Clausthal-Zellerfeld. Der Bau der Pflanzenkläranlage mit den Speicherbecken auf dem Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ bei Clausthal-Zellerfeld schreitet trotz witterungs- und coronabedingter Verzögerungen insgesamt gut voran. Das teilt der Landkreis Goslar in einer Pressemitteilung mit. Ziel dieser Sanierungsmaßnahme im Einzugsgebiet der Innerste ist die Fassung, Speicherung und Behandlung von Wässern, die aufgrund der früheren Sprengstoff-Produktion mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind.
„Trotz einiger Verzögerungen in den letzten Wochen rechnen wir damit, dass die Teichkaskade bestehend aus Rückhaltebecken, Reaktionsbecken, Pflanzenklärbecken und Sedimentationsbecken im Sommer fertiggestellt wird, sodass idealerweise im August die Bepflanzung des Klärbeckens mit Schilf erfolgen kann“, erläutert Michael Riesen, Leiter der Bodenschutzbehörde des Landkreises Goslar. Ein besonderer Vorteil dieser naturnahen Anlage ist, dass sie weitestgehend ohne Strom und mit einem Minimum an Pflege auskommt. Außerdem erfolgt die Wasserführung ausschließlich im Freigefälle und es fällt im Gegensatz zur bestehenden Sickerwasserreinigungsanlage keine regelmäßig zu wechselnde und zu entsorgende Aktivkohle an. Das führt zu sehr geringen Folgekosten bei dieser noch über Generationen notwendigen Sanierungsmaßnahme.
Deutschlandweit erste Anlage in dieser Größe
Die Sanierungswirkung beruht auf einer Kombination des Abbaus durch Mikroorganismen sowie Sonnenlicht und der Bindung an Huminstoffe sowie Tonminerale. Nach Anwachsen der Schilfpflanzen als wichtiger Meilenstein startet der mindestens einjährige Probebetrieb der Anlage. Da es deutschlandweit noch keine vergleichbar große Sanierungsanlage für die sogenannten sprengstofftypischen Verbindungen gibt, dient diese Phase der genauen Beobachtung der Reinigungsleistung und Optimierung der Anlage. „Ich bin zuversichtlich, dass wir im Frühherbst einen Tag der offenen Tür durchführen können“, zeigt sich Riesen optimistisch. Diesen hatte der Landkreis Goslar gemeinsam mit den Planern der Anlage, den Grundstückseigentümern und dem Niedersächsischen Umweltministerium bei einer Informationsveranstaltung am 29. Oktober vergangenen Jahres angekündigt. Dabei soll allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachleuten die Funktionsweise der Sanierungsanlage genauer erläutert und bei Führungen über das 75.000 Quadratmeter große Baufeld nördlich der Pfauenteiche veranschaulicht werden.
Nach erfolgreichem Abschluss des Probebetriebs in 2021 oder 2022 ist die Errichtung einer zweiten, baugleichen Anlage zur Verdopplung der Kapazität und Fassung weiterer Sickerwässer geplant. Die rund acht Millionen Euro teure Baumaßnahme wird aus dem Etat eines Vergleichsvertrages zwischen dem Land Niedersachsen und dem ehemaligen Grundstückseigentümer, der Immobilien Verwaltungsgesellschaft (IVG) finanziert. Die neue Eigentümerin, Halali Verwaltungs GmbH, ist als Vertragspartner durch eine Folgevereinbarung in den Vergleichsvertrag eingetreten. Der für diese und weitere Sanierungsmaßnahmen, auch auf den anderen Standorten in Liebenau und Döverden, vorgesehene Etat wurde bereits von der IVG auf ein Konto des Landes Niedersachsen überwiesen und wird dort sicher und abrufbereit verwahrt.
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