Telenotruf: Landkreis zieht erste, positive Bilanz

Mit Stand vom 15. Juli gab es insgesamt seit der Einführung des Projektes 2.458 Einsätze für den Telenotruf.

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Im Januar 2021 startete der Landkreis Goslar das Pilotprojekt „Telenotfallmedizin“.
Im Januar 2021 startete der Landkreis Goslar das Pilotprojekt „Telenotfallmedizin“. | Foto: Landkreis Goslar

Goslar. Vor gut einem Jahr ist der Landkreis Goslar mit dem Pilotprojekt "Telenotfallmedizin" an den Start gegangen. Seither sind über dieses System 2.458 Telenotarzteinsätze eingegangen, 97 Prozent davon konnten durch den Telenotarzt abgearbeitet werden, berichtet der Landkreis Goslar auf Nachfrage von regionalHeute.de.



Als Ressource sei der Telenotarzt von den Notfallsanitätern im Landkreis Goslar schnell akzeptiert und regelmäßig genutzt worden. So wird den Notfallsanitätern vor Ort das eigenständige Arbeiten an der Einsatzstelle und das eigenständige Abarbeiten der SOP (Standard Operating Procedure) ermöglicht. Dadurch bleibt der Notfallsanitäter der „Ausführungsverantwortliche“ vor Ort beim Patienten.

Insgesamt 2.458 Einsätze


Das System habe sich in der ersten Phase als technisch und medizinisch zuverlässig erwiesen, wie die Zahlen aus dem Jahr 2021 zeigen. Im ersten Jahr gab es 2.053 Telenotarzteinsätze, 97 Prozent davon konnten durch den Telenotarzt abgearbeitet werden. In 38 Fällen wurde der Einsatz aufgrund einer medizinischen Indikation an einen „regulären“ Notarzt übergeben, in 22 Fällen musste der Telenotfalleinsatz wegen technischer Störungen abgebrochen werden. "Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass alle genutzten Komponenten – Übertragung der Vitaldaten, Kommunikation über Audio, Video und Chat – gleichzeitig ausfallen", sagt Landkreissprecher Maximilian Strache. Mit Stand vom 15. Juli gab es insgesamt seit der Einführung des Projektes 2.458 Einsätze.

Wie funktioniert der Telenotarzt?


Der einsatzführende Notfallsanitäter vor Ort gibt die Indikation für den Einsatz des Telenotfallarztes. Dieser wird hinzugerufen, wenn es für das Einsatzgeschehen keine SOP des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst gibt oder, wenn über diese hinaus noch zusätzliche ärztliche Unterstützung erforderlich ist. Indikationen eines telenotfallmedizinischen Einsatzes sind beispielsweise eine Hilfestellung des Rettungsdienstes bei unklaren Notfällen, EKG-Interpretationen, die ärztliche Aufklärung bei einer Transportverweigerung und die Ausschöpfung der SOP bei nicht vitaler Bedrohung. Während des Einsatzes erfolgt die Kommunikation mit dem Telenotarzt über eine App, getrennt davon werden zudem Vitalparameter an den Mediziner übertragen.

Die erste Kommunikation zwischen Telenotarzt und dem Notfallsanitäter erfolgt per Bluetooth-Headset. Per Video-Streaming kann der Notarzt den Patienten dann beurteilen und auch gegebenenfalls noch einmal persönlich mit ihm sprechen. Die Patientinnen und Patienten werden vor jedem Einsatz des Telenotfallarztes mündlich aufgeklärt und müssen explizit ihr Einverständnis für das Video-Streaming erklären. Einsatzführer vor Ort ist weiterhin der Notfallsanitäter, er führt die vom Telenotarzt delegierten Maßnahmen aus oder organisiert diese in seinem Team.


Telenotfallmedizin ersetzt nicht den Notarzt


Mit der Telenotfallmedizin ist es nicht mehr zwingend notwendig, dass ein Notarzt vor Ort ist. Er ersetze ihn aber auch nicht, macht Strache deutlich. Die Telenotfallmedizin sei ein zusätzliches „Rettungsmittel“. Es werde stets Einsätze geben, bei denen ein Notarzt direkt am Patienten „hands-on“ Leben retten muss. Ein Telenotfallmediziner übernimmt lediglich bestimmte Einsatzfelder aus dem notärztlichen Einsatzalltag und entlastet somit nur die Einsatzfrequenzen der Notarzteinsatzfahrzeuge, welche dann schneller und zügiger für die wesentlichen Einsätze zur Verfügung stehen. Der Notarzt werde durch Audio-Video-Kommunikation und Echtzeit-Übertragung der Vitaldaten virtuell in den Einsatz eingebunden. So erfahren die ausgebildeten Notfallsanitätar Unterstützung und Beratung durch den Notarzt, der zudem Entscheidungen treffen kann, die ausschließlich Ärzten vorbehalten sind – wie die Verabreichung von Schmerzmitteln.

Der Einsatz der Telenotfallmedizin sei also ressourcenschonend, weil Zeit dadurch eingespart werde, dass ein Notarzt direkt virtuell bei einem Einsatz dazu geschaltet werden kann. Notfallsanitäter müssen also nicht auf das Eintreffen eines Mediziners vor Ort warten. Patienten könne so schneller geholfen werden. Zudem gewinnen die „regulären“ Notärzte wichtige Kapazitäten hinzu, die an anderer Stelle womöglich dringender benötigt werden.


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