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Erneute Demonstration gegen Bildungsnotstand

Politik von Kreis und Stadt Helmstedt unterstützen die Forderungen der Initiative, die lautstark im Maschstadion dargestellt wurden.

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 Kinder gestalteten das Transparent, mit dem die Initiative „Weniger Leere(r)zimmer“ die Verantwortlichen aus Hannover zum Gespräch einlädt. Der Kampf gegen den Schulnotstand wird von der Helmstedter Politik unterstützt, viele Ratsmitglieder nahmen an der Demo teil.
Kinder gestalteten das Transparent, mit dem die Initiative „Weniger Leere(r)zimmer“ die Verantwortlichen aus Hannover zum Gespräch einlädt. Der Kampf gegen den Schulnotstand wird von der Helmstedter Politik unterstützt, viele Ratsmitglieder nahmen an der Demo teil. | Foto: Kathrin Peter-Sohr

Helmstedt. Die Aufmerksamkeit auf den Lehrermangel im Landkreis lenken und gemeinsam mit dem Land Niedersachsen für Abhilfe sorgen, das ist der Wunsch der „Initiative gegen Leere(r)zimmer“. Und die Motivation für ihr Engagement: Im vergangenen Jahr war es eine Menschenkette, die tatsächlich für eine Verbesserung bei der Unterrichtsversorgung sorgte, wenn auch nur vorübergehend. Aus diesem Grund folgte am Donnerstag ein gemeinsamer Protest im Maschstadion, weitere Aktionen sollen sich bei Bedarf anschließen.



Der Schulelternrat und die unter seinem Dach gegründete Initiative kämpft mit Unterstützung von Stadt und Landkreis vor Ort gegen ein landes-, genau genommen sogar bundesweites Problem. Ein Problem, für das Experten den demographischen Wandel verantwortlich machen. Ein Problem, für das, so lauteten Kritik und Appell der Initiative, andere Bundesländer jedoch inzwischen nachhaltigere und innovativere Lösungen gefunden hätten, als das in Niedersachsen der Fall sei. „Transparente Kommunikation und tragfähige Konzepte“ erwarten die Helmstedter Protestierenden vom Land und haben die zuständigen „Köpfe“, Kultusministerin Julia Wille Hamburg und Falko Mohrs, Minister für Wissenschaft und Kultur, mit einem bunten Plakat „sehr freundlich“ zu einem offenen Austausch eingeladen.

Keine Bildung schwächt die Zukunft


„Wir sind gerne dazu bereit, zu diskutieren und miteinander Lösungen gegen den dramatischen Lehrkräftemangel zu finden, heißt es in der Petition der Initiative: Die Folgen aber, permanenter Unterrichtsausfall und sich verschlechternde Bildungschancen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen aus finanziell benachteiligten Familien, könne man nicht mehr hinnehmen.

Erst das (landespolitische) Bewusstsein für die Problematik vor Ort, dann die praktische Lösung und alles in allem nicht weniger als „eine Zeitwende in der Unterrichtsgestaltung“, wie es Elternratsvorsitzende Alexandra Beckmann nannte, ist das ambitionierte Ziel der Initiative. „Keine Bildung schwächt die Zukunft“, appellierte Christine Schmid, selbst Mutter eines Schulkindes und Mitinitiatorin des aktuellen wie vorangegangen Protestes. Und unterstrich mit ihrer Mahnung, was politikwissenschaftlich erwiesen ist: Bildung entscheidet nicht nur für jeden Einzelnen über Teilhabe und Chancen, fördert Orientierung und Urteilsvermögen, sondern ist, gesamtgesellschaftlich gedacht, die Voraussetzung für funktionierendes, werteorientiertes Miteinander. Umgekehrt schwächt der Mangel an Bildung, das zeigen totalitäre Systeme der Geschichte und Gegenwart, langfristig die Gesellschaft.

Tragfähige Lösung gefordert


Der ständige Wechsel der Lehrkräfte, die ausgefallenen Stunden, die mangelnde Verlässlichkeit der Konzepte - das alles beeinträchtige auch hier im Landkreis „Bildung und Zukunft“, erklärten Schmidt und ihre Mitstreitenden. Sie forderten eine tragfähige Lösung inklusive Wertschätzung des Lehrberufes. Der habe schon seit Jahren, wie die Zahl der Studierenden zeigt, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern vor allem wegen der befürchteten chronischen Überlastung im späteren Job, an Attraktivität verloren. Schon längst würden deutlich mehr Lehrer benötigt als ausgebildet und die freien Stellen mit Quereinsteigern besetzt. Oder überhaupt nicht. Die Lehrenden, die noch da sind und sich engagieren, fühlten sich aufgrund der Vielzahl an anfallenden Aufgaben immer überlasteter, wie Bürgermeister Wittich Schobert in seiner Rede erklärte. Hinzu komme, auch das sei eine Folge des demographischen Wandels, dass die Lehrkräfte immer älter werden und man brauche keine Glaskugel, um zu erkennen, was anstehende Pensionierungen für das Problem Lehrermangel bedeuten werden, wenn nicht zeitnah gegengesteuert werde, warnte eine Teilnehmerin.

Helmstedter Politik unterstützt


Unterstützt von den Vertretern der Helmstedter Politik fordert die Initiative folglich bessere Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte, eine Modernisierung und Beschleunigung des Studiums, aber auch Anreize für die Arbeit im ländlichen Raum und multiprofessionelle Teams zur Entlastung der Pädagogen. „Wir sind bei euch“, versicherten die Vertreter von Stadt und Kreis, Bürgermeister Wittich Schobert und Erster Kreisrat Torsten Wendt. Schobert sprach sich für verkürzte Studienzeiten aus und erklärte, er selbst wünsche sich vom Land Verlässlichkeit. Das beträfe sowohl die finanzielle Umsetzung der in Hannover beschlossenen Ganztagsschulen als auch „Ehrlichkeit“ über den tatsächlichen Fehlbedarf an den Schulen. Torsten Wend, der in Vertretung für Landrat Gerhard Radeck das Wort an die Zuhörenden richtete, verwies auf das Motto des Landkreises „Zukunft, Leben, Geschichte“ und betonte, er sehe den Schwerpunkt eher bei den beiden ersten Punkten. Es sei wichtig, dass das Zusammenleben jetzt funktioniere und man müsse gemeinsam nach vorne gehen.
Mehr Infos zum Thema und zum Engagement der Initiative finden Interessierte auf der Internetseite www.weniger-leere(r)zimmer.de.

Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit dem HELMSTEDTER SONNTAG und wurde dort im Original veröffentlicht.


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