Telenotfallmedizin soll landesweit zum Einsatz kommen

Innen-Staatssekretär Stephan Manke, der die Veranstaltung eröffnete, lobte das Goslarer Projekt und stellte die Vorteile, die die Telenotfallmedizin für die rettungsdienstliche Versorgung bietet, in den Fokus.

Rund 140 Vertreterinnen und Vertreter von Rettungsdiensten aus dem gesamten Land waren am heutigen Mittwoch im Goslarer Kreishaus zu Gast, um sich zu dem Thema Telenotfallmedizin zu informieren
Rund 140 Vertreterinnen und Vertreter von Rettungsdiensten aus dem gesamten Land waren am heutigen Mittwoch im Goslarer Kreishaus zu Gast, um sich zu dem Thema Telenotfallmedizin zu informieren | Foto: Landkreis Goslar

Goslar. Rund 140 Vertreterinnen und Vertreter von Rettungsdiensten aus dem gesamten Land waren am heutigen Mittwoch im Goslarer Kreishaus zu Gast, um sich zu dem Thema Telenotfallmedizin zu informieren. Im Fokus stand die landesweite Ausrollung des Systems, für die aus den Erkenntnissen des Goslarer Pilotprojektes geschöpft werden soll. Das berichtet die Landkreisverwaltung am heutigen Mittwoch.

Innen-Staatssekretär Stephan Manke, der die Veranstaltung eröffnete, lobte das Goslarer Projekt und stellte die Vorteile, die die Telenotfallmedizin für die rettungsdienstliche Versorgung bietet, in den Fokus: „Der Erfolg des Pilotprojektes in Goslar ist großartig und ein Aushängeschild. Das zeigt sich am großen Interesse anderer Landkreise. Seit 2021 wird im Landkreis Goslar das niedersächsische Pilotprojekt zur Telenotfallmedizin im Rettungsdienst durchgeführt. Und seit Februar diesen Jahres bilden die Landkreise Emsland und die Grafschaft Bentheim mit ihrer Rettungsleitstelle Ems-Vechte einen weiteren pilotierten Telenotarztstandort. Der große Vorteil: Die Rettungskräfte vor Ort können so schnell und kompetent unterstützt und die Patienten schneller versorgt werden“, erklärte er.

Telenotfallmedizin im Rettungsdienst vorantreiben


Manke ging zudem auch die geplante landesweite Ausrollung des Projektes ein, und gab einen Ausblick auf die Finanzierung des Vorhabens: „Künftig wollen wir das bereits heute sehr gute Angebot in Niedersachsen noch weiter ausbauen. Deshalb bin ich froh, dass wir im Haushalt 2024 eine Anschubfinanzierung veranschlagen konnten – immerhin Mittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro sowie in den Folgejahren jährlich 332.000 Euro. Damit können wir die niedersachsenweite Einführung der Telenotfallmedizin im Rettungsdienst vorantreiben.“

Staatssekretär Stephan Manke begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung.
Staatssekretär Stephan Manke begrüßt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Foto: Landkreis Goslar


Die Planungen für die landesweite Etablierung des Projektes erläuterte seitens des Innenministeriums zudem Sonja Gonschorek: Sie stellte dar, wie durch den Anschluss weiterer Landkreise und den Aufbau zusätzlicher Standorte für Telenotärzte in den kommenden zwei Jahren der Grundstein gelegt werden soll, um die notwendige Infrastruktur organisch aufwachsen zu lassen.

Arzt berichtet


Dr. Tobias Steffen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Goslar, berichtet aus gut drei Jahren telenotfallmedizinischer Praxis.
Dr. Tobias Steffen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Goslar, berichtet aus gut drei Jahren telenotfallmedizinischer Praxis. Foto: Landkreis Goslar


Dr. Tobias Steffen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Goslar, begleitet das Projekt Telenotfallmedizin seit seiner Einführung im Jahr 2021. Er gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Informationsveranstaltung einen Einblick, wie die von Staatssekretär Manke beschriebenen Vorteile in der Praxis aussehen. Mit der unmittelbaren Verfügbarkeit der notärztlichen Expertise werden die Notfallsanitäter in ihrer Arbeit unterstützt, während sie weiterhin den Einsatz vor Ort leiten. Gerade in einem ländlich geprägten Bundesland wie Niedersachsen, in dem Notärztinnen und Notärzte oft lange Anfahrtszeiten hat, kann so die notfallmedizinische Versorgung schneller erfolgen, als es bisher der Fall war.


Kein Ersatz für Notarzt


Ein Ersatz für den Notarzt auf der Straße wird die Telenotfallmedizin aber nicht sein, da bestimmte Fälle auch weiterhin unbedingt die Anwesenheit eines Notarztes erfordern. Stattdessen schont das Projekt die Ressource Notarzt, sodass die Medizinerinnen und Mediziner mehr Kapazitäten für diese besonders schwerwiegenden Fälle haben. „Für unsere Notärztinnen und Notärzte ebenso für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Rettungsdienstes gehört die Telenotfallmedizin mittlerweile zur Routine – sie ist ein etabliertes Rettungsmittel, und verbessert unsere Arbeit erheblich“, schildert Dr. Tobias Steffen die Erfahrungen aus der Praxis.

Mit Blick auf die landesweite Einführung gehe es nun darum, diese Selbstverständlichkeit auch in anderen Landkreisen und Städten Niedersachsens zu schaffen: „Dank unserer Zusammenarbeit mit den anderen Landkreisen und Städten, wie unserem Projektpartner Northeim, ebenso Hildesheim, Emsland, Grafschaft Bentheim und Schaumburg, haben wir dieses Vorhaben mittlerweile deutlich über unser Kreisgebiet hinaus umgesetzt. Uns ist es wichtig, unser Wissen zu teilen, zu informieren und zu schulen, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind und die fachlichen Kompetenzen für ein landesweites System Telenotfallmedizin überall vorhanden sind.“ Dank des zusätzlichen Standorts in der Rettungsleitstelle Ems-Vechte können mittlerweile in Niedersachsen rund 1,2 Millionen Menschen telenotfallmedizinisch versorgt werden.

Dr. Alexander Saipa, Landrat des Landkreises Goslar, lobt in seinem Grußwort das Engagement des Goslarer Rettungsdienstes und die Zusammenarbeit mit dem Ministerium.
Dr. Alexander Saipa, Landrat des Landkreises Goslar, lobt in seinem Grußwort das Engagement des Goslarer Rettungsdienstes und die Zusammenarbeit mit dem Ministerium. Foto: Landkreis Goslar


Die Fachvorträge zur Telenotfallmedizin und dem Thema Rettungsdienst allgemein gaben den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich im Rahmen der Veranstaltung auszutauschen, zu diskutieren und Fragen zu stellen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Goslarer Projektes beleuchteten Dr. Insa Seeger und Dr. Johanna Lubasch vom Oldenburger Forschungsnetzwerk Notfall- und Intensivmedizin näher. Wie ein landesweite System Telenotfallmedizin die Kostenträger fordern wird und Einsätze abgerechnet werden könnten, stellten Stefan Böhne (AOK Niedersachsen) und Bodo Rotter (Verband der Ersatzkassen) im Rahmen der Veranstaltung vor. Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Rettungsdienst, die vom Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport begleitet werden, fasste Maren Bartels zusammen. Bei einem simulierten Einsatz hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem die Gelegenheit, Notfallsanitäter und Telenotarzt bei ihrer Zusammenarbeit über die Schulter zu schauen.

Das große Interesse der niedersächsischen Rettungsdienstträger am Goslarer Projekt der Telenotfallmedizin bedeutet auch für Landrat Dr. Alexander Saipa eine positive Entwicklung: „Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, welch weite Kreise das Goslarer Projekt der Telenotfallmedizin mittlerweile zieht. Das erklärte Ziel der Einführung war damals, die rettungsdienstliche Versorgung im Kreisgebiet zu verbessern und zukunftsfähig zu machen. Das Interesse an der heutigen Veranstaltung und die Tatsache, dass der Landkreis Goslar bei der Telenotfallmedizin nun Vorreiter und Blaupause für ganz Niedersachsen ist, zeigt: Wir sind diesem Anspruch mehr als gerecht geworden. Die Weitsicht und der Mut zur Innovation haben sich gelohnt – natürlich ist der Erfolg auch vor allem unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rettungsdienstes zu verdanken, die die Telenotfallmedizin auf einem standardisiert hohen Niveau etabliert haben“, erklärte er.


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