Tag der Kriminalitätsopfer: Sicherheit von Senioren im Blick


Senioren sind aus Sicht von Kriminellen vermeintlich leichte Opfer. Symbolfoto pixabay
Senioren sind aus Sicht von Kriminellen vermeintlich leichte Opfer. Symbolfoto pixabay | Foto: Pixabay

Goslar. „Ohne Furcht im Alter“ – unter diesem Motto begeht der Weiße Ring seinen diesjährigen Tag der Kriminalitätsopfer. An dem bundesweiten Aktionstag, der alljährlich am 22. März stattfindet und den die Opferhilfeorganisation 1991 ins Leben gerufen hat, steht 2019 die Sicherheit der älteren Generation im Mittelpunkt. Das teilt der Weiße Ring Goslar mit.


„Prinzipiell kann jeder jederzeit und überall Opfer von Täuschung und Betrug werden“, sagt Günter Koschig, seit 34 Jahren Außenstellenleiter des Weißen Rings in Goslar, „doch gerade im Bereich der Vermögensdelikte gibt es erwiesenermaßen besonders hohe Gefährdungspotenziale im hohen Alter. Dabei wählen die Kriminellen gezielt ältere Menschen als potenzielle Opfer aus, weil sie dort aus ihrer Perspektive besonders günstige Tatbedingungen vermuten“.

Studien belegen: Senioren in Deutschland verfügen nach der Erwerbsphase nicht selten über beträchtliche Vermögenswerte – das lockt Täter an. Zudem gehen Kriminelle davon aus, dass ältere Menschen aufgrund fehlender wirksamer Abwehr- und Präventionsmechanismen besonders leicht zum Opfer werden können. Und darüber hinaus vermuten die Straftäter nach Erkenntnissen der Behörden, dass das Risiko, bei der Abzocke alter Menschen erwischt zu werden, geringer ist als in anderen Betrugsfällen. Denn wer im Alter etwa Opfer von Trickbetrügern wird, steht oftmals vor einer hohen Hürde – der eigenen Scham, trotz umfassender Lebenserfahrung auf einen Betrüger hereingefallen zu sein.

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Günter Koschig, Außenstellenleiter des Weißen Rings in Goslar. Foto:



Diese Faktoren haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Kriminelle beispielsweise mittels auf Telefonbetrug spezialisierten Callcentern in der Türkei hochgradig professionelle Strukturen aufgebaut haben und sich zunehmend perfiderer Maschen bedienen. Verwandte in Not, Polizisten, Gerichtsvollzieher, Mitarbeiter von Stadtwerken – die Rollen, in die Betrüger und Diebe schlüpfen, um ältere Menschen zu täuschen und abzuzocken, sind vielfältig. Die Täter offenbaren dabei hohe kriminelle Energie und einen verblüffenden Ideenreichtum. Sie lassen sich regelmäßig neue Maschen einfallen, die sie später variieren. Gemein ist den Betrugs- oder Trickdiebstahlmustern, dass sie das Vertrauen betagter Bürger in staatliche Institutionen ausnutzen. Oder ihre Hilfsbereitschaft gegenüber vermeintlichen Verwandten und Bekannten in fingierten Notlagen.

Mit dem Enkeltrickerbeuten Betrüger jährlich mehrere Millionen Euro


Allein mit dem Enkeltrick, den es bereits seit zwei Jahrzehnten gibt, ergaunern Betrüger jährlich mehrere Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres und im ersten Quartal 2019 ist es vor allem im süddeutschen Raum wiederum zu einer regelrechten Welle von Anrufen falscher Polizisten gekommen. Der Polizei in München etwa wurden Anfang Februar an nur drei Tagen rund 400 solcher Telefonate bekannt. Die Täter erbeuteten dabei Gold, Schmuck und Bargeld im Wert von mehr als 400.000 Euro. Bundesweit, so besagen es Schätzungen, könnten falsche Polizisten 2018 einen Gesamtschaden von gut 100 Millionen Euro verursacht haben.

„Gegen diese unsäglichen Maschen hilft nur ein hohes Maß an Aufklärung und effektiver Präventionsarbeit“, betont der ehemalige Kriminalbeamter Koschig. „Mit der Arbeit unserer Ehrenamtlichen und den vereinseigenen Publikationen, mit denen wir uns gezielt an Senioren wenden, wollen wir sie einerseits auf diese Gefahren aufmerksam machen. Andererseits möchten wir älteren Menschen auf diesem Weg auch das Gefühl vermitteln, dass sie keinesfalls automatisch leichtere Beute für Kriminelle sind, als der jüngere Teil der Bevölkerung. Und das tun wir, indem wir ihnen Handreichungen für kluges und couragiertes Verhalten mitgeben“, erläutert Koschig. Zudem wisse man aus der Opferarbeit des Weißen Rings ohnehin, dass ältere Menschen Risiken eher vermeiden als der Rest der Bevölkerung. Und ein gesundes Maß an Misstrauen führt dazu, so Koschig weiter, dass gerade Betrugsversuche an Senioren in der überwiegenden Zahl der Fälle ins Leere laufen.

Neue Broschüre erhältlich


Pünktlich zum Tag der Kriminalitätsopfer 2019 hat die Opferhilfeorganisation eine neue Broschüre aufgelegt, die das Motto des Aktionstags im Titel trägt und auch eine Vielzahl an Präventionstipps vermittelt. In dem eigens produzierten Kurzfilm „Falscher Polizist“, derseit Montag, 18. März, auf der Internetseite des Vereins unter www.weisser-ring.de zu finden ist, wird diese besonders aktuelle Betrugsmasche anschaulich dargestellt. „Ohne Furcht im Alter“ ist zudem der Arbeitsschwerpunkt des Weißen Rings in der Prävention für das komplette aktuelle Jahr. 2018 war es das Thema Internetkriminalität. „Unsere 13 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelfer stehen unter anderem am 22. März in persönlichen Gesprächen zur Verfügung, um auf das wichtige Thema Seniorensicherheit aufmerksam zu machen und über Möglichkeiten der Prävention zu informieren“, erläutert Koschig. Thematisiert werden am Tag der Kriminalitätsopfer darüber hinaus auch die Hilfen, die Deutschlands größte Hilfsorganisation für alle anderen Opfer von Kriminalität vor Ort im Landkreis Goslar leisten kann.


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