: Archiv/Marc Angerstein

Seesen. Im Tarifkonflikt mit der Asklepios Schildautalklinik in Seesen haben sich heute erneut rund 220 Beschäftigte an einem Streik beteiligt. Die Angaben der Gewerkschaft ver.di weichen damit deutlich von der veröffentlichten Zahl des Asklepios-Klinikums ab - demnach haben sich nur rund 130 Mitarbeiter am Streik beteiligt. Die Operationen und die therapeutische Behandlung, wie Physio- und Ergotherapie oder Logopädie und die Patientenaufnahme seien weitestgehend lahmgelegt worden. Dies gab die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung bekannt.


Schon im Voraus haben 635 der 800 Mitarbeiter eine Petition mit der Forderung nach einem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes an die Geschäftsführung überreicht. Die Beschäftigten reagieren mit dem heutigen Streik auf die Weigerung von Asklepios, Tarifverhandlungen mit ver.di aufzunehmen, um den Anschluss an das Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes (TVöD) herzustellen. Ver.di-Sprecher Jens Havemann: "Die Ignoranz von Asklepios heizt die Stimmung unter den Beschäftigten immer weiter auf. Erstmals haben wir zwei Streiktage kurz hintereinander. Das trifft Asklepios wirtschaftlich an ganz empfindlichen Stellen."

Petition an Geschäftsführung überreicht


Bereits am Mittwoch wollten über 200 Beschäftigte des Klinikums den neuen Geschäftsführer des Seesener Krankenhauses begrüßen. Dafür versammelten sich Beschäftigte aus allen Bereichen der Schildautalkliniken um Punkt 12:30 Uhr vor der Klinik. Mitgebracht hatten sie eine Petition, mit der 635 Beschäftigte ihre Forderung nach einem Tarifvertrag auf Niveau des TVöD erneut bekräftigten.In den vergangenen Wochen hatte die Regionalgeschäftsführerin Adelheid May und der Asklepios Pressesprecher Ralf Nehmzow immer wieder behauptet, dass nur eine Minderheit im Haus hinter der gewerkschaftlichen Forderung stehe.

„Nun haben sie es schwarz auf weiß“, sagt dazu der zuständige Gewerkschaftssekretär und ver.di-Verhandlungsführer Jens Havemann. „Es ist bedauerlich, dass der neue Geschäftsführer Sebastian von der Haar trotz einer Woche Vorlauf keine 10 Minuten Zeit fand, die Petition heute in Empfang zu nehmen. Der neue Geschäftsführer wird sich aber nicht ewig vor seinen Beschäftigten verstecken können.“

Verhandlungen nur mit dem Betriebsrat


Auf Anfrage von regionalHeute.de dementierte der Sprecher des Klinikums, Ralf Nehmzow, dass sich durch die Unterschriftensammlung eine neue Sachlage ergebe: "Wir können uns unseren Verhandlungspartner aussuchen, und das ist unser Betriebsrat, denn er vertritt die Interessen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das haben wir immer wieder deutlich gemacht und das sollte auch ver.di endlich einsehen. Wir würden uns freuen, wenn der Betriebsrat mit uns gemeinsam konstruktiv und vertrauensvoll die für unsere Mitarbeiter vereinbarte und bestehende Arbeits- und Sozialordnung (ASO) weiterentwickeln würde, denn die regelt deren Belange am besten." Der Unternehmenssprecher verwies erneut darauf, dass man ver.di als ungeeigneten Verhandlungspartner sehe: "Nach eigener Aussage hat ver.di ca. 200 Mitglieder. Das sind gerade mal rund 20 Prozent unserer Mitarbeiter, die durch die Gewerkschaft vertreten werden. Dass es nun eine Petition offenbar mit etlichen Unterschriften gibt, ändert daran nichts."

Bei Asklepios ist man weiterhin der Überzeugung, dass der TVöD für die Belange des Hauses ungeeignet sei: "Ein absoluter Vergleich belegt, dass für unterschiedliche Mitarbeiter der Schildautal-Kliniken die Arbeits- und Sozialordnung, in der die Vergütung der Mitarbeiter geregelt ist, durchaus attraktiver ist als der TVöD: Geboten werden nach der ASO bisher schon neben den Tabellenentgelten Zulagen und Sonderzahlungen, die der Tarifvertrag längst aufgegeben hat, beispielsweise ein Urlaubsgeld, ein volles 13. Monatsgehalt oder eine Qualifikationszulage für besondere Fortbildungen, diese Vorzüge sind aber nicht immer gleich auf den ersten Blick bei den detailreichen Gehaltsmitteilungen ersichtlich."

Streiks sollen ausgeweitet werden


Sollte das Klinikum weiter an seiner Position festhalten, droht die Gewerkschaft damit, die Streiks deutlich auszuweiten. Martin Kupferschmidt von der ver.di Streikleitung: „Im Haus herrscht große Entschlossenheit und Solidarität. Auch Ärzte haben die Petition unterzeichnet. Mit unserer Mehrheitspetition bekräftigen wir nicht nur unsere Forderungen, sondern machen dem Arbeitgeber auch klar: Wir lassen uns nicht spalten!“ Zweimal haben die Beschäftigten ihrer Frustration bereits Luft gemacht und volle Tage gestreikt." Das nächste Mal soll am 9. September gestreikt werden. Der Betriebsratsvorsitzende Oliver Kmiec kündigt an, dass es dabei nicht bleiben soll: „Sollte Asklepios nicht an den Verhandlungstisch kommen, sind wir bereit, die Streikmaßnahmen deutlich auszuweiten. Es ist mir unverständlich wie Asklepios wirtschaftlichen Sachverstand und die Interessen der Beschäftigten ignorieren kann. Es ist doch klar, um die Klinik zu halten brauchen wir mehr Personal und das wirbt man vor allem mit tariflichen Arbeitsbedingungen.“


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