Grüne besuchten Flüchtlingsrat in Schöppenstedt


Mitglieder des Flüchtlingsrats, darunter Vorstandsmitglieder Nazanin Mohamadi (Mitte) und Nesar Brikzai (2. v.r.), mit Ghalia El Boustami, Bündnis 90 /Die GRÜNEN Wolfenbüttel. Foto: privat.
Mitglieder des Flüchtlingsrats, darunter Vorstandsmitglieder Nazanin Mohamadi (Mitte) und Nesar Brikzai (2. v.r.), mit Ghalia El Boustami, Bündnis 90 /Die GRÜNEN Wolfenbüttel. Foto: privat.

Schöppenstedt. Kürzlich besuchten die Grünen im Kreisverband Wolfenbüttel ein Projekt der besonderen Art: den Flüchtlingsrat in Schöppenstedt, der erste seiner Art im Kreis Wolfenbüttel. Hier informierten sich Ghalia El Boustami über die Arbeit des Rates.


Vielerorts engagieren sich Menschen im Bereich der Flüchtlingshilfe, auch in unserer Region. So wird tagtäglich gezeigt, dass ein echtes Miteinander durch Begegnung gelingt. Hier geht es um Teilhabe, denn die Geflüchtete haben sich selbst organisiert und sprechen mit eigener Stimme die Probleme an, die sie beschäftigen. Ghalia El Boustami und Angelika Uminski-Schmidt, vom Kreisverband von Bündnis 90 /Die GRÜNEN Wolfenbüttel, kamen mit dem Vorstand des Flüchtlingsrats Schöppenstedt ins Gespräch und waren von der vielfältigen Arbeit des Gremiums positiv beeindruckt. Der mit drei Frauen und drei Männern paritätisch besetzte Vorstand gilt als Ansprechpartner für die 344 Geflüchtete, die in der Samtgemeinde Elm-Asse leben, darunter 58 unbegleitete Minderjährige. Im Vorstand sind sechs Nationen vertreten. Nesar Brikzai, vor der Flucht Journalist in Afghanistan, und Nazanin Mohamadi, Studentin der Medizin im dritten Jahr in Afghanistan, schildern eindrücklich ihr Leben nach der Flucht und den Neuanfang in Schöppenstedt. „Wir sind dankbar, dass wir hier gut aufgenommen wurden. Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln und unsere Teilhabe mitgestalten“, so Nesar Brikzai. „Wir haben viele Ideen, die im Gespräch mit allen Geflüchteten entstanden sind und sich an den Bedürfnissen aller orientieren“, ergänzt Nazanin Mohamadi. So ist z.B. ein Computerkurs am Entstehen, denn die Geflüchteten haben erkannt, dass egal, was sie für ihre Zukunft planen, Computerkenntnisse unabdingbar sind.

Eindrücklich schildert Frau Mohamadi das Leben als Geflüchtete mit ungeklärtem Status und die latente Drohung der Abschiebung. „Es ist schwer, sich auf den Sprachkurs zu konzentrieren, wenn man alle paar Tage zur Ausländerbehörde oder zu einem anderen Amt zitiert wird. Ich habe mich bemüht, alles richtig zu machen, es war aber nicht zu schaffen. Ich weiß immer noch nicht, wie meine Zukunft aussieht“.

Da hilft vor allem, mitmischen, sich für andere engagieren. „Nicht nur Zuhause sitzen, sondern an der Gesellschaft aktiv teilhaben“, so sagt Herr Brizkai. Auch wenn der Flüchtlingsrat in Eigenregie arbeitet, verdankt er seine Entstehung dem Engagement der örtlichen Verwaltung. Der Vorstand des Flüchtlingsrats ist sich einig: ohne das Engagement der Verwaltung der Samtgemeinde Elm-Asse und dessen Flüchtlingskoordinators Florian Cacalowski, wäre es nicht möglich gewesen, aus eigener Kraft das Gremium zu installieren. Der Flüchtlingskoordinator wirkt als Multiplikator und unterstützt die Arbeit des Flüchtlingsrates.

Auch Probleme wurden angesprochen: die Situation jener Minderjährigen, die nach Beendigung der Schulpflicht aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse keinen vernünftigen Abschluss schaffen. Die Abschaffung der Sprachlernklassen, die dazu geführt hat, dass die Regelschulen die Herausforderung, inklusiv mit Geflüchteten zu arbeiten, nicht schaffen und dadurch die jungen Menschen systematisch in die Berufsschule schicken, auch wenn manche mit einem Minimum an Unterstützung durchaus eine Chance an einer Regelschule hätten. Auch der sensible Übergang der Minderjährigen mit 18 in eine eigene Wohnung, ohne sozialpädagogische Begleitung, wurde angesprochen.
Man verabschiedete sich mit der Absicht, den konstruktiven Dialog weiterzuführen und den Flüchtlingsrat zu unterstützen. Ein erster Besuch, der sicherlich nicht der letzte war.