Brisante Lage - Infogespräch zu Erziehermangel in Kitas


Elternvertreter und Kita-Träger im Info-Austausch mit Jörn Domeier im Schloss. Foto: Stadt Schöningen
Elternvertreter und Kita-Träger im Info-Austausch mit Jörn Domeier im Schloss. Foto: Stadt Schöningen

Schöningen. Der Mangel an Fachkräften sei derzeit in den unterschiedlichsten Bereichen deutlich spürbar und nicht ohne Folgen. Davon betroffen seien insbesondere Kindertagesstätten, für deren Leitung es immer mehr zum Kraftakt wird, den regulären Betrieb aufrechtzuerhalten. Aus der Not heraus gab es jetzt ein Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Jörn Domeier im Schloss. Die Stadt Schöningen berichtet in einer Pressemitteilung.


Eine Ursache für das Fehlen von Erziehern und Erzieherinnen liegt unter anderem an der derzeit in Niedersachsen gängigen Ausbildungspraxis. Vier Jahre nimmt diese in Anspruch, ist nicht im Dualen System möglich und mit der finanziellen Vorleistung der Auszubildenden verbunden. Fazit: Es fehlt an Nachwuchs in den Betreuungseinrichtungen, deren Bedarf seit 2018 mit der Einführung der Beitragsfreiheit noch einmal gestiegen ist. Welche Dimension dieser Mangel annehmen kann, wurde in den vergangenen vier Monaten in der Kita St. Vincenz mehr als deutlich. Insgesamt elfmal musste die Einrichtung die Betreuung im Notbetrieb durchführen, jeweils über mehrere Tage. Gruppen blieben geschlossen, die Betreuungszeiten wurden gekürzt. Verständlich, dass Eltern mit dieser unzuverlässigen Situation nicht zufrieden sein können.

Informationsgespräch mit Landtagsabgeordnetem


Auf Initiative eines Vaters und zweier Elternvertreterinnen der Kita St. Vincenz nahmen nun die Stadt Schöningen als Träger dreier Einrichtungen und die Kirchengemeinde St. Vincenz und St. Lorenz mit ihren zwei Kitas die Gelegenheit wahr, den Landtagsabgeordneten Jörn Domeier zu einem Informationsgespräch in das Schöninger Schloss einzuladen. Dem Städtischen Direktor Karsten Bock und Pfarrer Frank Barche war es ein Anliegen, sowohl die Perspektive der Träger als auch der Eltern dazustellen und dem Politiker diese Eindrücke mit nach Hannover in den Landtag zu geben. Eindringlich schilderten die Elternvertreterinnen Doreen Griesche und Nina Günther die Betreuungssituation und die Auswirkungen auf das familiäre und berufliche Leben. „Uns ist bewusst, dass dafür kurzfristig seitens der Politik keine Lösung geschaffen werden kann“, so Doreen Griesche, „aber die Verbesserung der Grundsituation und Rahmenbedingungen für die Bindung qualifizierten Personals muss durch die Gremien des Landtages herbeigeführt werden.“

Einig waren sich alle Anwesenden, darunter der stellvertretende Bürgermeister und Vorsitzende des Ausschusses für Bürgerdienste, Wolfgang Waldau, sowie die Fachbereichsleiterin für Bürgerdienste, Claudia Backhauß: Das größte Defizit ist, dass Kindertagesstätten nicht in die Rolle des Ausbilders übernehmen dürfen. „Sofort wären die Träger bereit, entsprechende Ausbildungsplätze zu schaffen und natürlich auch eine Ausbildungsvergütung zu zahlen“, versicherte Karsten Bock. Aber die derzeit lange Dauer und die finanzielle Situation wären eine große Last für die Ausbildungswilligen, ergänzte Pfarrer Frank Barche, und schreckten letztendlich viele Interessierte ab.


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