Goslar. Am Dienstag, den 5. April, hält Yilmaz Kaba einen Vortrag mit dem Titel "Alltag in Kurdistan - Bestrebungen nach Frieden, Freiheit und Menschlichkeit gegenüber der Realität von Krieg und Massaker". Die Linke Kreisvorstand Goslarer lädt dazu um 19 Uhr in das Restaurant Platon in der Bähringer Straße 4 ein.
"Die Kurden sind das größte Volk der Welt ohne einen eigenen Staat. Verteil auf vier Länder - Syrien, Irak, Iran und die Türkei - kämpfen sie seit Jahrzehnten um Eigenständigkeit und Anerkennung. Spricht man von Kurdistan, sind die kurdischen Siedlungsgebiete in diesen vier Ländern gemeint. Doch von einem gemeinsamen Kurdistan ist nirgendwo die Rede. Jahrzehntelang wurden die Kurden zum Spielball der Mächte, stets wurde der Kampf um mehr Rechte brutal unterdrückt. Aber die Zeiten ändern sich im nahen Osten. Die Grenzen, die nach dem Ersten Weltkrieg von den Westmächten gezogen wurden, verlieren langsam ihre Gültigkeit. Staaten lösen sich womöglich auf, und neue Staaten sowie Autonomien und Selbstverwaltungen sind dabei, zu entstehen. Inzwischen hat sich die Lage zugunsten der Kurden verändert. Seit dem Beginn der Bürgerkriege im Irak und in Syrien können sie zum ersten Mal ernsthaft auf ihre Anerkennung als Volk und ihre Vorhaben und Ziele verwirklichen. Im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat IS" sind sie zu einem unverzichtbaren Akteur im nahen Osten geworden. Für ihre Haltung gegenüber den Islamisten wird den Kurden großer Respekt gezollt."
Der türkische Staat setzt auf Krieg
"Massaker der türkischen Armee prägen seit Monaten das Bild in Nord-Kurdistan/Türkei. Nach den Parlamentswahlen 2015 hatte der türkische Staat die Verhandlungen mit der kurdischen Seite für eine politische Lösung der kurdischen Frage ad acta gelegt. Seitdem ist der Staatsterror des AKP-Regimes unter dem Staatspräsidenten Erdogan Alltag in Kurdistan: Ausgangssperren, Belagerung und Zerstörung kurdischer Städte durch die Armee, Hinrichtungen auf offener Straße, fehlende Grundversorgung uvm. Vom Arbeiter bis zum Akademiker, der Staat führt Krieg gegen die eigene Bevölkerung."
Und Europa schweigt
"Die EU setzt mit der Führung von Deutschland auf Ankara, um die Flüchtlingskrise zu lösen?! Doch wer das Motto 'Menschenrechte sind zweitrangig, die Flüchtlingskrise hat Priorität' verfolgt, generiert neue Flüchtlingsströme. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich 250.000 Binnenflüchtlinge in der Türkei auf den Weg nach Europa machen."
Schweigen bedeutet Mitschuld
"Nicht zum ersten Mal versäumt es die EU, allen voran Deutschland, seiner Verantwortung gerecht zu werden. Wir erinnern an die Rolle beim Genozid an den Armeniern, deutsches know-how beim Giftanschlag in Halabaja und deutsche Leopard-Panzer im Einsatz gegen die Kurdische Zivilbevölkerung. Anstatt Erdogan und seine Gefolgschaft im kriegerischen Vorgehen den Rücken zu stärken, muss die EU eine Rückkehr an den Verhandlungstisch mit der PKK zur unabdingbaren Voraussetzung für eine weitere Zusammenarbeit mit der Türkei machen. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Region zu befrieden und die Flüchtlingsfrage zu lösen."
Yilmaz Kaba setzt sich in verschiedenen Organisationen in Celle Hannover und auf Bundesebene unter anderem für eine "bessere" Partizipation der Migranten und Migrantinnen am gesellschaftlichen und politischen Leben ein. Dort ist er vor allem in den Bereichen Flüchtlingspolitik, Jugend und diplomatische Beziehungen sowie Öffentlichkeit mitverantwortlich. Er ist auch Vorstandsmitglied der Föderation der Ezidischen Vereine FKE e.V. sowie des demokratischen Gesellschaftszentrums der KurdInnen in Deutschland NAV-DEM e.V.
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