Ärztemangel: Stadt Schöningen bittet Kassenärztliche Vereinigung verzweifelt um Hilfe

Mit dem Wegfall einer weiteren Bestandsärztin verschärfe sich die Lage erneut. Viele Mediziner seien an ihrer Belastbarkeitsgrenze.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Schöningen. Aus der Presse erfuhren die Stadt Schöningen und die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt am Samstag, dass eine seit zwei Jahrzehnten etablierte Allgemeinmedizinerin ihre Hausarztpraxis bereits zum Monatsende einstellen wird, um ins Ausland zu gehen. Diese erschütternde Nachricht trifft die Patientinnen und Patienten gerade zeitgleich mit dem Start des Wegfalls der Priorisierung für die Impfungen gegen die Corona-Pandemie. In Schöningen droht ein Versorgungsmangel. Aus diesem Grund bittet die Stadt Schöningen die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) in einem offenen Brief dringend um Hilfe.


Die hausärztliche Versorgung im Schöninger Stadtgebiet gestalte sich auch durch den jüngsten Weggang immer dramatischer. Inzwischen sei es für die Schöningerinnen und Schöninger nahezu unmöglich geworden, ortsnah einen Hausarzt zu finden, der sie als Patient noch aufnehme. "Die Bestandspraxen sind längst an ihrer Belastungsgrenze angelangt", so die Stadt Schöningen.

Da absehbar sei, dass viele der ortsansässigen Mediziner in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, werde sich das Problem noch verschärfen – so denn überhaupt noch möglich. Die Stadt schreibt weiter: "Die Angelegenheit ist hochbrisant. Der Status der Unterversorgung scheint in unserem Gemeinwesen endgültig manifestiert. Und ein Blick auf die kommenden Jahren verheißt nichts Gutes: Innerhalb der kommenden zehn Jahre erreichen fünf der insgesamt sechs als Allgemeinmediziner praktizierende das Rentenalter. Zwar arbeiten einige Ärzte dankenswerterweise weit über das Rentenalter hinaus. Dennoch ist es absehbar, dass sich der Hausärztemangel verschärfen wird, wenn die Kollegen in den Ruhestand gehen und keine Nachfolge finden." Dass sich dies mehr als schwierig gestalte, zeige sich seit Jahren in nahezu allen ländlichen Regionen Deutschlands.

Mehr als 30.000 Euro Belohnung


Die Stadt Schöningen sehe die Bemühungen auf überregionaler und regionaler Ebene zur Erreichung einer ausreichenden hausärztlichen Versorgung. Insbesondere setze man hohe Erwartungen in bereits laufende Maßnahmen des Landes Niedersachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, wo sich ein umfassendes Maßnahmenpaket, das unter anderem angehende Medizinerinnen und Mediziner in allen Phasen der Ausbildung sowie der Niederlassung unterstützt, an die Evaluation des Niedersächsischen Sozialministeriums aus dem Jahre 2019 anschließt.

Auch der Landkreis Helmstedt hat mit seiner jüngsten Initiative einen finanziellen Anreiz für Ärzte geschaffen. Der Kreistag hat eine Richtlinie verabschiedet, die eine finanzielle Unterstützung bei Neugründung oder Übernahme einer Arztpraxis oder Gründung einer Zweigpraxis im Landkreis Helmstedt mit einer Zuwendung bis zu 30.000 Euro gewährt. Die Stadt Schöningen bereitet derzeit eine Beschlussfassung vor, diese Förderung mit eigenen Mitteln deutlich zu erhöhen. "Dies sind jedoch mittel- bis langfristig angelegte Maßnahmen. Die Möglichkeiten der Stadt Schöningen, ganz aktuell und zeitnah aktiv junge Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, sind bekanntlich begrenzt. Dennoch werden hier alle denkbaren, rechtlich vertretbaren Unterstützungen geleistet werden", merkt die Stadt Schöningen an.

"Helfen Sie uns"


Abschließend erklärt die Stadt Schöningen: "Die Stadt will nichts unversucht lassen und bittet die Kassenärztliche Vereinigung, sich dieser dramatischen Entwicklung engagiert und intensiv anzunehmen, sich dieser Misere mit ihr gemeinsam und entschlossen entgegen zu stellen und kurzfristig zu einer Entlastung der Bestandsmediziner durch den überraschenden Ausfalls der wegfallenden hausärztlichen Praxis zu kommen. Helfen Sie uns im Kampf gegen die medizinische Unterversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger!"