Telleraktion - Ein Symbol für Kinderarmut

von Martina Hesse


Viele Kinder aus den ortsansässigen Kindergärten und Grundschulen brachten Teller. Fotos: Martina Hesse
Viele Kinder aus den ortsansässigen Kindergärten und Grundschulen brachten Teller. Fotos: Martina Hesse | Foto: Martina Hesse)



Goslar. Unter großer Beteiligung vieler ortsansässiger Schulen und Kindergärten fand Dienstagmorgen die "Telleraktion" auf dem Marktplatz statt. Initiiert wurde dieser Aktionstag zur Kinderarmut vom Netzwerk für soziale Gerechtigkeit, also AWO-Bezirksverband Braunschweig, DGB Goslar, Diakonie im Braunschweiger Land GmbH, dem deutschen Kinderschutzbund Goslar, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Goslar/Bad Harzburg und dem Förderverein Zille.

Unter dem Motto "Ein leerer Teller für jedes arme Kind im Landkreis Goslar", derzeit sollen es hier rund 3.000 Betroffene sein, wurden rund um den historischen Marktbrunnen in Goslar strahlenförmig leere Teller angeordnet - ein starkes Symbol für Armut, Hunger, Ausweglosigkeit. Trotz anfänglichen Regenwetters und starkem Wind, der sogar einige Teller verwehte, harrten alle Beteiligten aus und wurden nach einiger Zeit mit Sonnenschein belohnt.

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Viele Kinder und Passanten nahmen an der "Telleraktion" teil. Foto: Martina Hesse)



Während sich der Platz mit immer mehr Kindergruppen füllte, begrüßte Susanne Ohse, Kreisverbandsvorsitzende des DGB-Kreisverbands Goslar, alle Anwesenden und beschrieb kurz, welche Entbehrungen Armut für Kinder bedeutet. Die klare Forderung des DGB dazu lautet: Erhöhung von Hartz IV, beziehungsweise ALG II. Ohse dankte allen beteiligten Akteuren, die sich bemühen, armen Familien zu helfen, mit ihnen Bildungs- und kulturelle Möglichkeiten erörtern und suchen, aber auch ganz konkret im Alltag helfen, beispielsweise dabei, die teilweise undurchsichtigen Formulare der Ämter auszufüllen oder Ansprüche aus dem Bildungs- und Teilhabepaket geltend zu machen. Der gemeinsame, sehr klare Tenor aller Beteiligten lautet nämlich: das wichtigste Instrument gegen Armut ist Bildung.

Die enorme Wichtigkeit dieser Schwerpunktsetzung sprach auch Rifat Fersahoglu-Weber, Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbands Braunschweig, an. Eine Langzeitstudie habe längst bewiesen, dass "Armut sich nicht verwächst". So gehören manche Familien bereits in der vierten Generation zu den sozial benachteiligten Familien, und es ist zu befürchten, dass auch die nächsten Generationen betroffen sein werden, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Besonders betroffen sind nach wie vor Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund und von alleinerziehenden Elternteilen. Auch hier die konkrete Forderung, Bildung frei zugänglich zu machen.

Arme Kinder haben keine coolen Klamotten, kein Geld für soziokulturelles Leben oder besondere Bildungsangebote. Darüber hinaus ist erwiesen, dass sie schlechter ernährt sind.

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"Ich mag Spagetti", sagten die Kinder auf dem Marktplatz. Foto: Martina Hesse)



Auch wenn die Kleinsten auf Nachfrage von regionalGoslar.de antworteten: "die Teller sind alle für mich", "ich weiß nicht genau, wozu das ist", "ich esse gerne Spagetti" oder Ähnliches, hoffen sie mit ihren Eltern, Erziehern und in ihren Liedern auf soziales Miteinander und eine gerechtere Aufteilung der notwendigen Güter auf die gesamte Gesellschaft.

Die Veranstaltung wurde von den Chören der Goetheschule, Kita Zum Markte und vielen weiteren Stimmen begleitet. Außerdem gab es beeindruckende Auftritte der jugendlichen Mitglieder des gemeinnützigen Vereins Kunstkarussell aus Bad Harzburg.

Um 19 Uhr am Dienstagabend hält der Erfurter Professor Roland Lutz im Kreishaus einen Vortrag zum Thema "erschöpfte Familien", der Eintritt ist frei.

Video zur Telleraktion









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