Goslar. Die Nachkriegsgeschichte Goslars soll aufgearbeitet werden. Mit Beschluss des Rates wurde im Jahr 2013 Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde für die Stadt Goslar entzogen und kurz darauf wegen einiger Hinweise von Politik und Bürgerschaft entschieden, dass die Gesamtgeschichte Goslars - auch im Bezug auf die nationalsozialistische Herrschaft - einer wissenschaftlichen Bearbeitung bedürfe. Der Ausschuss für Kultur und Stadtgeschichte kommt am kommenden Dienstag zusammen um unter anderem einen Grundsatzbeschluss zur Erarbeitung einer entsprechenden Publikation zu fassen, die zum 1100 jährigen Jubiläum der Stadt Goslar im Jahr 2022 erscheinen soll.
Ein Jahr später wurde das Niedersächsische Institut für Historische Regionalforschung e. V. (NIHR) mit einer Voruntersuchung beauftragt, welches daraufhin auf Grundlage eines ausführlichen Gutachtens, eigenen Recherchen sowie Beratungen mit dem Goslarer Geschichtsverein die Leitlinie für die Gesamtdarstellung erarbeitet hat. Gleichzeitig waren weitere Forschungsaufträge für bisher nicht untersuchte Zeiträume der Goslarer Geschichte beauftragt worden, die allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt werden sollen.
Der schon vorliegende Kurzbericht mit dem Titel "Wege zur Erarbeitung einer Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte Goslars" von der Historikerin Dr. Angelika Kroker wird eingeleitet mit der ersten Erwähnung der Kaiserstadt in der Reichschronik im Jahr 922. "Das bevorstehende Jubiläumsjahr 2022 bietet die Chance, neue Begeisterung für Goslars Geschichte zu wecken, die Beschäftigung mit ihr zu fördern und die bislang vermisste zeitgemäße Gesamtdarstellung der Stadthistorie in Angriff zu nehmen.", heißt es darin weiter.
Goslars Geschichte soll viele erreichen
Als sinnvoll wird eine reich bebilderte Publikation mit einem Umfang von 350 bis maximal 600 Seiten erachtet. Sie soll das Wissen sowohl für das breite Publikum ansprechend vermitteln, als auch wissenschaftlich "Zitierfähig" werden. Insgesamt seien laut Bericht 250.000 Euro für das Projekt zu veranschlagen. Die Stadt solle für die Jahre 2017 bis 2021 je 20.000 Euro bereitstellen, die restlichen Kosten könnten durch Sponsorengelder abgedeckt werden. Eine Liste potentieller Sponsoren habe das NIHR bereits erarbeitet. Zudem wird erwartet, dass durch den Abverkauf der Bücher die finanziellen Aufwendungen wieder in die Stadtkasse zurückfließen.
Erster Versuch 1843
"Mit der „Geschichte der vormals kaiserlichen freien Reichsstadt Goslar am Harze“ von Gottlieb Friedrich Eduard Crusius ist zuletzt im Jahr 1843 der Versuch unternommen worden, eine Gesamtgeschichte Goslars zu publizieren. Mit dem Jubiläumsjahr 2022 ist ein geeigneter Anlass gegeben, mit einem anschaulich erzählten, reich bebilderten und modern gestalteten, nichts desto weniger aber wissenschaftlich abgesicherten und zitierfähigen Werk diese seit Jahren offensichtliche Lücke zu füllen.", heißt es in der Beschlussvorlage, über die der Ausschuss für kultur und Stadtgeschichte am kommenden Dienstag berät.