Ein Ofen namens Herbert bereichert Naturerlebnisgarten in Söllingen

Im Rahmen des Workshops „Brot backen wie Oma und Opa“ wurde der Lehmbackofen gebaut. Bis dieser einsatzfähig ist, dauert es aber noch ein paar Wochen.

Emsiges Treiben auf der Lehmbackofen-Baustelle im künftigen Naturerlebnisgarten Söllingen.
Emsiges Treiben auf der Lehmbackofen-Baustelle im künftigen Naturerlebnisgarten Söllingen. | Foto: Beate Ziehres

Heeseberg. Im Naturerlebnisgarten in Söllingen geht es sichtbar voran. In den vergangenen Wochen wurde das Gelände eingezäunt, auf dem Boden ist ein dichter, grüner Pflanzenteppich gewachsen. Seit einigen Tagen steht sogar ein Lehmbackofen im künftigen Erlebnisgarten. Die Erbauer – eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus zehn Männern und Frauen – freuen sich schon auf das erste selbstgebackene Brot aus dem traditionellen Ofen. Das berichtet die Bürgerstiftung Ostfalen in einer Pressemitteilung.



Wie früher üblich wird das gute Stück mit Holzfeuer aufgeheizt, bevor die Teiglinge darin Farbe annehmen und knusprige Kruste bekommen. Die Bürgerstiftung Ostfalen hatte als Projektträger zum Workshop „Brot backen wie Oma und Opa“ eingeladen. So wurde das Gartengelände am Südrand von Söllingen erstmals zum Treffpunkt für ökologisch Interessierte. Gut gelaunt, fröhlich lachend und munter schwatzend arbeiteten die Workshop-Teilnehmer zwei Tage lang am gemeinsamen Projekt. Am Ende stand nicht nur ein repräsentativer Lehmbackofen an der sorgfältig ausgewählten Stelle. Der Ofen hat sogar einen Namen: Herbert.

Experte aus Österreich als Berater


Die Schritt-für-Schritt-Bauanleitung lieferte Bernhard Gruber, Gründer des Österreichischen Waldgarten-Instituts. Der Experte für essbare Waldgärten und Permakultur-Aktivist war nach Söllingen gekommen, um wertvolle Ratschläge zum Bau des Backofens zu geben und die Akteure der Bürgerstiftung Ostfalen bei der Planung eines Waldgartens zu unterstützen. Gruber leitete unter anderem zur Herstellung der optimalen Lehmmischung an. Hier kommt es nicht nur auf die richtige Zusammensetzung an, sondern auch auf die Verarbeitung.

Waldgärtner Bernhard Gruber legt selbst Hand an beim Aufmauern der Ofenkuppel.
Waldgärtner Bernhard Gruber legt selbst Hand an beim Aufmauern der Ofenkuppel. Foto: Beate Ziehres


Der Experte, der schon unzählige Lehmbacköfen gebaut hat, zeigte der Gruppe, wie der traditionelle Werkstoff mit den Füßen geknetet wird. Zusätzlich gab er wertvolle Ratschläge zum Formen der sogenannten Grünlinge, die die Ofenkuppel bilden. Beim Aufmauern der Kuppel legte Gruber auch selbst Hand an und korrigierte. „Nicht klopfen, sondern drücken“, war immer wieder aus seinem Mund zu hören.

Das Backhaus als sozialer Treffpunkt


Die Bürgerstiftung Ostfalen will auf dem geerbten Grundstück im Südkreis ein kleines Paradies für Menschen und Tiere schaffen. Mit Hilfe von Mitteln aus dem LEADER-Fördertopf für den Landkreis Helmstedt soll ein sozialer Treffpunkt entstehen, an dem Interessierte etwas über nachhaltiges Leben und nachhaltige Gartenwirtschaft lernen können. „Früher waren öffentliche Backhäuser ein wichtiger Bestandteil des dörflichen Zusammenlebens. Hier konnten die Menschen gemeinsam backen, dörren und mit der Restwärme Holz trocknen. Leider sind die Backhäuser mit der aufkommenden Industrialisierung verschwunden“, bedauert Projektleiter Sebastian Petersen.

Ein Gemeinschaftsbackplatz durfte schon aus diesem Grund im Naturerlebnisgarten nicht fehlen. „Hinzu kommt, dass wir in unserem Garten die Möglichkeit haben wollen, die Erträge zu verarbeiten und zu konservieren. Ein Backofen ist hierbei ein wichtiger Bestandteil“, so Petersen weiter. In jeder Hinsicht kann die erste größere Aktion im Naturerlebnisgarten als voller Erfolg gewertet werden. Immer wieder kamen Besucher, blickten erst über den Zaun und versuchten sich dann teilweise sogar selbst an einem Grünling. Die Kinder fanden Gefallen am Bausandhaufen und spielten stillvergnügt, während im Hintergrund die Erwachsenen Reihe um Reihe Grünlinge aufschichteten und festdrückten.

Jeder einzelne Grünling wird aus Lehm von Hand geformt.
Jeder einzelne Grünling wird aus Lehm von Hand geformt. Foto: Beate Ziehres


Rund 450 klebrige Lehmformstücke waren nötig, bevor am Sonntagnachmittag der finale Lehmklumpen eingesetzt werden konnte. Am Ende des Tages gingen die Teilnehmer des Workshops mit dem guten Gefühl, etwas Sinnvolles geschaffen zu haben, nach Hause. Und: Viele planen bereits den Bau eines eigenen Lehmbackofens, um Brot backen zu können wie Oma und Opa.

Herbert ist für alle da


Ein eigener Ofen ist allerdings nicht unbedingt notwendig, denn die Bürgerstiftung Ostfalen stellt „Herbert“ nach dem Abschluss aller Arbeiten interessierten Hobbybäckern zur Verfügung. Bis der Lehmbackofen in Söllingen erstmals angefeuert werden darf, geht allerdings noch etwas Zeit ins Land. „Die Trocknung der Kuppel dauert etwa vier bis sechs Wochen, je nach Witterung“, mahnt Experte Bernhard Gruber zur Geduld.

Das Herzstück des Ofens, die Kuppel, wird aus Grünlingen aufgemauert. Nach der Fertigstellung erhält der Lehmbackofen einen Regenschutz.
Das Herzstück des Ofens, die Kuppel, wird aus Grünlingen aufgemauert. Nach der Fertigstellung erhält der Lehmbackofen einen Regenschutz. Foto: Beate Ziehres


Übrigens können auch Interessierte, die nicht am Workshop teilgenommen haben, von Waldgärtner Gruber lernen. Auf der neuen Webseite www.naturerlebnisgarten-soellingen.de steht im Artikel „Im Naturerlebnisgarten Söllingen gibt’s jetzt einen Lehmbackofen“ detailliert, welches Material benötigt wird und welche Arbeitsschritte erforderlich sind, um einen Lehmbackofen zu bauen.